Erste Treuchtlinger Bürgerversammlung in Haag

3.3.2017, 06:05 Uhr
Erste Treuchtlinger Bürgerversammlung in Haag

© Patrick Shaw

Das lag wohl nicht zuletzt daran, dass die Treuchtlinger Finanzen nach Ansicht des Stadtoberhaupts „viel zu negativ dargestellt werden“ und die Situation eigentlich gar nicht so dramatisch sei – wenn man Ausgaben und Schuldenlast nur richtig einordne. So habe die Stadt in den vergangenen fünf Jahren zwar Kreditaufnahmen in Höhe von mehr als 16 Millionen Euro geplant, letztlich aber weniger als die Hälfte tatsächlich gebraucht. Der Schuldenstand sei seit 2013 „nur“ von 9,5 auf 14 Millionen Euro gestiegen. Geplant waren 16 sowie für Ende dieses Jahres sogar 20,3 Millionen.

Zudem konnte die Kommune laut Baum „dank guter Verkäufe“ die Rücklagen auf 3,5 Millionen Euro aufstocken. Sie waren zeitweise unter eine halbe Million gerutscht. Und während im Etat 2016 noch eine Deckungslücke von 600.000 Euro klaffte und die Stadt sogar einen Teil ihrer Verwaltungskos­ten aus Krediten bestreiten musste, sei heuer auch wieder eine Zuführung zum Investitionshaushalt in Höhe von 1,5 Millionen Euro möglich.

Dennoch muss Treuchtlingen für die in diesem Jahr anstehenden Projekte weitere sieben Millionen Euro an Schulden aufnehmen. „Ich hoffe, dass wir auch da deutlich runterkommen“, gab sich der Bürgermeister in Haag zuversichtlich. „Die aktuellen Zahlen bewegen sich unter sechs, eher in Richtung fünf Millionen.“ Zusätzliche 200.000 Euro spüle die gerade beschlossene Senkung der Kreisumlage auf 48,9 Prozent in die Stadtkasse. Dafür gab es von Baum Lob für den politischen Gegner: „Landrat Wägemann hat sein Versprechen gehalten!“

Unverkennbar ist dennoch das Miss­verhältnis von Einnahmen und Ausgaben. So sinkt das Steueraufkommen der Altmühlstadt heuer voraussichtlich von 16,1 auf 15,6 Millionen Euro. Im Vergleich zum benachbarten Weißenburg haben die Treuchtlinger ohnehin eine um gut ein Drittel niedrigere Pro-Kopf-Steuerkraft. Dennoch gibt die Kommune dieses Jahr erneut 2,2 Millionen Euro für den defizitären Betrieb der Altmühltherme aus und investiert daneben 8,9 Millionen Euro in Infrastrukturprojekte wie den Neubau der Senefelder-Schule (1,3 Millionen), die Innenstadtgestaltung (1,5 Millionen), den Straßenbau (3,9 Millionen) und eben die Modernisierung der Therme (weitere 2,2 Millionen).

Grün und mit Schritttempo

Dabei bewegt sich die Badsanierung aktuell immerhin rund 900.000 Euro unter der Kostenberechnung, und an den Arbeiten im Stadtzentrum beteiligt sich der Freistaat mit 80 Prozent der Kosten. Der „Grüne Platz“ in der Bahnhofstraße, der künftig „Partnerschaftsplatz“ heißen und von den Partnerstädten Ponsacco und Bonyhad mitgestaltet werden soll, wird laut Baum „auf jeden Fall auch wieder ein grüner Platz werden, selbst wenn er derzeit nicht so ausschaut“. Zudem werde es im Bereich des Wallmüllerplatzes zwar nicht die zunächst angedachte Einbahnstraße geben, dort werde aber künftig Schrittgeschwindigkeit vorgeschrieben.

Treuchtlingens Einwohnerzahl hat dem Rathauschef zufolge im vergangenen Jahr erstmals wieder die Marke von 13.000 überschritten. 13.036 Bürger leben derzeit in der Altmühlstadt, 64 mehr als vor einem Jahr. Das schlägt sich auch in den Baugebieten nieder. Im Winkel gibt es beispielsweise keinen freien Platz mehr, sodass demnächst zwölf neue Grundstücke erschlossen werden. Eher ärgerlich ist für die Kommune, dass sie sich auch an der Erneuerung der beiden Bahnbrü­cken bei Möhren und Gundelsheim beteiligen muss, was mit je 900.000 Euro zu Buche schlägt. „Das hat uns der Privatisierungswahn bei der Bahn gebracht“, kritisierte Baum.

