Große Diskussion um kleine Mauer in Gundelsheim

28.11.2017, 06:05 Uhr
Große Diskussion um kleine Mauer in Gundelsheim

© Patrick Shaw

Die sprichwörtlichen „Steine des Anstoßes“ brö­ckeln derzeit von einer Stützwand zwischen den Straßen Am Kirchberg und Zum Leitle. Die etwa drei Meter hohe Natursteinmauer fängt die oberhalb liegende Straße ab und begrenzt zugleich das Anwesen Zum Leitle 1. Auf etwa einem Meter Breite ist sie bereits abgerutscht, was die Verkehrssicherheit gefährdet. Laut Voruntersuchung herrscht deshalb „dringender Handlungsbedarf“.

Mit der Vorplanung hat das Stadtbauamt das Ingenieurbüro Zwerner aus Roth beauftragt. Das einzige Treuchtlinger Planungsbüro sei bis zum Anschlag ausgebucht, so die knappe Antwort von Bauamtsmitarbeiter Charly Bösel auf die Frage, warum der Auftrag nicht vor Ort vergeben worden sei. Rund 5000 Euro ruft das Büro Zwerner für den Vorentwurf samt Bodengutachten auf – soweit, so unspektakulär.

Auch die Entscheidung über Sanierung oder Neubau sowie über dessen Form fiel im Stadtrat schnell und einstimmig. „Eine Sanierung schließen wir aus. Wir werden nicht dieselbe Wand, die jetzt nicht hält, ab- und dann wieder neu auftragen“, machte Bösel deutlich.

Von den möglichen Neubauvarianten – Fertigteil-Winkelmauer, Schwergewichtswand aus Ortbeton, Spundwand, Gabionenmauer oder Bohrpfahlwand – erscheint zudem sowohl den Ingenieuren als auch dem Stadtrat die Erneuerung mit standardisierten Beton-Winkelsteinen als unkomplizierteste und günstigste Lösung. Rund 45.000 Euro soll sie samt Abriss der alten Mauer, Erdarbeiten, partieller Straßensanierung, Geländer und Grünanlagen kosten.

Die eigentlich brisante Frage ist jedoch: Wer erstellt die Ausführungsplanung für den Neubau? Macht dies das Ingenieurbüro Zwerner, so fallen allein dafür laut Kostenvoranschlag weitere 20.000 Euro an. Im Vergleich zur Bausumme unverhältnismäßig viel, wie sich die Mehrzahl der Stadtratsmitglieder einig war – auch wenn Rathausmitarbeiter Bösel betonte, dass dies bei so kleinen Projekten durchaus normal sei und der verbindlichen Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) entspreche.

„Die Stützmauer brauchen wir, aber kann das Bauamt das nicht selbst planen?“, fragte zweiter Bürgermeis­ter Richard Zäh (CSU). „Können wir schon“, entgegnete Charly Bösel, „aber dann bleiben andere Projekte liegen“. Das Bauamt sei angesichts der starken Bautätigkeit in der Altmühlstadt personell unterbesetzt und könne eben nur eine gewisse Zahl an Maßnahmen stemmen. Man sei bereits auf Mitarbeitersuche, vorerst müsse die Politik aber schon akzeptieren, dass „wir in der Bautechnik entscheiden, ob wir das zeitlich schaffen und wie wir weitermachen“.

Bauamt soll sich die Zeit nehmen

Das bestätigte auch Bürgermeis­ter Werner Baum: „20.000 Euro sind schon sehr viel, aber wir sind aktuell mit Bauprojekten übervoll und personell extrem klamm.“ Früher hätte die Stadt ein so einfaches Vorhaben vermutlich ganz ohne Planung an ein Bauunternehmen vergeben, aber heute sei dies wegen der gesetzlichen Bestimmungen nicht mehr möglich.

Dass Zeitmangel in der Bauverwaltung so manchem Ratsmitglied als Begründung für die hohen Planungskosten nicht ausreichte, war im Sitzungssaal dennoch spürbar. FW-Sprecher Klaus Fackler stellte deshalb den Antrag, das Projekt zurückzustellen, bis geklärt sei, ob die Bauverwaltung die Stützmauer selbst planen und die Stadt überhaupt noch von der Fremdvergabe zurücktreten kann. Zur Abstimmung stellte Bürgermeister Baum dann aber doch den vorgeschlagenen Neubau mit Fertig-Winkelsteinen und ließ offen, inwieweit die Detailplanung im Rathaus oder extern erfolgen wird. Es sei allerdings klar geworden, dass der Stadtrat vom Bauamt erwarte, die Berechnungen möglichst komplett selbst zu erstellen.

Ein für die Anwohner brisanter Nebeneffekt des Mauerbaus kam in der Sitzung ebenfalls zur Sprache: die viel diskutierten Straßenausbaubeiträge. Sie werden fällig, wenn eine Straße zu mehr als 40 Prozent saniert wird – was im Fall der Stützmauer zwischen Kirchberg und Leitle samt des darüber liegenden Fahrbahnabschnitts nicht der Fall ist.

Allerdings habe die Straße dort „keine geschlossene Decke“ und sei „vielfach geflickt“, wie Charly Bösel feststellte. Für einen Vollausbau samt finanzieller Beteiligung der Anwohner bestehe aktuell zwar „keine Notwendigkeit“, vielleicht komme er aber in zehn oder zwölf Jahren. In diesem Fall werde die jetzige Stützmauer-Erneuerung ebenfalls einbezogen.

Keine Kommentare