Mehr Kultur und Kulinarisches für Treuchtlingen

21.4.2018, 06:04 Uhr
Mehr Kultur und Kulinarisches für Treuchtlingen

© Patrick Shaw

Allzu konkret wird Marc Rengier bei seinem ersten Pressetermin am neuen Wirkungsort noch nicht. „Ich muss die Stadt erst einmal kennenlernen und schauen, was machbar ist“, erklärt er. Zwar habe er aus seiner Heimatstadt „eine ganze Mappe von Ideen dabei“, doch seien Personal und Budget in Treuchtlingen nicht so üppig, dass das alles umsetzbar wäre. Vernetzung, Veranstaltungen und der Heilbad-Titel – das sind seine drei großen Schlagworte.

Vor seinem Wechsel an die Altmühl war der 34-Jährige zehn Jahre lang Veranstaltungsleiter der Kur-, Kongress- und Touristik-GmbH (KKT) in Bad Windsheim sowie zuletzt kaufmännischer Leiter des dortigen Bauhofs. Mit jährlich knapp 450.000 Besuchern hat die Bad Windsheimer Franken-Therme fast doppelt so viel Zulauf wie die Treuchtlinger Altmühltherme vor Beginn der Modernisierung. Was es braucht, um den Titel „Bad“ zu tragen, weiß der gelernte Reiseverkehrskaufmann also.

Dementsprechend hat Rengier spürbar weniger Scheu als die örtliche Politik, das Ziel „Bad Treuchtlingen“ in den Mund zu nehmen. „Treuchtlingen ist eine Thermenstadt“, erklärt er. „Das Thema Heilbad ist da eine Favorisierung wert.“ Ein Hindernis sei das Fehlen eines größeren Hotels mit Komplettservice. Es gebe zwar rund 380 Betten im Stadtgebiet, aber nur eine Handvoll Häuser mit mehr als zehn unter einem Dach. Zudem sei es mit irgendeinem Hotel nicht getan: „Für ein Heilbad braucht es weitere Bausteine wie kurze Wege, guten Service und ein Programm über das Baden hinaus.“

Besonders wichtig ist Rengier deshalb die Vernetzung mit den örtlichen Gastronomen und Vermietern. „Wir müssen noch besser wissen, was wir den Urlaubern anbieten können“, betont er. Eine Idee, die dem Touristiker nach eigenen Worten auch wegen seiner fränzösischen Wurzeln gefällt, sind „Genuss- oder Gourmet-Wochen“, vielleicht mit einer Auftaktveranstaltung, Livemusik und buchbar als Paket samt Übernachtung.

Letzteres wäre laut Rengier auch für die Werbung um Tagungsgäste hilfreich. Denn „Treuchtlingen ist ein Wirtschafts- und Hochschulstandort. Da bietet sich das Thema an.“ Insbesondere das Kulturzentrum Forsthaus und die Stadthalle ließen sich als Konferenzräume nutzen. Für den Kulturtourismus sei das Forsthaus ohnehin „ein kleines Geschenk“. Dort möchte der Tourismuschef künftig gern den Gewölbekeller in die Nutzung einbeziehen.

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© Patrick Shaw

Ein „politisch wie versicherungstechnisch schwieriges Pflaster“ ist dem 34-Jährigen zufolge der Bereich Aktivurlaub. Die Region sei zwar ideal fürs Wandern und Radfahren, doch vor allem die oft inoffiziellen Mountainbike-Trails sorgen immer wieder für Ärger. „In Bad Windsheim hatten wir einen schweren Unfall auf einem geduldetem Trail“, erinnert er sich. Die Stadt musste ihn dann schließen.

Ein Selbstläufer ist dagegen der Treuchtlinger Reisemobilstellplatz. Er sei ideal, um die Kundschaft in den „besten Jahren“ zu pflegen. 56 Plätze hat er aktuell und wird demnächst erweitert. Auch für die Zeit danach hat Rengier „keine Bedenken, dass er voll belegt sein wird“. Von seinem guten Ruf profitierten auch die Therme, das Volkskundemuseum und das Naturparkzentrum. „Sie können touristisch alle Werbung ins Kalkül ziehen. Die beste Werbung bleibt aber die Mund-zu-Mund-Propaganda“, so der Reiseexperte.

Rengiers Steckenpferd sind aber schon aufgrund seiner beruflichen Vita die großen Veranstaltungen wie Feste, Konzert­reihen und Open-Airs. „Hier wird es vielleicht eine Neuausrichtung geben, bestehende und erfolgreiche Events werden wir aber nicht abschaffen“, sagt er. Vorstellbar seien Klassik, Jazz, Kleinkunst und Kabarett, eventuell auch Konzerte im Kurpark oder Kultur im Schlosshof. Den Festplatz möchte der neue Tourismuschef ebenfalls häufiger „bespielen“, zum Beispiel mit Gartentagen oder Handwerkermessen. Dabei ist sich der aktive Sportschütze und Karnevalist nicht zuletzt der Bedeutung der Vereine im Veranstaltungsprogramm bewusst.

„Treuchtlingen soll eine Reise wert sein“, lautet Rengiers Fazit. Ein wichtiges Stichwort sei die Nachhaltigkeit: „Die Gäste sollen auch wiederkommen!“ Das sei freilich nicht über Nacht zu machen, brauche Vorbereitung und Geld. „Die Budgetplanung war in Bad Windsheim leichter, da die KKT ein Kommunalunternehmen ist“, vergleicht der Touristiker. In Treuchtlingen habe stets noch der Stadtrat ein Wörtchen mitzureden. Wenn es aber nicht nur bei „Low-budget“-Maßnahmen bleiben solle, bedürfe es Einnahmen über den Kurbeitrag hinaus – etwa durch Sponsoring.

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