Einstimmiges Votum für „Bürger-Golf“

13.12.2010, 07:00 Uhr
Einstimmiges Votum für „Bürger-Golf“

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Endgültig entschieden wird darüber in der nächsten Sitzung des Stadtrates.

Vorgestellt wurde das Golf-Projekt von Wolfgang Birkle, den die Treuchtlinger FH als Experten engagiert hatte. Birkle ist Golftrainer, war Nachwuchs-Landestrainer und ist im Golfverband engagiert. Bürgermeister Werner Baum erklärte dazu, dass es sich zunächst um Gedankenspiele gehandelt habe. Das Thema sei erst vor wenigen Wochen auf die Tagesordnung gekommen. Die Grundidee sei, die Infrastruktur zu stärken. Dabei solle kein „elitärer Golfplatz“ entstehen, sondern eine Art „Bürger-Golfplatz“, der von jedermann, auch von den Schulen und von Urlaubern, genutzt werden könne. Solch ein Platz sei auch ein gutes Argument für Investoren bei einer eventuellen Hotelansiedlung.

Wolfgang Birkle erläuterte ein mögliches Konzept. Bundesweit sei der Golfsport seit Jahren in einem steilen Aufwärtstrend. Aber es fehlen speziell Plätze für den Nachwuchsbereich und den Breitensport. Genau einen solchen könne er sich in Treuchtlingen gut vorstellen. Golf habe die Tendenz zum Sport für jedermann. Ab 2016 sei die Sportart auch olympisch.

In England, so Birkle, sei Golf Volkssport. Es gebe dort viele kleine Anlagen in Erholungsparks. Ähnliches sieht er auch für Treuchtlingen möglich. Er präsentierte dabei einen Projektplan, nach dem auf der Wiesenfläche neben dem Stadtweiher ein Übungsplatz mit Driving Range sowie Pitching- und Putting Greens entstehen könne. Auf der Burgstall-Wiesenfläche neben der Thermalbohrung könne außerdem ein kleiner Sechs-Loch-Kurzplatz entstehen. „Das ist kein richtiger, kompletter Golfplatz – das ist so nicht gewollt“, so Birkle. Man könne auf solchen kleinen Bahnen aber sehr gut das Golfspielen lernen. Birkle sprach von „Golf in der Mittagspause“ und einem Zeitaufwand von 30 bis 40 Minuten, um eine Runde zu spielen. Mit diesem Konzept will man ein Haupthindernis für den Golfsport – nämlich Zeitmangel – umgehen.

Ökologische Anlage

Gebaut werden soll der Platz nach ökologischen Aspekten, mit möglichst wenig Erdbewegungen, Baumaterial aus der nächsten Umgebung sowie mit einer Aufwertung durch Aufplanzungen. Wie in der Sitzung erläutert wurde, hat die Untere Naturschutzbehörde bereits grünes Licht für solch ein Projekt signalisiert.

Der Platz könne genutzt werden zum Golfeinstieg für alle Altersgruppen. Der Adventure Campus würde Einführungsseminare anbieten, es könne Schnupperkurse für Vereine geben. Der Platz könnte für jedermann öffentlich zugänglich sein im Sinne von „Pay and Play“ (einer Kasse wie bei einem Blumenfeld). Auch Schulsport für alle Jahrgänge und Schularten könne dort betrieben werden, und die VHS könne Kurse anbieten. Für die FH hätte der Platz ebenfalls großen Nutzen, z.B. als Ausbildungsmodul oder zur Golftrainerausbildung für Studenten. Nicht zuletzt könnte der Platz auch von Kliniken für die Reha und von Krankenkassen genutzt werden. Für den Tourismus würde der Platz außerdem einen neuen Anker werfen.

Und nicht zuletzt könnten auf dem Golfplatz auch Events wie Pitch- und Puttmeisterschaften durchgeführt werden oder z.B. ein „Treuchtlinger Fünfkampf“ aus Laufen, Klettern, MTB, Kanu und Golf – wie Birkle in die Runde warf.

Der Golftrainer erklärte, dass für die Ausübung des Golfsports in diesem Umfang lediglich 50 bis 100 Euro an Grundausrüstung nötig wären. Thomas Apitzsch sprach von einem innovativen Modell. Ein günstiger, öffentlicher Golfplatz passe hervorragend in die touristische Landschaft.

In der anschließenden Diskussion gab es viele Fragen. So die Frage, wer den Platz betreibe. Hier kam die klare Aussage, dass sich die FH dabei in der Pflicht sähe. Und es kam auch die Frage nach den Kosten auf. Birkle nannte 150.000 Euro, wobei Vieles in Eigenleistung zu machen sei und man auch auf Material-Sponsoren hoffe. Werner Baum erklärte, dass diese Summe in der Verpflichtung enthalten sei, die Landkreis und Stadt gegenüber der FH abgegeben hätten.

Alle Fragen beantwortet

Kritisch äußerte sich Utz Löffler (SPD). Er könne sich nicht vorstellen, wie sich das derzeitige Naherholungsgebiet mit dem Platz vertrage. Dazu sagte Wolfgang Birkle, dass es viele Beispiele von Golfplätzen gebe, wo genau das sich bestens vertrage; er nannte Bad Griesbach als Beispiel.

Klaus Fackler (FW) bat, sehr sensibel mit dem Burgstallberg umzugehen. Der Platz müsse in die Herzen der Bürger finden. Am besten wäre, man binde ihn in den Stadtentwicklungsprozess mit ein. „Nichts wäre schlimmer, als eine Front aufzumachen.“

Die Frage von Oswald Bayer (TBL), ob der Platz zusätzlich mit Straßen und Parkplätzen erschlossen würde, wurde verneint. Und auch die Frage von Stefan Fischer (SPD), ob denn auf dem Platz im Winter Schlittenfahren weiter möglich sei, wurde vom Planer als unproblemtisch beschrieben. Das Gras halte viel aus. Am Ende gab sich der Bauausschuss mit allen Antworten zufrieden und befürwortete das Projekt Bürgergolfplatz einstimmig.

Zu Beginn der Sitzung hatte übrigens Bürgermeister Werner Baum sehr deutlich das Weißenburger Tagblatt kritisiert, das nun bereits innerhalb kurzer Zeit zwei Mal über Treuchtlinger Pläne berichtet habe, die noch nicht entscheidungsreif bzw. noch nicht einmal nichtöffentlich diskutiert waren. „Man muss der Stadtverwaltung und dem Bürgermeister zugestehen, dass sie sich Gedanken machen und dies zunächst nichtöffentlich diskutiert wird. Wir wollen nicht öffentlich über ungelegte Eier reden.“ Man werde öffentlich über Themen informieren, wenn die Zeit dafür reif sei.

Baum machte auch deutlich, dass der Golfplatz kein „Geheimprojekt“ sei und es keinen Grund gebe, Informationen darüber zurückzuhalten. An der Diskussion zum Golfplatz sei bis zu diesem Zeitpunkt aber weder der Kreistag beteiligt gewesen, noch sonst irgendein politisches Gremium. Auch im Stadtrat kam der Bericht des Tagblatts nicht gut an, da bis dato kein Treuchtlinger Stadtrat über die Idee informiert war.

Die FH-Leitung zeigte sich ebenfalls verschnupft. „Eine derartige journalistische Vorgehensweise kannte ich bislang nicht“, so Campus-Leiter Thomas Apitzsch. Die Information war offenbar über eine vertrauliche Verbandseinladung der FH durch einen Verbandsvertreter an die Öffentlichkeit gekommen.