Neuer Lift im Heumöderntal stößt auf Widerstand

26.9.2020, 06:04 Uhr
Neuer Lift im Heumöderntal stößt auf Widerstand

© TK-Archiv, Benjamin Huck

Dabei habe das Ganze durchaus "einen gewissen Charme", wie Klaus Fackler (UFW) der Idee attestierte – sich aber trotzdem dagegen aussprach. Das Konzept von Christian Wißmüller und Axel Rosenbauer ist durchaus stimmig: Einerseits entspricht die aktuelle, vom Treuchtlinger Alpenverein vor etwa einem halben Jahrhundert errichtete Liftanlage nicht mehr den technischen Anforderungen. Andererseits boomen die benachbarten Mountainbike-Strecken.


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Mit einem neuen Lift ließen sich also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und für die Anwohner verbessere sich die Situation sogar: Den Plänen zufolge wäre die neue, begradigte Trasse nur noch 306 statt derzeit 370 Meter lang, neue Technik und eine Einhausung würden zudem die Geräuschkulisse reduzieren. Die bisherigen Trassen würden zurückgebaut und renaturiert. Auch die Kosten wären überschaubar, denn Wißmüller und Rosenbauer haben einen gebrauchten Schlepplift im Visier.

Durch die Umsetzung der Idee würde den Initiatoren zufolge eine Anlage entstehen, "die im Umkreis von 90 Kilometern einzigartig ist". Damit hätte Treuchtlingen ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Und auch die Anwohner würden profitieren, so die Einschätzung von SPD-Fraktionschefin Kerstin Zischler. Denn neben der Verkleinerung und dem Lärmschutz würden durch den Lift als zweiten Zuweg zu den Trails die Parkplätze am Patrich stärker genutzt und die Uhlbergstraße entlastet.

"Müssen wir noch mehr leiden?"

Im Stadtrat und der Bevölkerung ist die Skepsis dennoch groß – was Bürgermeisterin Kristina Becker zu einem ungewöhnlichen Schritt veranlasste: Sie öffnete die Sitzung für Fragen aus den Reihen der rund 40 anwesenden Bürger. Die Anlieger der Uhlbergstraße waren als direkte Nachbarn zuvor eigens angeschrieben worden – und sahen die Situation völlig anders als Zischler: "Der Andrang wird dann größer. Müssen wir noch mehr leiden?", so eine Bürgerin.

Schon jetzt seien "die Gehsteige voll und für uns selbst nicht mehr nutzbar", ergänzte eine Nachbarin – ganz abgesehen vom zusätzlichen Schmutz. Die Situation sei "einfach eine Zumutung", so eine weitere Anwohnerin. Die Mountainbiker seien "frech und parken alles zu – auch die Ausfahrten. Die stellen ihr Auto hin und hauen dann mit ihren Fahrrädern ab." Selbst die Feuerwehr komme nicht mehr durch.

Der Welle der Empörung stellte sich Bauamtsleiter Jürgen Herbst entgegen. "Wir haben das Konfliktpotenzial erkannt", betonte er. Im Rahmen der Bauleitplanung werde man nach Lösungen suchen. Kerstin Zischler wiederum appellierte an die Solidarität: Man solle doch das St.-Florians-Prinzip (also das reflexartige "Nicht vor meines Haustür!") mal beiseite lassen. Denn durch die Konzentrierung der Biker und Skifahrer auf diesen einen Bereich würden andere Waldgebiete entlastet.

Mehrbelastung oder nur Ersatz?

Hubert Stanka (UFW) gab zu bedenken, dass es sich bei dem Projekt "doch eigentlich nur um einen Ersatz handelt". Er selbst wolle sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht festlegen, auch in seiner Fraktion gebe es unterschiedliche Meinungen. Oswald Bayer hat dagegen praktische Bedenken. Für Jäger wie ihn werde es durch die Unruhe im Wald immer schwieriger, ihrer Abschusspflicht Genüge zu tun. Auch für sein Damwildgehege sehe er bei mehr Dauerbetrieb im Heumöderntal wenig Zukunft. Und genau das befürchten er und Klaus Fackler: "Die Nutzung hat schon jetzt stark zugenommen. Wir brauchen ein Gesamtkonzept", so ihre Forderung.

Robert Rieger, der die Heumöderntrails betreibt, zeigte sich selbst "vom großen Zuspruch überrascht". Ein Grund für den Bike-Boom sei die Corona-Pandemie mit ihrem "Ich-muss-raus-Trend". Die Nutzer des Trailparks "passen zu Treuchtlingen, nur sind sie an der falschen Stelle, was das Parken angeht", so Rieger.

Letzteres kristallisierte sich während der Sitzung als das eigentliche Problem heraus. Denn der Trailpark selbst soll nach Worten von Wißmüller und Rosenbauer keine reine Sportstätte werden, sondern "familienfreundlich bleiben". Tourismuschefin Stefanie Grucza stellte sich ebenso prinzipiell hinter das Projekt, das allerdings in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung weiter entwickelt werden müsse.

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