Elektronischer Schießstand für Treuchtlinger Schützen

20.10.2019, 05:38 Uhr
Elektronischer Schießstand für Treuchtlinger Schützen

© VSG Treuchtlingen

Früher war es noch eine mühselige Angelegenheit, den besten Schützen herauszufinden, erinnert sich Alfons Schinseck. Die Papier-Schießscheiben aller Schützen mussten eingesammelt und händisch ausgezählt werden. "Da saß man für acht Schützen schon 20 bis 45 Minuten zusammen, und das zu zweit", so der dritte Schützenmeister der Vereinigten Schützengesellschaft (VSG) 1850 Treuchtlingen. Diese Zeite sind nun vorbei, einer der ältesten Vereine Treuchtlingens ist ins digitale Zeitalter vorgerückt.

Stolz präsentiert Schinseck den neuen elektronischen Schießstand für Luftpistole und Luftgewehr, den die VSG in ihrem Vereinsheim am Galgenbuck errichtet hat. "Alles in Eigenarbeit", wie Schinseck betont. Die alte Anlage sei nicht mehr zeitgemäß gewesen, weshalb sich der Verein für den Umbau entschlossen hat.

Dem ging eine Sanierung des über 30 Jahre alten Standes einher: Mauern und Decke wurden eingerissen und neu aufgebaut, den Stand in vom Schützenverband empfohlener grüner Farbe gestrichen und mit besonderen Lampen ausgestattet, die in allen Schießständen der Schützen für gleiche Bedingungen sorgen sollen. Über 1000 Stunden in drei Monaten haben an die zehn Mitglieder in ihrer Freizeit aufgewandt, um die Anlage zu erneuern.

Dabei mussten die Schützen noch ein paar Besonderheiten beachten: So wurden sämtliche Stromleitungen hinter einer Verkleidung verlegt, damit keine Munition durchkommt und die Kabel angreift, erläutert Schinseck: "Wenn sich da ein Funke bildet, brennt die ganze Hütte weg."

Modernste Technik

Statt der Schießscheibe gibt es nun also am Ende des zehn Meter langen Standes einen Kasten, in dem modernste Technik steckt: Jeder Treffer wird sofort erfasst und auf einem Tabletcomputer neben dem Schützen angezeigt. "So kann ich gleich sehen, wie gut der Schuss war", so Schinseck. Und nicht nur das: Die gesamte persönliche Statistik eines Schützen ist auf den neuen Geräten hinterlegt, jeder kann sehen, wie er sich verbessert hat.

Am Wochenende treffen sich Schützen zum Training oder zu Wettkämpfen. "Wie im Fußball, wir besuchen die Vereine im Gau und sie sind dann auch bei uns zu Gast." So gibt es Rundenwettbewerbe in verschiedenen Vereinen sowie die interne Meisterschaft. Außerdem lobt die Stadt Treuchtlingen jedes Jahr einen Stadtpokal aus. Und wer in der Gaumeisterschaft besonders gut trifft, kann sich für Wettbewerbe auf Bezirksebene qualifizieren.

Die Regeln der Wettkämpfe auf der Luftpistole sind klar: Jeder Teilnehmer hat 40 Schuss, wer mitten ins schwarze Trifft bekommt zehn Ringe, am Rand der Scheibe ist es nur noch einer. Am Ende werden sämtliche Ringe zusammengezählt, um den Sieger zu ermitteln – 400 Ringe sind also die Höchstpunktzahl. "Doch das schafft fast niemand, 350 bis 360 Ringe sind bei der Luftpistole schon der Höchststand", meint Schinseck.

Bei besonders engen Entscheidungen bestimmen die Schützen auch noch die sogenannten Teiler, also die Werte im hundertstel Millimeterbereich. "Durch die digitale Anlage gibt es bei der Auszählung keine strittigen Entscheidungen mehr", nennt Schinseck die Vorteile.

Durch Spenden finanziert

Die neue Anlage konnte durch insgesamt 10 800 Euro Spenden der Raiffeisenbank, der Sparda-Bank und der Sparkasse finanziert werden. Auch die Stadt Treuchtlingen gab eine Förderung dazu. Beim Eröffnungsschießen hat der dritte Bürgermeister Klaus Fackler die Einweihungsscheibe geschossen. Florian Kulig von den Edelweißschützen Bubenheim hatte bei den Mitgliedern der Schützenvereine aus dem Stadtgebiet die Nase vorn.

Im Keller des Schützenhauses gibt es noch eine Anlage für Kleinkaliberwaffen, im Wald bei Möhren auch eine Anlage für Großkaliber und den klassischen Stopfwaffen, bei denen das Schwarzpulfer noch von Hand in den Lauf gestopft werden muss. "Wir sind der einzige Schützenverein in der Umgebung, der alle Disziplinen des Bayerischen Sportschützenbunds abdeckt", sagt Schinseck. Trotzdem bekommt man von der VSG im Stadtleben oft wenig mit, da sind die Schützenvereine auf den Dörfern scheinbar umtriebiger, etwa mit ihren Königsumzügen.

Der dritte Schützenmeister Alfons Schinseck möchte das ein bisschen relativieren: "Wir haben natürlich auch viele Feste, aber in der Stadt ist die Resonanz nicht so groß wie in den Dörfern." Deshalb sei es auch mit dem Nachwuchs ein bisschen schwierig. Zwar gebe es noch viele aktive ältere Mitglieder, die nun auch aufgelegt schießen dürfen. Doch bei der Jugend wird es dünn, erfordert das Schießen doch höchste Konzentration. "Sich ruhig hinstellen, die Klappe halten und ganz konzentriert 40 Schuss abgeben – das fällt vielen Jugendlichen heutzutage schwer." Vielleicht kann sie die VSG ja mit dem neuen digitalen "Spielzeug" überzeugen.

Wer selbst den neuen Schießstand ausprobieren möchte, kann zu den Trainingszeiten im Schützenhaus der VSG, Gottfried-Keller-Straße 14, vorbeischauen: Freitags ab 19 Uhr und sonntags ab 10 Uhr.

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