Finanznöte machen Bäckerei Ernst zu schaffen

14.3.2018, 06:05 Uhr
Finanznöte machen Bäckerei Ernst zu schaffen

© Benjamin Huck

Offiziell hat der Pleinfelder Bäckermeister Markus Ernst seine Treuchtlinger Filiale Anfang Januar geschlossen, weil der Krankenstand zu hoch gewesen sei und das Unternehmen kein neues Personal gefunden habe. Doch hinter vorgehaltener Hand ist von ausbleibender Bezahlung der Mitarbeiter und generellen Finanzproblemen die Rede.

„Der Laden in Treuchtlingen hat sich nicht mehr rentiert“, sagt Markus Ernst. Er hätte den doppelten Umsatz gebraucht, doch das sei schwierig gewesen, musste das Geschäft doch immer wieder wegen Krankheit von Mitarbeitern geschlossen werden. Im Dezember zog er den Schlussstrich, gab den Standort auf und entließ fünf Angestellte – was zweieinhalb Vollzeitstellen entsprach.

Markus Ernst hatte die ehemalige Bäckerei Mitzler in der Treuchtlinger Bahnhofstraße im Herbst 2014 übernommen und auch das Gebäude gekauft. Im Jahr 2011 hat er in seiner Backstube in Pleinfeld von null angefangen und wollte sich mehrere Filialen aufbauen. „Der kleine Handwerksbäcker mit nur einem Geschäft kann heute kaum mehr überleben. Deshalb sollten noch ein paar Standorte hinzukommen“, sagt Markus Ernst. Er hoffte, eine gute Größe zu erreichen, um dann nicht sieben Tage die Woche in der Backstube zu stehen, wie es damals und auch heute noch der Fall sei.

Die finanziellen Schwierigkeiten begannen im April 2016 mit der Übernahme der Bäckerei Weihmann in Weißenburg. Hohe Renovierungskos­ten hätte er für die Backstube in der Feuchtwanger Straße zahlen müssen, die Markus Ernst nur gepachtet hatte. Übrig blieb deshalb nur die Filiale in der Gunzenhausener Straße.

„Theoretisch hätte alles gepasst. Doch es hat halt nicht geklappt. Das war eine betriebswirtschaftliche Fehleinschätzung“, sagt Markus Ernst im Rückblick. Die Investition in Weißenburg hatte Folgen für die Mitarbeiter. Zwar sei der Augustlohn 2016 noch wie üblich am Anfang des nächsten Monats gekommen, danach allerdings nur noch sporadisch und auch nicht in voller Höhe. Mitunter sei das ausstehende Gehalt auch bar und in kleinen Scheinen aus der Ladenkasse ausbezahlt worden.

Mitte 2017 geriet Markus Ernst mit seinem Unternehmen in die Insolvenz. Der Lohn wurde stellenweise vom Arbeitsamt ausgezahlt. Ab September 2017 ist das Unternehmen als „Ernst Betriebs GmbH“ neugestartet, diesmal mit der Lebensgefährtin von Markus Ernst als Geschäftsführerin.

Gang in die Privatinsolvenz

Dieser Schritt erfolgte nach Rücksprache mit dem Betriebsberater der Handwerkskammer und dem Steuerberater von Markus Ernst. Denn vorher haftete er selbst und ist mit seinem Einzelbetrieb in die Privatinsolvenz gegangen.

„Es blieb nichts übrig“, so Markus Ernst. Außer vielleicht der schlechte Ruf. Denn die Banken hätten ihm keinen Kredit mehr gewährt, weshalb er nun mit der GmbH neu durchstarten möchte. Der Insolvenzverhalter unterstützte die sogenannte übertragende Sanierung.

Das Haus in Treuchtlingen hatte Markus Ernst bereits vor der Insolvenz verkauft und ist dort als Mieter geblieben. Mit den Mietzahlungen war er zuletzt im Rückstand, auch deshalb schloss die Filiale. Mit der neuen Eigentümerin hat er sich darauf geeinigt, das fehlende Geld Stück für Stück abzubezahlen. „Ich möchte niemandem etwas schuldig bleiben.“

Das gelte auch für die ehemaligen Mitarbeiter, die noch auf ihren Lohn warten. Vor dem Arbeitsgericht in Nürnberg sind drei Verfahren anhängig, die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) steht den Klägern zur Seite. „Es ist definitiv nicht gewöhnlich, dass so flächende­ckend keine Löhne gezahlt werden“, sagt NGG-Gewerkschaftssekretär Torben Ackermann. „Die Forderungen sind relativ unstrittig, die Arbeit wurde ja geleistet, und daher gibt es ja die Lohnansprüche“, so Ackermann. Ende März wird es im ersten Fall zu einer Verhandlung am Weißenburger Amtsgericht kommen.

Mitarbeiter sollen Gehalt bekommen

Markus Ernst möchte auf jeden Fall, dass seine ehemaligen Mitarbeiter noch an ihr Gehalt kommen, „das steht ihnen schließlich auch zu“. Er gibt bloß zu bedenken, dass nicht alles auf einmal gezahlt werden kann, weil der Betrieb ja noch weiterlaufen muss. „Nicht alle Mitarbeiter sind unzufrieden, meine zwei Gesellinnen in der Backstube sind schon seit fünf Jahren im Betrieb und halten ihn auch aufrecht.“

Die ehemaligen Mitarbeiter bedauern die Situation, sehen die Schuld zum Teil auch bei den Konsumenten. Viele würden ihre Semmeln lieber am Aufbackautomaten im Discounter kaufen, was zulasten vieler Bäcker gehe. Doch trotz der Schwierigkeiten mit den Öffnungszeiten: Viele Kunden scheinen noch zur Bäckerei Ernst zu stehen. Bei einer kleinen Umfrage haben sich die Menschen positiv über die Qualität der Produkte geäußert, und auch den Bewertungen und Kommentaren im Internet zufolge sind die Kunden mit Brezen, Brötchen und Broten zufrieden. Viele bedauerten das Aus der Treuchtlinger Filiale.

Wie geht es nun weiter mit dem Betrieb? Der Pachtvertrag für die Backstube und das Ladengeschäft am Firmensitz Pleinfeld läuft heuer am 31. Mai aus. „Durch die unschönen Vorfälle hat auch leider die Eigentümerin kein Vertrauen mehr.“ Dennoch möchte Markus Ernst weitermachen, Gespräche dazu laufen noch, in der Region um Weißenburg und Pleinfeld möchte er bleiben.

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