In Auernheim schmeckt der „Maseru“

9.12.2015, 06:01 Uhr
In Auernheim schmeckt der „Maseru“

© Hubert Stanka

Rosenbauer ist so etwas wie ein kultureller Tausendsassa. Als Liedermacher macht er die Bühnen unsicher, als Höhlenforscher hat er sich einen Namen gemacht, ebenso als Bergsteiger und jetzt als Bewahrer eines einzigartigen Dialektes. Nicht weniger als sieben Mal hat es Rosenbauer mit der Bestrebung, den Auernheimer Dialekt zu erhalten, ins Fernsehen geschafft. Damit hat er nicht nur ein kulturelles Erbe bewahrt, sondern ganz nebenbei auch Treuchtlingen und Altmühlfranken beworben.

Deshalb erhielt er bei der Vorstellung des Buches auch einen „großen Bahnhof“. Landrat Gerhard Wägemann gab sich ebenso die Ehre wie Bürgermeister Werner Baum. Zu Beginn erzählte Arthur Rosenbauer, wie er überhaupt auf die Idee zu dem Buch gekommen war. Bei einem lustigen Abend mit einer BR-Redakteurin in Auernheim zu einem ganz anderen Anlass sei eben auch eingangs erwähnte Elsa Mößner dabei gewesen – und die Redakteurin „hat überhaupt nix verstanden“. Wie sich schnell herausstellte, hatten selbst Dialektexperten mit dem „Oromerischen“ ihre Probleme. Und so war das Buch-Projekt geboren.

Unterstützer fand Rosenbauer viele. Im Dorf bildete sich ein regelrechter „Sprachkreis“, der sich regelmäßig im Weberndorfer traf und den Sprachführer letztlich schuf. Rosenbauer stellte die Mitforscher an diesem Abend namentlich vor. Die Treuchtlinger Verlegerin Christel Keller unterstützte ihren „letzten Kunden“ ebenfalls. Und nicht zuletzt erhielt er von der Zukunftsinitiative Altmühlfranken, der Stadt und der Sparkasse Hilfe.

In Auernheim schmeckt der „Maseru“

© Hubert Stanka

Als Laudator fungierte an diesem Abend Markus Steiner, Redakteur beim Weißenburger Tagblatt. Er war früher schon mit Rosenbauer „im Erdloch“ und bezeichnete ihn als dankbaren Zeitungskunden, weil er immer wieder Themen aufgreife. Steiner gestand, dass er vorher nicht gewusst habe, wo Auernheim genau liegt – was zu schmunzelndem Gegrummel im Saal führte. Und zu echten Lachern führte die Verwechslung der Namen. So wurde aus Arthur Rosenbauer Arthur Auernheimer – ob‘s ein Versehen war?

Gottseidank, so Steiner, seien die Zeiten, als jeder versuchte, Hochdeutsch zu reden, vorbei. Selbst unter Pädagogen sei mittlerweile klar, dass Dialekt schlau mache, und Kinder, die Dialekt reden, eine größere Sprachkompetenz hätten. Demnach, so die Feststellung Steiners, müssten in Auernheim lauter Hochbegabte wohnen. Am Stammtisch jedenfalls werde ausschließlich Dialekt gesprochen.

Der geheimste Dialekt Bayerns

Rosenbauer sei es zu verdanken, dass Auernheim fortan als der Ort gilt, wo der „geheimste Dialekt Bayerns“ gesprochen werde. Steiner beschrieb auch die Schwierigkeit der Dialektforschung, wenn es gelte, Dialekt und Sprache voneinander abzugrenzen. Rosenbauer habe es dennoch versucht und habe den Auernheimern aufs Maul geschaut.

Klar ist, dass auch das „Oromerische“ verschwinden wird. Daran ließ auch Steiner keinen Zweifel. Auernheim hat heute keine Insellage mehr wie in früheren Zeiten, sondern ist ans weltweite Netz angebunden und damit globalen Einflüssen unterworfen. Rosenbauer habe sich um den Erhalt dieses Dialektes verdient gemacht. Man weiß nun in alle Ewigkeit, dass in Auernheim z.B. Majoran „Maseru“ heißt. Am Ende lobte Steiner den Autor auf Fränkisch: „Ardur, des woa gar net lumberd.“

Dem Lob schlossen sich Wägemann und Baum an. Letzterer ging dabei auch auf die großen sprachlichen Unterschiede ein, die es in den Treuchtlinger Dörfern gibt, die allerdings in den vergangenen Jahrzehnten abnahmen – was nicht zuletzt auch mit dem Besuch der Kinder in einer gemeinsamen Schule zusammenhänge. Christel Keller ging indes auf die Bedeutung der Sprache ein. Sprache sei Geschichte. Wenn man das jetzt nicht aufschreibe, sei es verloren, „sonst ist alles weg, ein für allemal“. Das Buch Rosenbauers bezeichnete sie als großartige Leistung der Kulturpflege. Die kulturelle Identität stifte Gemeinschaft.

Zum Abschluss des offiziellen Teils des Abends erhielt Arthur Rosenbauer von Ortssprecher Karlheinz Wölfel noch einen Fresskorb überreicht. Der soll laut Rosenbauer aber gemeinsam „vernichtet“ werden. Wölfel ging abschließend auch darauf ein, dass es im Dorf Kritiker des Buchprojektes gegeben habe. Es sei schade, dass diese sich nicht einfach mal dazugesetzt hätten.

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