Großes Interesse zeigten die Haager an den Plänen für das bald endgültig schließende Stadtkrankenhaus. Die neue Bezirksklinik für Psychosomatik mit rund 140 Betten, die an dessen Stelle tritt, werde „das Einkaufsverhalten in der Stadt nachhaltig verändern“, glaubt Bürgermeister Baum. Zwar könne man wohl letztlich nicht alle Arbeitsplätze erhalten und nach Gunzenhausen verlegen, wo die Geriatrie und das Medizinische Versorgungszentrum eine neue Heimat finden sollen. Die Stadt versuche aber, die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen gering zu halten und möglichst viele Mitarbeiter im künftigen Rotkreuz-Seniorenzentrum unterzubringen. Die Stadt spare mit der Aufgabe des Gesundheitszentrums jährlich rund eine Million Euro.

Zusammen mit weiteren Großprojekten wie dem neuen Lager der Firma Altmühltaler an der Heusteige „investieren wir in Treuchtlingen in den nächsten vier Jahren fast 170 Millionen Euro“, so Baum euphorisch. Dabei komme der Großteil des Gelds von externen Investoren. Aus dem Stadt­säckel fließen nur etwa 20 Millionen Euro, und „die sind es mir wert, weil sie die Stadt nach vorn bringen“.

Ein dauerhaftes Ärgernis ist das vor allem in den Ortsteilen extrem langsame Internet. Für Bubenheim, Dietfurt, Graben, Grönhart, Neufang, Oberheumödern, Schambach, Unterheumödern und Wettelsheim ist hier die Telekom zuständig, die versprochen hat, bis Ende Juli 2017 schnelle Leitungen in die Dörfer zu bringen. Wegen Verzögerungen rechnet Baum nun aber „eher mit September“. Um die Erschließung von Auernheim, Falbenthal und Gundelsheim werde sich die Firma M-net bis Ende des Jahres kümmern.

Rund 50 Kita-Plätze fehlen

Vermeintlich gut aufgestellt wähnte sich die Altmühlstadt bislang in Sachen Kindergärten und Tagesstätten. Nun musste der Bürgermeister allerdings einräumen, dass trotz gesunkener und mittlerweile eher gleichbleibender Kinderzahlen fast 50 Plätze fehlen. Grund seien höhere Betreuungsschlüssel. Aktuell besuchen 436 Mädchen und Buben die zehn Treuchtlinger Tagesstätten (Vorjahr: 433). An der Grundschule werden 411 Schüler unterrichtet (409), an der Senefelder-Schule 1274 (1280) und am Sonderpädagogischen Förderzentrum 43.

Eine Lanze brach Baum trotz Defiziten für die städtische Musikschule und die Stadtbibliothek. Sie seien „für ein Mittelzentrum wie Treuchtlingen wichtig“, widersprach er den Kürzungswünschen der Stadtrats-CSU bei den freiwilligen Leistungen der Kommune. Gerade die Bücherei friste mit ihren jährlich rund 500 Lesern und 35.000 Entleihungen „zwar eher Dornröschen-Dasein, aber wenn sie weg wäre, wäre der Aufschrei groß“.

Seinen „Rundumschlag“ schloss das Stadtoberhaupt mit einem Rückblick auf die zahlreichen Feste und Veranstaltungen des vergangenen Jahres, auf deren Zahl, Vielfalt und Erfolg Treuchtlingen stolz sein könne. Ein Bespiel seien die „Kulturschmankerl“ im Forsthaus, die 2016 komplett ausverkauft waren. Hier sei die Stadt „auf dem richtigen Weg“, wenngleich er bedauere, dass zwei Drittel der Besucher Auswärtige seien und „die Treuchtlinger dann sagen, hier wäre nichts los“.

(Bericht zur Diskussion über die lokalen Themen in Haag folgt)

Keine Kommentare