Gundelsheim: Spatenstich für das neue Feuerwehrhaus

3.7.2018, 06:03 Uhr
Gundelsheim: Spatenstich für das neue Feuerwehrhaus

© Benjamin Huck

Eigentlich wollte die Stadt den Spatenstich erst im August abhalten, wenn auch wirklich alles in trockenen Tüchern ist. Doch der Gundelsheimer Feuerwehrkommandant Artur Heckl hat auf diesen 30. Juni bestanden – nicht ohne Grund. Denn auf den Tag genau vor 140 Jahren wurde die Dorffeuerwehr von damals 13 Kameraden gegründet. „Was gibt es Schöneres, als das Jubiläum mit so einem freudigen Anlass zu feiern“, so Heckl, der auch Landrat Gerhard Wägemann dieses Datum verbindlich nannte. „Zur Not wären wir zu zweit zum Spatenstich gekommen“, scherzte der Landrat.

Dass die Stadt beim Termin für den offiziellen Festakt zunächst zögerte, hatte auch einen Grund. Noch lagen nicht alle Baugenehmigungen vor, erst am Donnerstag – also zwei Tage vor dem Spatenstich – kam der positive Bescheid vom Landratsamt. Doch das hatte die Gundelsheimer nicht aufgehalten, schon davor in Eigenleistung zu gehen.

Wie Artur Heckl berichtet, hatten die Ehrenamtlichen bereits 1477 Arbeitsstunden und 622 Maschinenstunden (Bagger, Lastwagen, Lader) geleis­tet, um das Grundstück am Bachweg für den Bau herzurichten. Dort stand vorher ein altes Haus, das abgerissen werden musste. Anschließend planierten die Helfer den Grund und bereiteten den Hang vor, in den das Feuerwehrhaus gebaut wird.

Die Frage nach dem Grundstück war seit gut sieben Jahren ein Diskussionsthema im Dorf und in der Stadt. Die hatte nämlich mehrere Grundstücke ins Auge gefasst, vor allem solche, die bereits der Kommune gehören. Diese wären allerdings am Ortsrand gewesen und hätten die Anfahrtszeit der Wehr verlängern können. „Es war eine richtige Entscheidung, die Feuerwehr in der Ortsmitte zu belassen“, so Kreisbrandrat Werner Kastner über den Standort, den auch Artur Heckl schon von Anfang an bevorzugt hatte.

Dass die Gundelsheimer Wehr ein neues Haus braucht, stand auch für Bürgermeister Werner Baum außer Frage. Das bisherige Haus ist immerhin auch schon 137 Jahre alt und entspricht nicht mehr heutigen Stand­ards, selbst Toiletten fehlen in dem Gebäude, geschweige denn Platz für die etwa 100 Aktiven der Feuerwehr, die damit die größte Wehr im Stadtgebiet ist.

Auch um das Haus selbst gab es zahlreiche Diskussionen, vor allem um den Preis: Fast eine Million Euro soll die „Doppelgarage mit Sozialtrakt“ – so wurde das Vorhaben im Dezember im Bauausschuss tituliert – mitsamt seinen 20 Autoparkplätzen kosten. Nach Abzug der staatlichen Förderung (115.500 Euro) muss die Stadt gut 881.000 Euro für den Neubau mit 504 Quadratmeter Nutzfläche zahlen. Neben den Stellplätzen befinden sich im Gebäude eine Werkstatt, Büros, getrennte Umkleidekabinen für Männer und Frauen mit Waschräumen im Erdgeschoss sowie ein Schulungsraum im Obergeschoss.

Eigenleistung reduziert Kosten

„Ein Feuerwehrhaus für eine Wehr mit zwei Stellplätzen sollte auch heute keine Million Euro kosten“, so Kreisbrandrat Kastner. Doch er ist sich sicher: „Die Gundelsheimer werden die Kosten um einige Hunderttausende drücken.“ Immerhin konnte die Wehr nach Angaben von Kommandant Artur Heckl bereits 120.000 Euro durch Eigenleistungen einsparen.

Bürgermeister Werner Baum gibt zu, dass es für die Stadt nicht immer leicht sei, für öffentliche Arbeiten die nötigen Mittel aufzuwenden und dass auch die Wünsche der Wehren nicht immer erfüllt werden konnten. Trotzdem sei in den vergangenen Jahren viel Geld in die Technik und in neue Fahrzeuge der zwölf Ortswehren gesteckt worden. Ausdrücklich lobte Baum den Kameradschaftsgeist der Gundelsheimer beim Neubau ihres Hauses und den Einsatz des nimmermüden Artur Heckl: „Ohne seine mitunter anstrengende Art wäre vieles nicht möglich gewesen.“

Nun startet die Stadt mit der Ausschreibung der ersten Arbeiten für das Projekt, bei denen der wirtschaftlichs­te Anbieter zum Zuge kommt. Offizieller Baubeginn soll im August sein, mit der Fertigstellung ist im Herbst 2019 zu rechnen.

Ortssprecher Karl Heckl hat seinem jüngeren Bruder Artur auch gleich die erste Ausrüstung mitgebracht: 100 Sandsäcke für den Ort, der im vergangenen Jahr mit einem Hochwasser zu kämpfen hatte, das die Wehr aber durch ihren Einsatz eindämmen konnte. Karl Heckls Begründung für das Geschenk: „Was man am meisten hat, braucht man am wenigsten.“

So gut gelaunt konnten die Gundelsheimer Feuerwehrler dann nicht nur ihr Gründungsjubiläum feiern, sondern der ganze Ort auch sein Dorffest auf dem Festplatz. Gekommen waren auch Abordnungen der anderen Ortsfeuerwehren. Im Vorfeld war im Stadtrat oft über die „teure“ Lösung in Gundelsheim gesprochen worden und dass diese Unfrieden zwischen den verschiedenen Feuerwehren aufkommen lassen könnte. Zumindest am Samstag war davon bei Bier und Brotzeit nichts zu merken.

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