Dietfurter Stein ziert Bauten in aller Welt

20.5.2020, 06:04 Uhr
Dietfurter Stein ziert Bauten in aller Welt

© Patrick Shaw

Alfmeier arbeitet an Corona-Schnelltest, das Mineralwasser von Altmühltaler steht in den Regalen von Aldi, Norma und Edeka, und mit Krauss Maffei ist ein großer Name aus der Kunststoffbranche in der Altmühlstadt zuhause. Etwas weniger beachtet, hat sich in den vergangenen Jahren aber noch ein weiterer Betrieb zum "Global Player" gemausert: Mit ihren rund 550 Mitarbeitern Treuchtlingens zweitgrößter Arbeitgeber, liefert die Firma Franken-Schotter altmühlfränkischen Jurakalkstein für prominente Bauprojekte nach London und Moskau, New York und Buenos Aires, Auckland und Shanghai. Die Corona-Krise? Bislang kaum zu spüren.

Dietfurter Stein ziert Bauten in aller Welt

© Franken-Schotter

Eigentlich wollte Franken-Schotter heuer sein 50-jähriges Bestehen feiern. Dass das Fest nun nicht stattfinden kann, ist aber so ziemlich die einzige größere Einschränkung, die das Unternehmen im Zuge der Pandemie hinnehmen muss. "Insgesamt geht es bei uns relativ normal weiter", fasst Geschäftsführer Karl Tratz zusammen. Im Straßenbau sei es derzeit zwar "etwas ruhiger", die meisten Aufträge für Hochbauprojekte seien aber noch aus der Zeit vor Corona und würden jetzt umgesetzt.

Ein bisschen Sorge bereitet Tratz und seinem Mit-Geschäftsführer Thomas Herrscher allerdings die erwartete Investitionszurückhaltung in den nächsten Jahren. "Die Kommunen fallen zurück", prognostiziert Herrscher. Man sei "froh, dass in Treuchtlingen zumindest die Johann-Lindner-Straße jetzt noch gemacht wird" (wir berichteten). Neben Fassadenplatten und Mauersteinen ist der beim Brechen anfallende Schotter ein wichtiges Nebenprodukt (und Namensgeber) des Dietfurter Unternehmens.

"Ruhiger" ist die Auftragslage auch in Russland und den USA, wo das Virus noch stärker grassiert. "Das ist aber kein Einbruch, sondern eher eine Verzögerung", meint Verkaufsleiter Andreas Rohm. In Nahost schlage zudem der Verfall des Ölpreises auf die Investitionen durch. Andererseits gebe es auch unerwartete Anfragen auf neuen Kanälen wie etwa den Sozialen Medien, weil die Konkurrenz aus China und Indien teils überhaupt nicht mehr liefere. "Da ist die Frage dann nicht, welcher Stein, sondern ob man überhaupt welchen bekommt", so Rohm.

Die Gebäude, die mit den Fassadenelementen, Boden- und Wandbelägen aus Dietfurt sowie den vor zwei Jahren von Franken-Schotter übernommenen Kaldorfer Marmorwerken entstehen, sind teils echte Aushängeschilder. Ob das Sudetendeutsche Museum in München, das Berliner Schloss oder die tschechische Staatsoper, ob Teile des Nato-Hauptquartiers in Brüssel, das futuristische Rathaus im norwegischen Bodø oder ein Edel-Weingut in Bordeaux, ob die amerikanische Botschaft in Honduras, ein Einkaufszentrum in Neuseeland, ein Hochhausviertel in Moskau oder der 2019 fertiggestellte, 78-stöckige Super-Wolkenkratzer "35 Hudson Yards" in New York: Das altmühlfränkische Naturprodukt ist weltweit ein beliebtes Gestaltungselement.

Dietfurter Stein ziert Bauten in aller Welt

© Franken-Schotter

"Vielerorts geht der Trend weg von Glas und Stahl", beobachtet Karl Tratz. Und der Jurakalk biete erstaunliche Qualitäten: "Der amerikanische Limestone, der zum Beispiel am Empire State Building verbaut wurde, ist dort bis zu 25 Zentimeter dick", erklärt Johannes Semmler, der die Kaldorfer Marmorwerke führt. "Unser Stein ist viel fester und weniger porös, sodass er sogar eine Alternative zu Granit darstellt. Er kann in nur zwei bis drei Zentimetern Dicke verarbeitet werden." Die so entstehenden Platten werden dann – wie etwa in Bodø – auf eine Unterkonstruktion aufgeklebt und einfach in die Gebäudefassade eingehängt.

Etwa 25 solche Projekte beliefert Franken-Schotter derzeit gleichzeitig. "Das ist der Vorteil unserer Größe", erklärt Exportmanager Willi Tratz. Täglich verlassen zwischen 2000 und 3000 Quadratmeter Steinplatten das Werk, 50 bis 60 Prozent davon gehen in den Export. "In München sind wir bei den Architekten weniger bekannt als in London oder New York", bedauert sein Bruder und Firmenchef Karl Tratz.

Und die Umwelt, was sagt die zu den Steinbrüchen? "Unsere Abbaufläche schrumpft seit Jahren", erläutert Thomas Herrscher. "Und wo der Steinbruch ausgebeutet ist, wird er aufgefüllt und renaturiert." Dafür wird Bauschutt verwendet, der zuvor streng auf Belastungen geprüft wurde. So "wandert" der Tagebau, wird aber nie größer. Außerdem hat sich Franken-Schotter laut Herrscher freiwillig nach dem EU- Umweltstandard EMAS zertifizieren lassen. Mit sichtbarem Effekt: Auf den Brachflächen sind regelrechte Biotope entstanden, Pflanzen und Tiere erobern die Landschaft zurück. Immer wieder laufen den Arbeitern sogar Wildschweine über den Weg.

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