Krenfleisch und Küchle sind Kerwa-Kultur

29.9.2017, 06:04 Uhr
Krenfleisch und Küchle sind Kerwa-Kultur

© Patrick Shaw

Dieses Wochenende ist Kirchweih an der Rohrach, oder „Kerwa“, wie der Franke sagt. Noch fast jedes Dorf in Altmühlfranken hat seine eigene Kerwa, manche größer mit Bierzelt und Fahrgeschäften, manche beschaulich im örtlichen Gasthaus. Dort gibt es dann die deftigen Kerwa-Schmankerl wie Steckerlfisch, Bratwurst und Krenfleisch oder Küchle und Striezel für die „Süßen“.

Diese althergebrachten Spezialitäten will die Kulinarische Aktionswoche auch andernorts „in die Gaststuben tragen“, wie Regionalmanager Andreas Scharrer beim Auftakt im „Goldenen Lamm“ erklärte. Denn die Tradition bröckelt: „In vielen Dörfern gibt es zwar noch eine Kirchweih, aber oft fehlt inzwischen die Gastwirtschaft“, so Scharrer. Und im Feuer­wehrhaus oder der einstigen Dorfschule sei es „einfach nicht dasselbe“.

Krenfleisch und Küchle sind Kerwa-Kultur

© Andreas Scharrer, ZiA

In Wettelsheim ist das noch kein Problem – auch dank Hans Nerreter und seiner Frau Bianca. Sie betreiben das „Lamm“ in dritter Wirtsgeneration seit über 25 Jahren und bereiten die Kirchweihspezialitäten noch eigenhändig aus frischen Zutaten zu. Nur diesmal nicht. Denn beim Aktionswochen-Auftakt durften stattdessen Landratsvertreter Westphal, Kreisrat Fritz Walter als Vorsitzender der Regionalmanufaktur „Echt Brombachseer“ und Matthias Kaufmann von der Brauerei Gutmann Hand anlegen.

Unter den strengen Augen von Wirt, Koch und Metzgermeister Hans Nerreter schnippelten sie Sellerie, Zucchini und Karotten, mischten die Tafelspitz-Würfel mit selbstgemachtem Aspik und schmeckten die Sülzen-Grundmasse mit Pfeffer, Salz und Kürbiskernöl ab. Als Krönung gaben sie einen (wegen seiner Schärfe nicht zu großen) Löffel geriebenen Gemüse-Meerrettich dazu – den sogenannten Kren. Angerichtet mit feinen Kren-Streifen und Bratkartoffeln kam das Ganze schließlich auf den Tisch, gefolgt von original Wettelsheimer Kirchweih-Küchle von der Küchlebäckerei Wieser gleich nebenan als Nachtisch.

„Der Landkreis macht sich viel Mühe, in kleinen Schritten Regionalität und Tradition zu fördern und wiederzuerwecken“, lobte Robert Westphal die Idee hinter den Kulinarischen Aktionswochen. Bei der Schweinezucht habe er sich diesen Prinzipien auch selbst verschrieben – das Engagement für Regionalität sei ihm „Hobby und Herzensangelegenheit“, seit er die eigene Landwirtschaft in Meinheim an seinen Sohn Manuel abgegeben habe.

Im Alltag hat Hans Nerreter allerdings zunehmend Schwierigkeiten, seine eigenen Ansprüche an eine frische, handgemachte Gastronomie umzusetzen. „Uns fehlt die Zeit und das Wissen in der Küche, weil kaum noch junge Leute Koch werden wollen“, beklagt er. Deshalb würden immer mehr Gaststätten aufwendige Zutaten wie Aspik durch Fertigprodukte ersetzen.

Auch dieser Entwicklung wollen die Kulinarischen Aktionswochen etwas entgegensetzen und für Tradition und Qualität auf dem Tisch werben. Neben dem „Goldenen Lamm“ beteiligen sich noch drei weitere Gasthöfe mit über 20 Kirchweihgerichten an der aktuellen Woche: das Hotel „Adlerbräu“ in Gunzenhausen, der Landgasthof „Zum Schnapsbrenner“ in Großweingarten und der „Brandenburger Hof“ in Weißenburg. Dort findet am Dienstag, 10. Oktober, ab 10 Uhr zudem ein Küchle-Schaubacken statt.

Weitere Informationen zur Aktionswoche „Kirchweih. Küchle. Kren.“ samt Liste aller Gaststätten und Gerichte gibt es unter www.altmuehlfranken.de/kirchweih_kuechle_kren

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