Kriminalität in Treuchtlingen: So erfolgreich ist die Polizei

5.10.2020, 06:04 Uhr
Kriminalität in Treuchtlingen: So erfolgreich ist die Polizei

© Symbolfoto: Stefan Hippel

So ist die Zahl der Straftaten selbst gegenüber 2018 um 10,3 Prozent auf insgesamt 846 gestiegen. Allerdings sei vor zwei Jahren mit "nur" 767 Taten auch ein "absoluter Niedrigstand" zu verzeichnen gewesen. Im Fünfjahresvergleich liege der Wert mit 35,25 Straftaten pro 1000 Einwohner genau im Mittel, so Meyer.

Der jüngste Anstieg betrifft dem Dienststellenleiter zufolge fast alle Bereiche. Großen Anteil an der Steigerung hätten unter anderem die Beziehungsvergehen sowie die Rauschgiftdelikte, die um satte 44 Prozent zugenommen haben. Letztere Zahl müsse man jedoch relativieren, da das Plus zu einem guten Teil "der Kontrolltätigkeit der Beamten zuzuschreiben ist", so Meyer – und dies, obwohl im vergangenen Jahr die Personalsituation mit 33 Beamten auf 27,4 Stellen "sehr grenzwertig" gewesen sei.

Während der Urlaubsmonate sei die Schichtstärke teilweise nur bei drei Beamten gelegen, wegen der Belastung und des hohen Altersdurchschnitts von 39 Jahren sei auch der Krankenstand erhöht. "Heuer nehmen wir aber eine spürbare Entlastung wahr. Ich hoffe, dass wir das tiefe Tal durchschritten haben", erklärte der Polizeichef, bevor er einzelne Themenfelder näher beleuchtete.

Anstieg bei Körperverletzungen

Die Zahl der Rohheitsdelikte ist im vergangenen Jahr auf 194 (2018: 169) gestiegen, zugleich aber auch die Aufklärungsquote auf 95,9 Prozent (Vorjahr: 94,1 Prozent). Gerade einmal einen einzigen Raub gab es 2019 zu verzeichnen – das Jahr davor waren es noch zwei. Ein Plus gibt es laut Meyer auch bei den Körperverletzungen, deren Zahl er mit 137 angab (Vorjahr: 127), davon 28 schwere Fälle.

Um fast 20 Prozent zurückgegangen sind dagegen die Diebstähle. Von den 138 Fällen (2018: 172) klärte die Polizei knapp die Hälfte auf, was sogar eine Steigerung um knapp 30 Prozent ist. Wirkung hat nach Meyers Worten auch die Aufklärungsarbeit der Beamten in Sachen Fahrraddiebstahl gezeigt: Da inzwischen mehr Räder gesichert und registriert würden, sei deren Zahl von 29 im Vorjahr auf 20 gesunken sowie die Aufklärungsquote von mageren sieben auf 30 Prozent gestiegen. Die Fälle der Wohnungseinbrüche veränderten sich gegenüber dem Vorjahr nicht, wie sich Meyer erleichtert zeigte – 2019 gab es erneut zwei Fälle.

Drogenkontrollen verstärkt

Bei Betrug ist das Internet der Haupttatort. 98 Delikte gab es vor zwei Jahren, 76 im vergangenen Jahr. Die Aufklärungsquote lag 2019 bei 84,2 Prozent (2018: 91,8 Prozent). 62 Mal wurden die Beamten zudem wegen Drogendelikten tätig – ein deutlicher Anstieg, den der Polizeichef zum einen mit verstärkten Kontrollen und zum anderen mit einer "erhöhten Aussagebereitschaft der Tatverdächtigen" erklärt.

Insgesamt zugenommen hat die Zahl der Sachbeschädigungen. 121 Fälle nahm die Polizei auf, 19 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der demolierten Autos sank allerdings im selben Zeitraum von 41 auf 36, die an Straßen, Wegen und Plätzen von 26 auf 19. Aufgeklärt wurden Meyer zufolge 57,9 Prozent der Fälle gegenüber 38,5 Prozent im Jahr 2018.

