Noch wenige Interessenten für Freifunk Treuchtlingen

21.4.2016, 07:59 Uhr
Noch wenige Interessenten für Freifunk Treuchtlingen

© Benjamin Huck

Klaus Fackler war neulich am Reisemobilhafen unterwegs, als ihm ein Schwede auf der Durchreise begegnet ist. Nach Italien wollte der und vorher noch kurz im Internet nachsehen, wie das Wetter wird. Einen Hotspot für sein Smartphone fand er allerdings nicht. Zum Glück für den Reisenden wusste Fackler, dass es einen Freifunk-Sender am Schloss gibt.

Den hatte die Initiative um den Informatiker Sven Velt aufgestellt. Freifunk möchte in Treuchtlingen ein Netzwerk aus WLAN-Routern aufbauen, an denen jedermann kostenlos ins Internet kommt (wir berichteten). Ursprünglich 2002 in Berlin als Gegenentwurf zum Netz der großen Konzerne gegründet, gibt es auch immer mehr touristische Einsatzmöglichkeiten.

Beispiel Rothenburg ob der Tauber: Vor zwei Jahren stellte dort die örtliche Initiative das Konzept vor – innerhalb von zwei Wochen waren 300 WLAN-Router am Netz. Vor allem Gaststätten und Pensionen nutzen die Möglichkeit für ihre Gäste, innerhalb der Stadtmauern ist das freie WLAN inzwischen so gut ausgebaut, das jeder zugreifen kann. Das freut vor allem die vielen ausländischen Touristen.

Die Reisenden kommen auch zu Familie Hartl nach Wettelsheim, die dort eine Ferienwohnung betreiben. Im Moment geben sie ihren Gästen einen Gastzugang. Jedoch müssen sie jedes Mal das Passwort ändern, wenn neue Gäste kommen. „Das ist schon ein biss­chen umständlich“, sagt Sebas­tian Hartl. Auch zwei andere Herren wollen wissen, wie sie ihren Übernachtungsgästen einfach Internet anbieten können. Das größte Bedenken: die Sicherheit. Wie verhindere ich, dass ein Nutzer etwas Illegales tut? „Verhindern können Sie es nicht, aber es wird nicht zu Ihnen zurückverfolgt werden können“, sagt Sven Velt, Initiator des Projekts und EDV-Betreuer der Stadt Treuchtlingen.

Die Technik an sich ist ganz einfach: Ein Router für etwa 17 Euro wird mit einer speziellen Software bespielt und an den hauseigenen Router angeschlossen. Eine bestimmte Bandbreite steht dann den Nutzern zur Verfügung, die Daten werden ohne Rückschlüsse zum Anschlussinhaber über einen VPN-Server ins Internet geleitet.

Die Daten werden jedoch getrennt von eigenen Heimnetzwerk gesendet, Hacker hätten keine Chance, von dort aus auf die persönlichen Daten zugreifen zu können. Da sei der private WLAN-Zugang, auch wenn er verschlüsselt ist, die größere Schwachstelle, so der Informatiker.

Lediglich zwölf Personen hatten sich zur Veranstaltung am Montagabend eingefunden, die Initiatoren hatten sich mehr erhofft. Denn eigentlich unterstützt auch der Gewerbeverein das Projekt, anwesend war jedoch niemand. Die Sender stehen derzeit an neun Standorten in Treuchtlingen, zweimal in Gaststätten, einmal in einer Arztpraxis und einmal in einem Privathaus.
Die restlichen fünf Orte betreibt die Stadt selbst. Dabei schwankt die Reichweite je nach Gerät und Aufstellort. Der Rathausplatz ist inzwischen ziemlich gut versorgt, weitere kommunale Stationen sind in Planung.

Die Treuchtlinger Initiative ist auch in Weißenburg mit ein paar Sendern vertreten und sucht nun geeignete Standorte in den Dörfern. Die Bandbreite sollte 16 MBit/s betragen, etwa die Hälfte wird für den Freifunk beansprucht.

Sebastian Hartl hat sich indes über die Technik informiert und wird das Vorhaben für die Ferienwohnung nochmal mit seinen Eltern besprechen: „Ich halte das für eine gute Idee.“

Weitere Informationen zur Technik hinter Freifunk, dem aktuellen Ausbaustand und die Kontaktdaten der Initiatoren gibt es im Internet unter https://freifunk-treuchtlingen.de/

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