Dieser fränkische Schienenbus wird zur Sauna umgebaut

6.11.2019, 05:53 Uhr
In diesem Schienenbus soll die neue Sauna der Altmühltherme Treuchtlingen entstehen. In den nächsten sechs Wochen wird er nun in Eschweiler umgebaut.

© Benjamin Huck In diesem Schienenbus soll die neue Sauna der Altmühltherme Treuchtlingen entstehen. In den nächsten sechs Wochen wird er nun in Eschweiler umgebaut.

Nein, wirklich ansehnlich war der alte Schienenbus nicht mehr, als er im Frühjahr auf ein Abstellgleis am Treuchtlinger Friedhof gestellt wurde. Die Fenster waren zum Teil eingeschlagen, der rote Lack hatte seine besten Tage hinter sich und war von Graffiti verunstaltet, und auch im Inneren hatte der Zahn der Zeit an dem Zug genagt.

"Der Boden war an beiden Enden total verrottet. Wir mussten ihn herausreißen und flexen, überall war der Schmutz", erinnert sich Jürgen Weiler an die Arbeiten der vergangenen Monate. Zusammen mit Waldemar Müller, Werner Schultheiß und Dieter Hildebrandt hat er ehrenamtlich an der Restaurierung des Zugs gearbeitet. Unterstützung erhielten sie von sechs Mitarbeitern des Bauhofs sowie vier Angestellten der Altmühltherme. Dort ist künftig auch Endstation für den dunkelroten Schienenbus: auf dem Außengelände des Thermalbads.

Besprüht und teilweise ohne Fensterscheiben: So sah der Uerdinger Schienenbus aus, als er im Frühjahr dieses Jahres vom Nördlinger Eisenbahnmuseum nach Treuchtlingen transportiert wurde.

Besprüht und teilweise ohne Fensterscheiben: So sah der Uerdinger Schienenbus aus, als er im Frühjahr dieses Jahres vom Nördlinger Eisenbahnmuseum nach Treuchtlingen transportiert wurde. © privat

Denn in dem alten Waggon soll ein Teil der neuen Saunalandschaft entstehen – passend zur Geschichte Treuchtlingens als ehemalige "Eisenbahnerstadt". Das fahruntaugliche Gefährt, einen Uerdinger Schienenbus der Baureihe VT 98, hatte die Therme vom Eisenbahnmuseum in Nördlingen kaufen können. Das 1960 gebaute Fahrzeug war über 30 Jahre lang auf Nebenbahnstrecken in Mittelfranken unterwegs und stand seit August auf dem Industriegleis in der Eulenhofstraße.

In den vergangenen Monaten wurde der einstige Beiwagen in 400 Arbeitsstunden optisch wieder hergerichtet. Der Boden musste raus, neue Dichtungen und Fenster wurden eingebaut, und das Außenblech bekam nach dem Sandstrahlen einen rostsicheren Anstrich.

Dabei hat die Therme auch auf Freiwillige aus der Altmühlstadt zurückgegriffen, die schon Erfahrungen im Restaurieren alter Züge haben. Ein Teil der Ehrenamtlichen hat zum Beispiel vor vier Jahren die Treuchtlinger Denkmalslok wieder auf Vordermann gebracht. Die Arbeiten seien aber nicht vergleichbar gewesen, so Weiler: "Die Denkmalslok wurde ja nur außen aufgehübscht. Beim Schienenbus mussten wir richtig an die Substanz gehen."

Keine einfache Angelegenheit, die auch mit ein bisschen Ekel verbunden war. Vor allem vor dem Herausreißen der alten Toilette hat es die Helfer zunächst gegraust. "Doch das war dann gar nicht so schlimm wie erwartet", erinnert sich Weiler.

Umbau in Nordrhein-Westfalen

Das neue Glanzstück hat Treuchtlingen nun vorerst wieder verlassen: Am Montagnachmittag wurde der Schienenbus auf einen Schwerlasttransporter geladen und in die Werkhalle des Saunaherstellers ins knapp 500 Kilometer entfernte Eschweiler bei Aachen gebracht. Dort soll in den kommenden sechs Wochen die Sauna eingebaut werden, bevor der Waggon dann an seinen endgültigen Standort im Außenbereich der Altmühltherme gehoben wird.

Läuft alles nach Plan, geht die Sauna zum Jahreswechsel 2019/20 in Betrieb, so Thermenleiter Ulrich Schumann. Der Bus wird einer von mehreren Schwitzräumen sein. Bei einer Temperatur von etwa 70 Grad können die Gäste dort mit Blick über den neuen Saunagarten verweilen. Nach Schumanns Angaben ist das bundesweit die erste Sauna in einem Schienenbus. Doch wie eine Internetrecherche zeigt, waren manche der Züge schon früher und eher ungewollt als "Sauna" unterwegs: mit Fahrgästen im Hochsommer.

Die ehrenamtlichen Helfer sowie die beteiligten Mitarbeiter von Bauhof und Therme dürfen sich dann zum Dank für ihre Arbeit als erstes darin umblicken. Jürgen Weiler will die Kabine aber nicht testen: "Ich bin überhaupt kein Saunagänger."

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