Bei einem Ausländeranteil von 11,2 Prozent im Dienstbereich der Treuchtlinger Polizei fällt auf den ersten Blick der mit 25,7 Prozent mehr als doppelt so hohe Anteil dieser Gruppe an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen ins Auge. Allerdings müsse man von dieser Zahl fairerweise diejenigen abziehen, so Meyer, die bei der Durchfahrt auf der B 2 kontrolliert wurden – immerhin eine große Achse mit einem hohen Anteil an internationalem Verkehr. Außerdem gebe es "Straftaten, die eben nur Ausländer begehen können, wie zum Beispiel Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz". Deren Zahl ist im vergangenen Jahr um das Zweieinhalbfache gestiegen – mit 14 statt vier Fällen absolut gesehen aber eher gering.

Zu viele Raser

Bei den Verkehrskontrollen hat die Treuchtlinger Polizei "teils erhebliche Geschwindigkeitsüberschreitungen" verzeichnet. Zugleich stieg auch die Zahl der Verkehrsunfälle leicht von 820 im Vorjahr auf 861 im Jahr 2019. Allerdings wurden dabei nur 82 Personen verletzt, im Jahr zuvor waren es noch 106. In beiden Jahren starb jeweils ein Verkehrsteilnehmer bei einem Unfall. Die vermeintlich so unvorsichtigen jungen Verkehrsteilnehmer spielten 2019 nur bei etwa jedem siebzehnten Unfall eine Rolle. Fast die Hälfte der Unfälle im vergangenen Jahr waren Zusammenstöße mit Wildtieren.

Lob gab es von Meyer für seine Mitarbeiter: "Das Auftreten der Beamten in der Öffentlichkeit war nicht zu beanstanden. Dies zeigte sich insbesondere am fast nicht vorhandenen Beschwerdeverhalten der Bevölkerung." Auch einige spektakulärere Einsätze rief der Dienststellenleiter in Erinnerung, darunter etwa eine Massenschlägerei am Treuchtlinger Bahnhof mit 20 Beteiligten.

Überhaupt, der Bahnhof: Er befindet sich nur etwa 150 Meter von der Polizeiwache entfernt und ist ein "Dauerbrenner" bei den Einsätzen. Immer wieder ruft die Bundespolizei die Treuchtlinger Beamten zur Unterstützung, da sich deren nächstgelegene Dienststellen in Ansbach und Nürnberg befinden. 61 solche Einsätze gab es 2019, darunter neben der Massenschlägerei auch ein handgreiflicher Streit zwischen Fußballfans aus Augsburg und Mainz.

Volksfest-Rowdys und häusliche Gewalt

Unschön endete für einen Beamten ein Einsatz beim Treuchtlinger Volksfest, bei dem er von einem Besucher verletzt wurde und anschließend mehrere Wochen dienstunfähig war. Mit seinen insgesamt rund 3500 Gäste fassenden Festzelten ist das Fest alljährlich eine Herausforderung für die örtliche Polizei.

Hässlich wird es für die Ordnungshüter oft auch bei Häuslicher Gewalt. So mussten sie im vergangenen Jahr unter anderem einen aggressiven Mann überwachen, der beharrlich das Kontaktverbot zu seiner "Ex" missachtete, in deren Wohnung einbrach und sich selbst durch Ordnungsgelder in Höhe von fast 10.000 Euro nicht in die Schranken weisen ließ. Er musste schließlich drei Monate lang eine Fußfessel tragen.

Ein letzter Schwerpunkt der Polizeiarbeit in der Altmühlstadt sind schließlich die Behinderten- und Pflegeheime. Acht davon gibt es im Stadtgebiet sowie in Polsingen, Pappenheim und Langenaltheim mit insgesamt 780 Plätzen. Viele Bewohner sind auf richterlichen Beschluss untergebracht, büxen hin und wieder aus und werden dann polizeilich gesucht – allein im vergangenen Jahr 31 Mal. Tragisch endete dabei ein Fall im Januar 2019, als eine 60-Jährige lange nicht gefunden wurde und über Nacht erfror.

Keine Kommentare