Die Jury hat entschieden

26.9.2012, 07:15 Uhr
Die Jury hat entschieden

© Grafik: Hackl-Hofmann Landschaftsarchitekten

Wie Bürgermeister Werner Baum im gut gefüllten Saal des evang. Gemeindehauses in seiner Begrüßung darstellte, gehe es ihm jedoch nicht allein um die Neugestaltung des Wallmüllerplatzes mit Umgriff, sondern langfristig um die der gesamten Innenstadt. Auch wolle man mit den jetzt vorgestellten Konzepten noch keiner konkreten Planung vorgreifen. Vielmehr soll eine Jury von den vier Büros am Ende eines auswählen, das besonders geeignet erscheint und mit dem die Stadt die weiteren Planungsschritte gemeinsam unternehmen möchte. Vor einer konkreten Planung stehe vor allem noch die genaue Prüfung der Zuschussmöglichkeiten, betonte der Rathaus-Chef. Und selbst bei guten Prognosen werde es keine prompte Umsetzung geben. Vielmehr sei das Ganze als längerfristiges Projekt zu sehen.
Diese besagte Jury setzte sich zusammen aus den Stadträten Klaus Fackler (FW), Stefan Fischer (SPD), Uwe Linss (CSU), aus Stefan Bathory und Matthias Faulhaber vom Stadtbauamt, Kreisbaumeister Wolfgang Kissling, Hermann Moser vom Planerbüro Moser & Ziegelbauer (es begleitet die Stadtentwicklung Treuchtlingen bereits seit vielen Jahren) sowie aus der Stabs-Chefin Silke Stadter (Stadtverwaltung) und nicht zuletzt dem Stadtoberhaupt selbst.
Nach der Begrüßung gaben die vier Planungsbüros ihre überarbeiteten Grundkonzepte nochmals zum Bes­ten, nämlich das Büro Detlef Paul (Schwabach), die Landschaftsarchitekten Adler & Olesch (Nürnberg), die Landschaftsarchitekten Hackl-Hofmann (Eichstätt) sowie das Büro Ermisch & Partner (Roth).
Um es gleich vorwegzunehmen: Am Ende des insgesamt knapp dreistündigen Abends und nach längerer Beratung der Jury fiel deren Entscheidung auf das Büro Hackl-Hofmann aus Eichstätt. In den Augen der Bewerter hat dieses Haus – insgesamt gesehen – sehr gute Ideen geliefert und auch über den Wallmüllerplatz hinaus die Bereiche im Umgriff, wie z.B. den Stadtpark, die Fischergasse und den Rathausplatz, gut herausgearbeitet.
Von daher soll an dieser Stelle nochmals (und einzig) auf das Konzept von Hackl-Hofmann näher eingegangen werden. Einer der Knackpunkte in allen vorgestellten Varianten ist die künftige Verkehrsführung in der Bahnhofstraße nach einer Umgestaltung des Wallmüllerplatzes. Das „Sieger-Büro“ hat sich nach langem Abwägen hier für eine Einbahnregelung entschieden, um nach einer dann möglichen Verengung der Fahrbahn mehr Gestaltungsspielraum für die Bahnhofstraße an sich (Bäume, Pflanztröge) sowie die Radwege (in beide Richtungen) und Gehwege zu gewinnen. Die Einbahnregelung soll demnach von Süden nach Norden verlaufen, und zwar vom Wallmüllerplatz bis hin zur Einmündung in die Fischergasse. In der Fischergasse könnte dem Konzept zufolge die bisherige Verkehrsführung beibehalten werden.
Da in diesem Konzept aber auch der spätere Ausbau des heutigen Fußweges entlang der Firma Altmühltaler Mineralbrunnen von der Fischergasse hin zum Wochenmarkt-Parkplatz (gegenüber der Sparkasse) nicht ausgeschlossen wird, könnte die Einbahnregelung in der Bahnhofstraße dann sogar bis zu dieser Einmündung reichen. Über die so um den Fußweg verlängerte Fischergasse würde dann den Verkehr in beiden Richtungen abgewickelt.
Als „grünen Platz“ bezeichnet das Büro den heute eher ungenutzten Grünbereich an der Bahnhofstraße vor dem ehemaligen Markt „Super 2000“, den es als eigenständigen Platz sowie Treffpunkt der Bürger mit Erholungs- und Freizeiteffekt aufzuwerten gelte. Hier könnten neben Bäumen und Spielgeräten als Gestaltungselemente längere „Naturstein-Stangen“ als Sitzgelegenheit Verwendung finden. Eine lange und lockere Baumreihe und ein Band aus Pflanztrögen entlang der gesamten Bahnhofstraße würde diese optisch bereichern und zudem eine Sichtachse zum Stadtpark herstellen, der in den Augen der Planer bisher ein eher verstecktes Dasein fristet. Auch dieser Park selbst müsste durch geeignete Gestaltungselemente aufgewertet und mehr ins Gesamtgeschehen eingebunden werden.


Wohnbebauung mit Parkdeck


Für den großen Parkplatz in der Fischergasse sieht das Konzept der Eichstätter Landschaftsarchitekten eine Wohnbebauung vor – mit integriertem Parkdeck auf dem Höhenniveau des jetzigen Parkplatzes. Die Bebauung soll so ausgestaltet werden, dass nördlich des neuen Gebäudes eine attraktive Wegverbindung von der Fischergasse vorbei an dem integrativen Kindergarten zur jetzigen „Stadtmauer“ entstehen kann.
Der stufige Brunnen auf dem Wallmüllerplatz müsste nach diesem Konzept einem nahezu ebenerdigen und vor allem abschaltbaren Wasserfontänenspiel (z.B. Sprudelbänder) weichen. So könnte dieses Areal gegebenenfalls auch für Feste, Märkte und andere Veranstaltungen als Freifläche dienen. Eine effektive Beleuchtung soll den Platz am Abend (nebst Wasserspiel) in ein ansprechendes Licht tauchen. Statt der bisherigen Sitzbänke findet sich in der Vorstellungswelt von Hackl-Hofmann ein längeres Sitzband aus Naturstein, das zum Verweilen und Betrachten des Wasserspiels einladen soll.
Als Belag schlagen die Planer geschnittenes Granitpflaster oder hochwertiges Betonpflaster vor, und zwar nicht allein nur für den Wallmüllerplatz, sondern über die dortigen Straßenbereiche hinweg, für den „grünen Platz“ sowie den Bereich um die Stadtmauer herum. Die Übergänge von Gehwegen, Erlebnisbereichen und Straßen sollen hierbei nahezu ebenerdig und „gleichberechtigt“ sein.
Dies ist im groben Überblick die Konzeption des „Sieger-Büros“, die bei den Juroren offenbar den größten Zuspruch fand.
Wie jedoch auch in den Präsentationen der anderen Büros immer wieder hindurchklang, ist der Gestaltungsspielraum durch die nach wie vor fehlende Ortsumgehung Treuchtlingens sowie durch die nahezu erdrückende bauliche Dominanz des Gebäudekomplexes der Firma Altmühltaler Mineralbrunnen im Innenstadtbereich freilich immens eingeschränkt.
Wie auch immer: Eine Planung ist dies alles sicher noch nicht, wie Baum auch mehrmals unterstrich. Zudem muss die Entscheidung der Jury, die eigentlich mehr eine Empfehlung war, in der Stadtratssitzung am heutigen Mittwochabend erst noch offiziell abgesegnet werden – Diskussionen nicht ausgeschlossen.

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