Es kracht immer öfter in Treuchtlingen

9.3.2016, 06:01 Uhr
Es kracht immer öfter in Treuchtlingen

© Benjamin Huck

Die Anwohner sind genervt. Eigentlich ist die Straße „Am Brühl“ eine Tempo-30-Zone. „Stellenweise rasen die Autos mit 80 oder 90 Sachen hier durch, überholen über die Parkplätze rechts und beachten kein Rechts vor Links“, berichtet ein Leser unserer Zeitung. Wenn er etwas dagegen sage, werde er von den Fahrern bloß angemault. Polizeichef Dieter Meyer kennt das Problem: „Der Brühl ist eine relativ breite Straße, die zum schnellen Fahren verleitet.“ Einzig Kontrollen mit der „Laserpistole“ könnten noch helfen. Es sei jedoch nicht einfach, eine Stelle zu finden, an der die Beamten unentdeckt bleiben.

Dabei ist überhöhte Geschwindigkeit in Treuchtlingen eine der Haupt­unfallursachen, wie aus der Polizeistatistik für 2015 hervorgeht. 37 Mal waren Tempoverstöße der Grund für Unfälle mit schwerverletzten Opfern (Vorjahr: 39). Durch die Senkung der Geschwindigkeit um einen Kilometer pro Stunde kann laut einer Studie der unabhängigen Verkehrssicherheitsorganisation ETSC (European Transport and Safety Council) die Anzahl der Unfälle um vier Prozent reduziert werden. Deswegen waren die Treuchtlinger Beamten im vergangenen Jahr 183 Mal mit der „Laserpistole“ unterwegs und zogen mehrere Fahrer aus dem Verkehr. 140 Bußgeldanzeigen und 145 Verwarnungen mit Verwarnungsgeld waren die Folge, 20 Fahrer mussten ihren Führerschein abgeben.

Insgesamt zählte die Polizei 2015 in ihrem Einsatzgebiet, das neben der Altmühlstadt auch Pappenheim, Langenaltheim, Solnhofen und Polsingen umfasst, 752 Unfälle. „Das ist der höchste Stand seit zehn Jahren“, so Meyer. Um diese Zahl gleich zu relativieren: „Die Steigerung kam ausschließlich durch sogenannte Kleinunfälle zustande, hier im Besonderen durch Wildunfälle.“ Im vergangenen Jahr gab es 325 Wildunfälle und damit 22,7 Prozent mehr als im Vorjahr.

Trotzdem sind 2015 in Treuchtlingen zwei Menschen bei Autounfällen gestorben. Im Mai verunglückte ein 41-Jähriger mit seinem Geländewagen auf der Staatsstraße nach Möhren, wo er gegen die Steinmauer der Bahnunterführung krachte. Kurz vor Weihnachten erfasste ein Auto eine 66 Jahre alte Fußgängerin in der Gunzenhausener Straße und verletzte sie so schwer am Kopf, dass sie starb.

Es kracht immer öfter in Treuchtlingen

© NN-Infografik

Auch die Zahl der Unfälle mit Personenschaden stieg von 75 im Jahr 2014 auf 88 – „der dritthöchste Wert der letzten zehn Jahre“, so Meyer. Einen negativen Höchststand erreichte die Zahl der Schwerverletzten: 35 Menschen mussten nach offizieller Definition mehr als 24 Stunden im Krankenhaus verbringen. Allein zehn Schwerverletzte gab es bei zwei Unfällen auf der B 2. Die Zahl der leichtverletzten Personen stieg von 73 auf 87.

Auch waren wieder mehr Kinder in Unfällen verwickelt. Neun wurden verletzt, dreimal so viele wie 2014 – allerdings nicht auf dem Schulweg. Seit drei Jahren hat es laut Polizei keine Schulwegunfälle mehr in Treuchtlingen gegeben. Ein Grund sei die Aufklärung der Schüler, wie sie sich richtig zu verhalten haben.

Das lässt bei den Autofahrern teils noch zu wünschen übrig. Denn zahlreiche Unfälle gehen zurück auf Vorfahrtsfehler, Alkohol am Steuer und dichtes Auffahren. Viermal waren alkoholisierte Fahrer in Unfälle verwi­ckelt (2014 dreimal). Fast unverändert blieb die Zahl der Trunkenheitsfahrten: 31 Menschen wurden am Steuer mit zu viel Alkohol erwischt. Drei Personen standen unter Drogeneinfluss und waren damit fahruntauglich.

Mehr Fahrerfluchten

Nicht alle, die einen Unfall verursacht haben, stehen auch zu ihrer Verantwortung. Die Zahl der angezeigten Unfallfluchten stieg um drei auf nun 50. Sechs von zehn Tätern konnten gefasst werden, laut Meyer ein „außerordentlich guter Wert“. Selbst bei vermeintlich geringen Schäden sei Unfallflucht kein Kavaliersdelikt, sondern könne auch mit dem Entzug der Fahrerlaubnis bestraft werden.

Sorge bereitet den Ordnungshütern, dass wieder mehr Fahranfänger zwischen 18 und 24 Jahren in Unfälle verwickelt waren, nämlich 58. Davon waren 32 die Unfallverursacher, was eine Steigerung um ein Drittel bedeutet. Die Zahl der Unfälle mit Personen über 65 Jahren blieb mit 40 annähernd gleich. Die Zahl der verunglückten Motorradfahrer halbierte sich auf zehn. Dafür wurden mehr Radfahrer verletzt, nämlich 16 statt neun.

Für das vergangene Jahr sieht Polizeichef Dieter Meyer keine Unfallschwerpunkte. Dennoch bestehe weiterhin Handlungsbedarf bei der Verkehrssicherheitsarbeit.

Und wie sieht es mit der Straße „Am Brühl“ aus? Dieter Jänsch vom Stadtbauamt wohnt selbst dort und hat auch den Eindruck, dass sich nicht alle an das Tempolimit halten. Vor zwei Jahren hatte sich der Bauausschuss schon einmal mit einer Verkehrsberuhigung beschäftigt. Kunststoffelemente am Straßenrand sollten die Autofahrer zum Abbremsen bringen. Der Tenor der Räte damals: Eine Beruhigung wäre schon nötig, aber nicht auf diese Weise. Im Moment gibt es noch keine Lösung.

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