Nahwärme: Rehlingen heizt mit Biogas aus Bürgerhand

4.11.2019, 06:04 Uhr
Nahwärme: Rehlingen heizt mit Biogas aus Bürgerhand

© Patrick Shaw

Für Langenaltheims Bürgermeister Alfred Maderer ist es "beispielhaft, dass es ab nächstem Jahr in allen Ortsteilen ein funktionierendes Nahwärmenetz geben wird". Das sei "gut fürs Klima und gut für die Dorfgemeinschaft". Der letzte der drei Bausteine ist das Bürgerwärmenetz in Rehlingen, das ab Ende nächsten Jahres 54 Haushalte mit der Abwärme der Biogasanlage Knoll vom nahegelegenen Lohhof versorgen soll.

Die Eckdaten stellten die AG-Vorstandsmitglieder David Kutschera und Tobias Knoll beim ersten "Spatenstich" vor. Nicht einmal ein Jahr habe es von der ersten Idee bis zur Umsetzung gedauert, so Kutschera. Einschließlich des künftigen Baugebiets werde die Mehrzahl der Rehlinger Anwesen angeschlossen.

Das rund fünf Kilometer lange Leitungsnetz ersetzt bei ihnen komplett die bisherigen Öl-, Gas- und Holzheizungen. Dies entspricht laut Kutschera etwa 100.000 Litern Heizöl sowie einem Ausstoß von rund 310.000 Kilogramm Kohlendioxid pro Jahr. Zudem liege der Wärmepreis deutlich unter dem aktuellen Öl- und Gaspreis. "Somit können alle beteiligten Bürger kostengünstig und umweltfreundlich heizen", verspricht der AG-Vorsitzende.

"Das Kapital ist das Netz"

Baustart ist schon diese Woche, fertiggestellt sein soll das Netz bis Ende nächsten Jahres. Gleichzeitig nutzt die Nahwärme-AG die Bauarbeiten, um zusammen mit den Wärmeleitungen auch Glasfaserkabel für einen schnelleren Internetzugang im Dorf zu verlegen. Um alle Gewerke kümmern sich Handwerksfirmen aus dem Ort oder der näheren Region. Finanziell beteiligen sich neben den Bürgern und der Gemeinde auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa).

Dass die Einspeisung der Biogas-Abwärme aktuell wirtschaftlich ist, liegt an der Förderung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Bei dessen letzter Novelle vor fünf Jahren wurden die Zuschüsse für Bioenergie allerdings massiv gekürzt, teils auf weniger als die Hälfte der bisherigen Förderung. Deshalb ist die Nutzung der Abwärme vor Ort einerseits ein Glücksfall für die Betreiberfamilie Knoll und die Dorfbewohner gleichermaßen – andererseits aber als Energiequelle nicht in Stein gemeißelt, wie Rathauschef Maderer beim Spatenstich erläuterte: "Das Kapital ist das Netz, ganz egal, wie der Energieträger in 15 oder 20 Jahren aussieht." Und dieses Netz sei nun auch in Rehlingen "komplett in Bürgerhand".

Für die umtriebige Projektgruppe um David Kutschera, Tobias Knoll und Herbert Laubinger ist das indes noch ferne Zukunft. Jetzt geht es erst einmal darum, die Rohre und Kabel gemeinsam mit den Fachfirmen pannenfrei unter die Erde zu bringen. Da dies größtenteils neben den Ortsstraßen geschieht, rechnet die AG nicht mit größeren Verkehrsbehinderungen.

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