Eine „blühende Arche“ für Treuchtlingen und Solnhofen

23.3.2017, 06:05 Uhr
Eine „blühende Arche“ für Treuchtlingen und Solnhofen

© Naturpark-Infozentrum

Etwa die Hälfte Deutschlands besteht aus Ackerfläche. Ein weiteres Drittel sind Wälder, Straßen und Siedlungen. Sie alle wachsen – auf Kos­ten der bedrohten Wiesen. Das verdeutlichte Bauch zu Beginn ihrer Präsentation. Dabei habe der Blühflächen-Schwund gravierende Folgen für die Artenvielfalt – und zum Beispiel mit dem Bienensterben auch für Landwirtschaft und Mensch. Gerade in der Region gebe es jedoch auch positive Beispiele, wie etwa den Treuchtlinger Kurpark oder den Trockenrasen und die Obstwiesen am Bubenheimer Berg, wo „noch die wilde Möhre blüht“.

Genau bei diesen Refugien setzt das Projekt des Naturparkzentrums an. Es will laut Bauch „zertifiziertes Saatgut, das von Hand in der Region gesammelt wird, auf öffentliche Flächen holen“. Bei den heimischen Insekten gehe es dabei mittlerweile ums Ganze, nämlich „einfach um die Chance, zu überleben“. So drastisch sei die Situation. Etwa 40 von rund 520 Arten seien bereits unwiederbringlich verschwunden.

Die „blühende Arche“ ist nach Bauchs Worten „ein Projekt, bei dem jeder etwas tun kann“ – vom Topf auf dem Fensterbrett oder Blumenkasten auf dem Balkon über den eigenen Garten bis hin zu großen, öffentlichen Brachflächen. Projektpartner, die die Aktion unterstützen und ihrerseits profitieren, sind neben der Politik die Naturschutzbehörden, das Wasserwirtschaftsamt Ansbach, die katholische Universität Eichstätt, die örtlichen Landwirte, Gärtner und Imker sowie Kindergärten, Schulen und die Tourismusbranche.

Im benachbarten Solnhofen gibt es bereits zwei solche öffentlichen Blühflächen, eine vor dem Rathaus und eine gegenüber dem Bahnhof. Zwei weitere sind am „Giesenhaus“ und im Wohngebiet Römerstraße vorgesehen.

Für Treuchtlingen hatte Bauch fünf Vorschläge im Gepäck. Der erste Standort könnten ihr zufolge die großen Feuchtwiesen am Auen-Erlebnispfad bei Graben sein, wo schon seit Jahren „Rehe und Biber machen dürfen, was sie wollen“. Blühfläche Nummer zwei könnte entlang dem Wanderweg am Nordende des Karlsgrabens entstehen, und Areal Nummer drei beiderseits der westlichen Zufahrt zum Treuchtlinger Wertstoffhof. Zwei weitere Blumenwiesen schweben dem Naturparkzentrum im Innenhof an der Nordseite der Grundschule sowie auf der Brachfläche vor der ehemaligen „Judenschule“ nördlich des Stadtschlosses vor. Dietfurts Ortssprecher Christian Früh brachte überdies die provisorische Aushub-Deponie im Steinbruch am Weidstein ins Gespräch, für die sich ebenfalls eine solche Begrünung anbiete.

Neben dem Umweltaspekt ist für die Kommune aber auch der Kostenfaktor des Projekts interessant. „Wir pflegen unsere Grünflächen bisher wie einen Golfplatz“, verdeutlichte Bauch. Das schlage bei einem zehnmal pro Jahr gemähten Rasen mit jährlich rund 1900 Euro zu Buche. Bei einer naturnahen Blumenwiese, die nur zweimal im Jahr tierschonend gemäht wird, reduziere sich die Summe auf 1150 Euro, bei einem Wildblumensaum sogar auf nur 600 Euro. Auf manchen Flächen sei es nicht einmal nötig, neue Wiesenblumen anzusäen – man müsse nur „etwas Geduld haben und die Natur einfach machen lassen“.

Unter dem Strich hat das Projekt ein Volumen von 25.000 Euro. Mindestens 70 Prozent davon kommen laut Bauch aus Fördertöpfen. Privatleute, die im eigenen Garten eine solche „Arche“ schaffen möchten, erhalten zwar keinen Zuschuss, werden aber in Sachen Saatgut und Pflege kostenlos beraten.

Um diese Arbeit „auf möglichst viele Schultern zu verteilen“, soll es demnächst einen „runden Tisch“ mit den Naturschutzbehörden und dem Landschaftspflegeverband geben, aus dem ein „regionales Netzwerk“ entstehen soll. Die ersten Ergebnisse will das Naturparkzentrum dann im Herbst bei einer öffentlichen Präsentation am Stadtschloss vorstellen.

„Wir machen das nicht nur für die Natur, sondern auch für unsere Kinder“, fasste Marlit Bauch im Stadtrat zusammen. „Denn die haben in der Natur eine ganz große Entdeckerfreude“.

Keine Kommentare