Engagement im Ehrenamt gewürdigt

15.12.2010, 07:30 Uhr
Engagement im Ehrenamt gewürdigt

© Sieghard Hedwig

Bürgermeister Werner Baum hob in seinen einleitenden Worten hervor, dass das funktionierende soziale Gefüge einer Gesellschaft ohne ehrenamtliches Engagement - gerade in einer Zeit zunehmender Rücksichtslosigkeit und Egozentrik - praktisch undenkbar wäre. Freilich könne die Vergabe von Urkunden und Ehrenamtsnadeln am Ende nur eine symbolische Geste sein; dennoch gelte es, ein Zeichen zu setzen und diesem unentgeltlichen Einsatz von Bürgern gebührende Beachtung zu schenken sowie in Form einer Würdigung den angemessenen Rahmen zu verleihen. Nicht zuletzt soll diese Form der Auszeichnung auch einen Anreiz für andere Menschen darstellen, sich als Bestandteil der Gesellschaft wahrzunehmen und in geeigneter Weise in diese mit einzubringen.

Die erste im Reigen der diesjährigen Geehrten (in alphabetischer Reihenfolge) ist Ingeborg Bauer, die sich insbesondere im sozialen Bereich hervorgetan hat. So widmet sie – mittlerweile als aktive Beirätin des Altenheimes – seit Jahren ihre Zeit den Bewohnern dieses Heimes, sei es durch viele Gespräche, gemeinsame Spiele, Erledigungen oder einfach nur durch persönliche Zuwendung. Zudem ist sie seit der Einrichtung des Diakonie-Kaufhauses im September 2008 dort ehrenamtlich im Einsatz und hilft z.B. bei der Sortierung der gespendeten Waren.

Willi Feigel ist seit ihrer Gründung im Jahr 2001 unverzichtbarer Aktivposten der Treuchtlinger Tafel, sammelt Lebensmittel in Märkten und Herstellerfirmen, sortiert sie und gibt sie zusammen mit anderen Helfern an die mittlerweile rund 120 Bedürftigen pro Woche aus. Außerdem ist er bei der Aktion „Eichhörnchen“ mit von der Partie, bei der vor Supermärkten um Spenden für Grundnahrungsmittel gebeten wird. Darüber hinaus ist er durch sein handwerkliches Geschick stets ein gefragter Mann und durch seine positive Ausstrahlung ein integrierender Teil des Vereins. Überdies ist er Vorstandsmitglied der Vereinigten Schützengesellschaft Treuchtlingen 1850 und wirkt dort auch als Mannschaftsführer.

Als einen Eckpfeiler des TSV Dietfurt bezeichnete der Rathaus-Chef Dieter Hörauf, der das Vereinsgeschehen über viele Jahre – teils auch als Hauptkassier, von 1974 bis 1982 als Vorsitzender – mitgeprägt hat. In seiner Zeit als Vorstand wurden das Sommerhaus erworben und umgebaut, die Gymnastikabteilung gegründet und der Neubau des Sportplatzes auf den Weg gebracht. Zudem war er in der Organisationsleiter-Ausbildung beim Bayerischen Landessportverband BLSV stark involviert. Seit 1980 fungiert er als Schiedsrichter und hat seither über 1400 Spiele „gepfiffen“. Weitere Tätigkeiten für den TSV waren und sind Schriftführer, Ausschussmitglied, 2. Vorsitzender und Ehrenamtsbeauftragter. Hörauf hat für die Jahre 1946 bis 2006 die Vereinschronik ausgearbeitet, ferner die Vereinssatzung erstellt und die Eintragung des TSV Dietfurt in das Vereinsregister veranlasst. Auf sein Konto gehen zudem unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden beim Um- bzw. Neubau des Sommerhauses, des Kinderspielplatzes und des Sportheims, der Errichtung der Flutlichtanlage sowie für den Naturpark-Wanderweg und viele weitere Aktivitäten. Hörauf ist darüber hinaus seit 1971 Mitglied der Feuerwehr Dietfurt und übte bzw. übt neben dem aktiven Dienst auch das Amt des Schriftführers und Vorstands aus. Im Weiteren ist er außerdem Ausschussmitglied in der Waldgenossenschaft sowie Mitglied des Prüfungsausschusses „Kaufleute für Bürokommunikation“ bei der Industrie- und Handelskammer Mittelfranken. Ebenso ist er passives Mitglied im örtlichen Gesangverein.

