Neues Treuchtlinger Pflegeheim: Schöner und teurer

3.1.2019, 06:04 Uhr
Neues Treuchtlinger Pflegeheim: Schöner und teurer

© Patrick Shaw

Beim Rohbau-Rundgang mit Rotkreuz-Kreisverbands-Geschäftsführer Rainer Braun, Tagespflege-Leiterin Heide Paul und Bürgermeister Werner Baum fällt auf den ersten Blick die schiere Größe der neuen Räume am „Bad-Kreisel“ ins Auge. Im Erdgeschoss des dreieinhalbgeschossigen, hufeisenförmigen Gebäudes geht es vorbei an Empfang sowie künftiger Arztpraxis und Apotheke in den Bereich der Tagespflege im Ostflügel. Er umfasst einen großen Speise- und Aufenthaltssaal samt offener Küche, zwei Ruheräume und einen Therapiebereich. Farblich ist er durchgehend in dezenten Blau- und Erdtönen gehalten und für bis zu 30 Patienten gleichzeitig ausgelegt.

In den beiden Stockwerken darüber befinden sich die vier Hausgemeinschaften des stationären Pflegeheims mit je 13 Einzelzimmern samt separatem Bad sowie je einem Zwei-Zimmer-Appartment – also insgesamt 60 Betreuungsplätzen. Jede Hausgemeinschaft hat zudem ein gemeinsames Wohnzimmer, eine offene Küche sowie einen großen Ess- und Aufenthaltsbereich, der die beiden Wohngruppen der jeweiligen Etage verbindet. Am Schnittpunkt liegt das Stationszimmer für das Pflegepersonal.

Gegliedert wird auch das Pflegeheim durch ein plakatives Farbkonzept mit den Bereichen „Kornblume“ (blau), „Margerite“ (gelb), „Löwenzahn“ (grün) und „Lavendel“ (lila). Die modernen Pflegebäder sind mit Einstiegswannen ausgestattet und sollen möglichst wenig „Krankenhausatmosphäre“ ausstrahlen. Im Penthouse­geschoss darüber stehen schließlich noch sechs deutlich größere Mehrzimmerwohnungen für je ein oder zwei zahlungskräftigere Mieter bereit.

Fließende Übergänge ambulant-stationär

Die Übergänge zwischen ambulanter und stationärer Pflege im Haus sind fließend – wer anfangs die Tagespflege besucht, kann später unkompliziert auf einen freien Heimplatz wechseln. Bewohner der Penthousewohnungen sowie der drei südlich vom Hauptgebäude entstehenden, seniorengerechten Mietshäuser („Wohntürme“) werden bei der Belegung bevorzugt.

Damit der Parallelbetrieb im alten und neuen Pflegeheim möglichst kurz ist, wechseln schon im Januar die ersten Mitarbeiter von der Wettelsheimer Straße an den Bad-Kreisel. Übergabetermin für den bis dahin hoffentlich fertiggestellten Neubau an das Rote Kreuz ist der 23. März. Eine Woche später, am 30. März, ist Einweihung.

Mit dem ab dem Folgetag vorgesehenen Umzug der Bewohner wird dann das städtische Alten- und Pflegeheim obsolet. Da das Rote Kreuz bereits seit dem Übergang der Geschäftsführung vor drei Jahren keine Zimmer mehr neu belegt, leben dort derzeit noch 63 von einst 86 Senioren. Ihr Vertrag läuft bis zum 31. März.

Dass ihnen schon jetzt die Kündigung zugeht, ist Rainer Braun zufolge „ein rein formaljuristischer Vorgang“. Jeder Bewohner habe eine Übernahmegarantie und komme unterbrechungsfrei im neuen Seniorenzentrum unter – allerdings „zu neuen Konditionen“. Das sei im Grunde „wie der Wechsel einer Mietwohnung“. Wer nicht mit umziehen möchte, muss sich allerdings rechtzeitig um einen anderen Betreuungsplatz kümmern.

Kaltmiete steigt kräftig

Neue Konditionen? Das heißt, es wird teurer. Bei Pflege, Heizung (künftig per Nahwärme aus der Altmühltherme), Zimmerreinigung und Verpflegung wird die Preiserhöhung laut Braun „im einstelligen Prozentbereich liegen“. Bei der Kaltmiete sei dagegen mangels staatlicher Förderung „eine sehr deutliche Steigerung“ zu erwarten – wohl keinesfalls unter einer Verdoppelung, eher mehr.

Bedürftige Bewohner bekommen das allerdings nicht oder kaum zu spüren, weil der Bezirk in Form von höheren Pflegesätzen für die Differenz aufkommt. So gebe es auch „kein Preisdiktat“, wie der Rotkreuz-Geschäftsführer betont. Die Tarife würden vielmehr gerade mit dem Bezirk und dem Verband der Pflegekassen ausverhandelt. Wer seinen Heimplatz selbst bezahlen kann und muss, wird aber wohl deutlich drauflegen müssen.

Die Kostensteigerung begründet Braun damit, dass „konzeptionell über 30 Jahre zwischen dem alten Pflegeheim und dem Neubau liegen“. Es sei klar, dass das nicht zum selben Preis möglich ist. „Man muss schon Neu und Neu vergleichen“, so der Kreisgeschäftsführer. „Es findet aber keine Auslese nach Zahlungsfähigkeit statt. Für uns zählt nur das Maß der Not.“

Das wäre im Übrigen laut Bürgermeister Werner Baum „auch bei einem städtischen Neubau oder einer Generalsanierung so gewesen. Da hätten wir nach zehn Jahren ohne Investitionen ebenfalls nicht so weitermachen können.“ Insbesondere bei Hygiene und Brandschutz hätte das alte Pflegeheim seine Zulassung nicht mehr lange halten können. Aktuell sind im neuen Seniorenzentrum übrigens trotz des Altbestands von 63 Bewohnern noch einige Plätze frei.

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