Flüchtling baut Karateabteilung beim ESV Treuchtlingen auf

24.2.2016, 06:05 Uhr
Flüchtling baut Karateabteilung beim ESV Treuchtlingen auf

© Hubert Stanka

Die jungen Karateschüler hängen regelrecht an den Lippen ihres nur wenige Jahre älteren Lehrers. Im Übungsraum ist spürbar, dass es bei Karate nicht um das Kämpfen allein geht, sondern um Disziplin, Beherrschung und Persönlichkeitsbildung.

Und so schnaufen die Mädels und Jungs bei ihren 20 Liegestützen – und ziehen das ohne Murren durch. Mikola Matewosjan präsentiert sich als perfektes Vorbild in seinem Sport. Er ist Vizeeuropameister und lebt seinen Sport begeistert.

Innerhalb weniger Wochen haben seine Schüler die Rituale der japanischen Sportart gelernt. Da gibt es kein Mucken und keine Widerrede. Er hat die Gruppe im Griff. Und fühlt sich ein Kind einmal überfordert, gibt es auch Verständnis und Trost. Konditions- und Krafttraining fordern keine lauten Worte. Es ist eine Art natürliche Autorität, die der junge Trainer ausstrahlt, und der seine Schüler folgen.

Über den Neu-Treuchtlinger hatte unsere Zeitung bereits im Dezember berichtet, als er gemeinsam mit Bürgermeister Werner Baum und ESV-Chef Wolfgang Müller angekündigt hatte, sich sportlich in Treuchtlingen engagieren zu wollen. Matewosjan war im Spätsommer 2015 als Flüchtling in die Altmühlstadt gekommen und hat innerhalb kürzester Zeit Deutsch gelernt.

Sein Angebot, Kyokushin-Karate in Treuchtlingen zu unterrichten und seine sportliche Erfahrung an jüngere weiterzugeben, war sofort auf fruchtbaren Boden gefallen. Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren trainieren nun an zwei Tagen pro Woche oder schnuppern in die Sportart hinein. Trainiert wird im Kampfsportraum unter dem ehemaligen Freizeitheim.

Kürzlich stand nun eine erste Prüfung von Matewosjans Schützlingen an. Dazu waren neben Treuchtlingens Bürgermeister, der eine Art „Geburtshelfer“ der Gruppe war, auch die Angehörigen der jungen Sportler eingeladen, einmal zuzuschauen, was im Übungsraum so alles getrieben wird. Mikola Matewosjan konnte viele gute Noten verteilen. Bleibt zu hoffen, dass die Familie Matewosjan der Altmühlstadt erhalten bleibt.

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