Der ehrenamtlichen Arbeit bei den Altertumsfreunden Wettelsheim 1924 und der Wahrung von Kulturgut hat sich Werner Kapp verschrieben. Dem Verein gehört er seit 1977 als aktives Mitglied an, von 1989 bis 1999 war er Schriftführer. Die im Lauf der Jahre hinzugekommenen Exponate hat er liebevoll restauriert, beschrieben, dokumentiert und mit die Basis für eine Archivierung geschaffen. Außerdem wirkte er über viele Jahre als Museumsführer. Bis heute forscht er in alten Quellen der Dorfgeschichte und stellt seine Erkenntnisse im Verein und der Öffentlichkeit zur Verfügung. Werner Kapp konnte der Würdigung selbst nicht beiwohnen und bekommt sie nachgereicht.

Gülden Kiraz hat sich in Zeiten der Diskussion um Menschen mit Migrationshintergrund als Frau erwiesen, die stets aktiv das Zusammenleben von Deutschen und Türken mitzugestalten versucht. Sie ist Mitglied im Elternbeirat der Grundschule Treuchtlingen und in deren Förderverein sowie im Elternbeirat der Senefelder-Schule. Sie gewinnt immer wieder türkische Frauen für den bedeutsamen Schulweghelferdienst und verrichtet diesen auch selbst. Kiraz ist bei zahlreichen Projekten stark eingebunden, sei es bei der Reihe „Deutsche und Türkische Frauen im Gespräch“ oder bei der Organisation des „Festes der Kulturen“. Sie wirkt als Planungsmitglied der Reihe „Leben in Deutschland“, einer Initiative zur Förderung der Sprachfertigkeit und Selbstständigkeit türkischer Frauen. Oft fungiert die Mutter von fünf Kindern als Dolmetscherin und Vermittlerin, z.B. bei Behördengängen und Formalitäten. Sie hat den Frauenbadetag in der Therme initiiert und ist seit heuer Vertreterin des „Treuchtlinger Moscheevereins“ bei öffentlichen Angelegenheiten. Außerdem engagiert sie sich als Moscheeführerin.

Werner Näßer - selbst passionierter Läufer - ist seit vielen Jahren Abteilungs- und Übungsleiter im ESV Treuchtlingen für die Läufer-Sparte und hat ab 1983 eine Läufergruppe etabliert, die sich beim jährlich stattfindenden Landkreislauf als siegreiches Team erwiesen hat. Er ist Motor und Hauptorganisator des Treuchtlinger Frühjahrslaufes, der sich in der Läuferszene weit über die Grenzen der Stadt großer Beliebtheit erfreut, auch bei Hobbyläufern. Näßer ist seit März 2006 als ehrenamtlicher Betreuer vom Amtsgericht bestellt. Derzeit betreut er zehn Personen.

Eine weitere Würdigung wurde Ernst Neumeyer zuteil - liebevoll „Luis Trenker von Treuchtlingen“ genannt. Während seiner Tätigkeit als Lokführer war er 18 Jahre lang bei der Bahn im Personalrat tätig. Seine Leidenschaft waren und sind jedoch die Berge. Er hat in seinem bisherigen Leben zahllose Zweitausender, Dreitausender und Viertausender bestiegen - allen voran und mehrmals den Mont Blanc. Stets hat er sein Wissen und Können in Sachen Bergwelt im Alpenverein zahllosen anderen Bergsteigern uneigennützig vermittelt und gilt als Vorbild in Sachen Bergkameradschaft. Seit 1948 ist er in der Treuchtlinger Sektion des Alpenvereins und wirkte ab 1951 als Bergwanderführer, später als Fachübungsleiter für Bergsteigen, Ausbildungsreferent der Sektion und als Jugendleiter. Immer pflegte er auch den engen Kontakt zu anderen Sektionen. Gut in Erinnerung sind zudem seine vielen Dia-Vorträge. Seit 1987 ist er Ehrenmitglied des Treuchtlinger Alpenvereins.

In der Öffentlichkeit vielen bekannt ist Irmengard Reichardt, die sich der Musik sowie dem Gesang verschrieben hat. Seit 1983 fungiert sie als Leiterin des 1976 gegründeten Bergsteigerchores des Alpenvereines. Sie organisiert(e) seit dieser Zeit zahllose Konzerte, Edelweiß-Abende, Weihnachtsfeiern sowie Busfahrten zu Berg- und kirchlichen Messen. Längst ist der heute 28 Sänger zählende Chor mit einem Repertoire von derzeit 147 Liedern durch ihr Tun weit über die Stadtgrenzen hinaus eine „musikalische Visitenkarte“ des Treuchtlinger Alpenvereins. 1985 gründete Reichardt aus den Reihen des Bergsteigerchors den Viergesang, der heute unter dem Namen „Drei Plus" bekannt ist. Obwohl sie heute in Eberswang lebt, ist ihr der Weg zu den Singstunden nicht zu weit. Außerdem ist die Geehrte eine leidenschaftliche Alpinis-tin. 2010 absolvierte sie die Prüfung zur Fachübungsleiterin für Bergwandern im Alpenverein und leitet seither alpine Wanderungen für die Sektion. Seit 2009 ist sie die 2. Vorsitzende des Treuchtlinger Alpenvereins.

