Großprojekt „Sene“ ist auf dem Weg

18.10.2014, 07:54 Uhr
Großprojekt „Sene“ ist auf dem Weg

© Privat

In der Senefelder-Schule hatte der Zweckverband zum Pressetermin geladen. Dieser ging bei spürbar gelöster Atmosphäre über die Bühne. Hinter den Kulissen war in den letzten Monaten (und Jahren) konzentriert gearbeitet worden. Das bisher abgearbeitete Programm macht dies deutlich.

Dass es die Senefelder-Schule in ihrer jetzigen Form nicht mehr lange geben konnte, das war schon lange klar. Zu schlecht ist die Bausubstanz, zu wenig effizient die Flächen. So hatten die Vertreter des Zweckverbandes bereits im Frühjahr 2010 eine Machbarkeitsstudie zu einer Sanierung beschlossen. Diese wurde Ende 2012 vorgestellt. Damals war bereits von einem „Quasi-Neubau“ die Rede und einer Sanierung der Schule in Abschnitten.

Die Schule bleibt, wo sie ist

Dazwischen wurde auch untersucht, ob die Schule für die rund 1300 Schüler in Treuchtlingen eventuell sogar an einem Alternativstandort errichtet werden könnte. Diese Suche blieb allerdings ergebnislos. Also konzentrierte sich der Zweckverband wieder auf den aktuellen Standort an der Bgm.-Döbler-Allee. Im Sommer vergangenen Jahres wurde schließlich beschlossen, einen Projektsteuerer zu suchen. Das musste europaweit ausgeschrieben werden. Die ganze Baumaßnahme landete derweil auf den Tischen des Kreisbauamtes, da der Zweckverband selbst und auch die Stadt Treuchtlingen die Projektüberwachung nicht leisten können. In diesem Frühjahr war schließlich mit dem Münchner Ingenieurbüro Hitzler ein Projektsteuerer gefunden. Seitdem nahm das ganze Verfahren deutlich Fahrt auf.

Im April wurde eine Art kleiner Architektenwettbewerb aufgelegt. Ziel dieser Aktion war es, möglichst viele Ideen für die Realisierung des Großbauprojektes zu erhalten – und das möglichst unkompliziert, kostengünstig und schnell. Von sechs ausgewählten Architekten kamen vier in die engere Auswahl, die Vorentwürfe abgaben.

Entwurf einstimmig ausgewählt

Ende September schließlich tagte das Preisgericht, an dem neben dem Landrat und Bürgermeistern der Verbandskommunen auch die Schulleitung, der Kreisbaumeister und Vertreter der Regierung beteiligt waren. Die Entscheidung, so Landrat und Bürgermeister unisono, war schnell und einstimmig gefallen. Die Beiträge waren anonymisiert vorgestellt worden. Sieger des kleinen Wettbewerbs ist das Architekturbüro Felix+Jonas aus München, ein Spezialist für Schulbauten.

Das besonders Positive an dem Entwurf der Münchner, das wurde beim Pressegespräch deutlich gemacht: Die gesamte Baumaßnahme kann ohne Schulcontainer oder Auslagerungen von Klassen über die Bühne gehen. Der Schulbetrieb kann ohne Störung weiterlaufen.

Großprojekt „Sene“ ist auf dem Weg

© Hubert Stanka

Die Architekten schaffen das mit einem Baukonzept, das in drei Bauabschnitten angelegt ist. Grob beschrieben rückt der gesamte Schulkomplex nach Norden. Als erste Maßnahme wird die Mensa abgerissen. Auf dieser Fläche wird im Anschluss im Rahmen des ersten Bauabschnitts ein neuer Trakt mit Aula, Mehrzweckräumen und Fachklassenräumen errichtet. Die alten Fachräume werden direkt danach zurückgebaut.

Als Nächstes wird im zweiten Bauabschnitt eine neue Vierfachturnhalle gebaut, in der auch die Technikzentrale samt Blockheizkraftwerk für den gesamten Komplex untergebracht wird. Nach deren Fertigstellung wird die bisherige Fünffachturnhalle samt derzeitiger Technikzentrale abgerissen. Dies macht Platz für den Bauabschnitt 3. Denn auf dem Gelände der dann abgerissenen Turnhallen werden in zwei Trakten die restlichen Schulräume und die Verwaltung entstehen. Sind diese Flügel fertig, werden die bisherigen Klassenräume verschwinden. Die Parkplätze werden am Schluss vor dem neuen Gebäudekomplex angelegt. Dasselbe passiert mit den Außenanlagen. Auch die Sportplätze werden in diesem Zug umgestaltet. Die Hausmeis­terwohnungen bleiben bestehen.

Abschnittsweise Bau und Abriss

Der Clou an diesem ausgeklügelten Plan ist, dass sämtliche Räume immer zuerst neu gebaut werden, bevor die bis dato genutzten weichen müssen. Alles greift Hand in Hand, weshalb es auch keine Auslagerungen und „Container“-Lösungen geben muss.

Hinzu kommen noch eine ganze Reihe von Planungsdetails, die die Anwesenden beim Pressetermin regelrecht ins Schwärmen kommen ließen. Der neue Schulkomplex empfängt Schüler und Besucher mit einer „offenen Geste“. Vor dem Schulkomplex entsteht eine große Fläche, die auch für Außenveranstaltungen genutzt werden kann. Die neue Aula samt den sie umgebenden Musikräumen wird so flexibel gestaltet und trennbar sein, dass eine Vielzahl von Nutzungen möglich ist.

Die Vierfachturnhalle erhält eine große Tribüne, damit auch große Sportveranstaltungen mit vielen Zuschauern möglich sind – Stichwort VfL Baskets. Zur Turnhalle meinte Werner Baum, dass im Vorfeld intensiv geprüft worden sei, ob auf die fünfte Halle verzichtet werden könne. Zu diesem Ergebnis kam man schließlich. Für die Stadt und ihren Haushalt ist das nicht unerheblich, da Treuchtlingen sich am Bau der Turnhallen stärker wird beteiligen müssen.

Heimische Materialien

Angesprochen wurden beim Pressegespräch auch die Themen Juramarmor sowie heimisches Holz. Beides soll bei dem Neubau zum Einsatz kommen, um den Bezug zur Region herzustellen. Wie genau, ist allerdings noch offen. Überhaupt ist der jetzt vorgestellte Entwurf noch kein fertiger Plan, sondern ein Konzept, das noch detailliert ausgearbeitet werden muss.

Komplett eingehalten wird bei diesem Konzept übrigens auch das Raumprogramm, das von der Regierung gefordert wurde. Die Geschossfläche der Schule schrumpft damit von derzeit 11.500 auf rund 8.500 Quadratmeter.

Großprojekt „Sene“ ist auf dem Weg

© Privat

Wie bisher wird die Schulverwaltung in einem eigenen Trakt untergebracht sein. Das war so gewünscht worden. Ebenso war klar, dass es wieder verschiedene Fachbereiche geben wird. Mittel-, Realschul- und Gymnasialzweig werden aber ganz bewusst nicht räumlich getrennt sein. Das soll weiterhin das Besondere an dieser kooperativen Gesamtschule bleiben.

Nach Meinung der Juroren des kleinen Wettbewerbs passe sich der Entwurf auch der Landschaft gut an. Der gesamte Komplex werde kompakt und damit wirtschaftlich zu betreiben sein.

Werner Baum: „Mir hat das spontan gut gefallen.“ Die Jury habe sich einen ganzen Tag Zeit genommen, um über die verschiedenen Entwürfe zu diskutieren. „Das ist heute ein freudiger Tag für die Schule, die Stadt und den gesamten südlichen Landkreis“, so Baum bei der Vorstellung des ausgewählten Planes. Er dankte in diesem Zusammenhang ausdrücklich Landrat Wägemann für dessen Engagement in dieser Sache. Dieser erklärte, dass die Zeit gut investiert sei und man „ordentlich Hirnschmalz“ eingebracht habe.

Baubeginn 2016

Wann genau der Startschuss für den Bau fallen wird, ist noch nicht ganz festgezurrt, aber aller Voraussicht nach Frühjahr oder Sommer 2016. Bis Herbst nächsten Jahres müssen die Förderanträge gestellt sein. Deutlich vorher muss also auch die Detailplanung des Großprojektes vorliegen. Demnächst sollen auch die Eltern und Schüler sowie interessierten Bürger Gelegenheiten erhalten, sich die Projekt-Pläne genauer anzusehen.

Bedenken aus der Schule, wonach nun nicht mehr in den Schulalltag investiert würde, erteilte Schulleiterin Gabriele Gippner übrigens ein klare Absage. Das stimme nicht. Es werde gerade aktuell in moderne Computertechnik investiert.

Eine Frage konnte bei der Vorstellung des Projektes übrigens noch nicht beantwortet werden, nämlich die nach den Kosten. Das sei erst in einigen Monaten seriös möglich, wenn die Detailplanungen vorliegen. Es war aber zu hören, das wohl einige Millionen eingespart werden könnten, weil es eben keine „Container“-Lösung geben muss.

2 Kommentare