Marianne Schmeling ist ein halbes Jahr nach deren Gründung in die CSU-Frauenunion eingetreten. Seit dieser Zeit ist sie Beisitzerin im Vorstand und durch ihre Art zugleich „Motor“ und „Seele“ bei der Durchführung verschiedener Aktivitäten. Diese beinhalten Themen des täglichen Lebens wie Gesundheit, Ernährung, Schüler und Jugendliche, Senioren, Sozialhilfeempfänger, hilfsbedürftige Frauen usw. Sie wirkt auch bei der jährlichen Organisation des Weihnachtsmarkt-Standes mit, bei dem Selbstgebasteltes verkauft und der Gewinn an soziale Einrichtungen gespendet wird. Aktiv ist sie außerdem bei Veranstaltungen im Altenheim und in der engen Beziehung zur Frauenunion Aue/Schwarzenberg. Des Weiteren ist die Gewürdigte Gründungsmitglied der Treuchtlinger Tafel. Anfangs räumte sie noch die Lebensmittel mit ein und gab sie dann aus. Aus gesundheitlichen Gründen kann sie dies heute nicht mehr, ist aber nach wie vor Mitglied. Darüber hinaus ist sie beim Seniorenbeirat der Stadt mit von der Partie.

Seit 1950 als aktive Sängerin in der Treuchtlinger Kantorei engagiert ist Helga Schmidt. Seit 1992 ist sie als Lektorin tätig, hält Gottesdienste in Treuchtlingen, im Dekanat Pappenheim und auch im Dekanat Weißenburg sowie Bibelstunden im Altenheim ab. Seit der Gründung des Patrich-Gesprächskreises im Jahr 1982 wirkt sie hier tatkräftig mit. Sie schreibt Geburtstagskarten an Gemeindemitglieder und schickt Karten an Hinterbliebene zum ersten Todestag ihrer Angehörigen. Ebenfalls aktiv tätig ist sie im Frauenforum der evangelischen Kirche.

Als einen „Narr“ im wohlverstandenen Sinn und einen Eckpfeiler der Karnevalsgesellschaft Treuchtlingen bezeichnete das Stadtoberhaupt den Faschings-Aktivisten Jürgen Weiler. Er trat 1983 der KGT bei und ist seitdem ein aktiver Posten. 1984 „regierte" er zusammen mit seiner Ehefrau Hildegard als Prinzenpaar. Von 1985 bis 1999 fungierte er als Hofmarschall und umsorgte seine ihm anvertrauten Prinzenpaare mit Leidenschaft und Engagement. Auch bei der Ausarbeitung von Begrüßungsreden der Prinzenpaare bei Festveranstaltungen wirkte er mit. Nach seiner Zeit als Hofmarschall wurde er Beisitzer in der Treuchtlinger Karnevalsgesellschaft. Insgesamt war er 22 Jahre engagiertes Mitglied im Vorstand. Bei vielen Tätigkeiten im Hintergrund ist der mittlerweile zum „Ehren-Hofmarschall“ Ernannte auch heute noch aktiv, so bei der Gestaltung der Gesellschaftsorden, beim Bühnenbau in der Stadthalle oder der Ausgestaltung des Festwagens der KG beim jährlichen Volksfestumzug. Der Fastnachtsverband Franken zeichnete ihn 1995 mit dem „Till von Franken“ aus, der Bund Deutscher Karneval würdigte seine Verdienste 2008 mit dem Verdienstorden in Silber.

Otto Zeller kümmert sich seit rund 15 Jahren um viele Mäh- und Pflegearbeiten rund um die Gemeinde Gundelsheim. Zu den Objekten gehören diverse Flurkreuze, das Denkmal der Heimatvertriebenen sowie Ruhebänke in der Flur. Fünf dieser Bänke hat Zeller selbst gezimmert und aufgestellt. Auch die ehrenamtliche Renovierung und Pflege eines Gedenksteins in Richtung Eichhof sowie die Errichtung und Unterhaltung eines Bildstockes im Jahr 1991 hat er sich zur Aufgabe gemacht. 2000 renovierte er die 1954 erbaute Kapelle an der Kreisstraße in Richtung Möhren, die er auch schon lange pflegt. Seit rund zehn Jahren wirkt er bei der Pflege des kirchlichen Friedhofes und des Stiftungswaldes der Kirche Gundelsheim tatkräftig mit. Die Auszeichnung nahm in der Feierstunde aus gesundheitlichen Gründen seine Lebensgefährtin Helga Dollinger entgegen.