Raiffeisenbank: Jürgen Gempel sagt nach 46 Jahren Lebewohl

22.3.2019, 12:11 Uhr
Raiffeisenbank: Jürgen Gempel sagt nach 46 Jahren Lebewohl

© Patrick Shaw

„Als Herr Gempel am 1. September 1972 seine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Raiffeisenbank Weißenburg begann, gab es noch keine Computer in der Bank“, verdeutlichte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Pfofelder Bürgermeister Willi Renner zu Beginn seiner Laudatio im Windischhausener Gasthaus Knoll die enorme Zeitspanne, über die hinweg Jürgen Gempel die Geschicke der einzigen „echten“ Landkreisbank mitbestimmt hat. In dieser Zeit habe er „miterlebt, wie drastisch sich das Bankwesen verändert hat“.

So war Gempels erster Arbeitstag ein Freitag, wie Manfred Göhring, Bezirkspräsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), anekdotisch nachzeichnete. Doch hatte der damals 16-Jährige am nächsten Tag nicht gleich Wochenende – die Bank hatte samstags noch ganz regulär geöffnet. Seit jenem ersten Tag als Lehrling bis zum jetzigen Abschied in den Ruhestand habe Gempel „eine Erfolgsspur hinterlassen, die Ihresgleichen sucht“, so Göhring.

Raiffeisenbank: Jürgen Gempel sagt nach 46 Jahren Lebewohl

© Patrick Shaw

Nach Abschluss der Ausbildung übernahm die damalige Raiff­eisenbank Weißenburg Gempel im Januar 1975 als Mitarbeiter. Schon sechs Jahre später wurde er Leiter der Kreditabteilung, schloss 1984/85 Haupt- und Führungsseminar der Genossenschaftsakademie in Montabaur ab und wechselte im Juli 1986 zur Raiffeisenbank Markt Berolzheim-Wettelsheim. 1987 wurde Gempel dort Prokurist sowie 1992 Geschäftsleiter und Vorstandsmitglied, zuständig für Kreditgeschäft, Rechnungswesen, Organisation und Controlling der damals immerhin mehr als 1300 Mitglieder zählenden Genossenschaftsbank.

2004 fusionierte diese mit der Raiff­eisenbank Gunzenhausen, bei der Gempel ebenfalls Prokura erhielt und Mitte 2005 in den Vorstand berufen wurde. Zwei Jahre später wurde aus den Raiffeisenbanken Gunzenhausen und Weißenburg schließlich mit erheblichem Zutun des scheidenden Vorstandsmitglieds die heutige Landkreisbank – „ein wirklicher Kraftakt“, wie Willi Renner bei der Verabschiedung betonte.

2010 übernahm Gempel schließlich den stellvertretenden Vorstandsvorsitz sowie die Bereiche Marktfolge und Interne Revision des aktuell 280 Mitarbeiter und eine Bilanzsumme von 1,42 Milliarden Euro zählenden Kreditinstituts. Seit 2009 war er zudem Ersatzvertreter der Gruppe Kreditgenossenschaften sowie seit 2012 Vorsitzender des Raiffeisen-Kreisverbands.

Darüber hinaus engagiert sich Jürgen Gempel, der zusammen mit seiner Frau Anita zwei Kinder und sieben Enkel hat, ehrenamtlich in der Schützenkapelle Meinheim, im Kirchenvorstand in Holzingen sowie seit 38 Jahren als Leiter und Nachwuchslehrer des Posaunenchors Kattenhochstatt. Er ist Träger der goldenen Ehrennadel des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbands und erhielt von Bezirkspräsident Göhring bei der Abschiedsfeier noch die Ehrenurkunde des Genossenschaftsverbands Bayern.

„Wenn man so verwurzelt ist, geht man nicht nur mit Freudestrahlen, sondern auch mit etwas Wehmut“, schloss Willi Renner seine Laudatio. „Jürgen Gempel hinterlässt ein solides Fundament“, ergänzte Vorstandsvorsitzender Wilfried Wiedemann. Sein Kollege sei „immer bodenständig geblieben, war aber Neuerungen gegenüber stets aufgeschlossen“. Nun sei es an der Zeit, dass auch dessen Frau und Familie „etwas mehr Zeit abbekommen“. Gempels „beachtliche Lebensleistung und berufliche Karriere“, würdigten auch Landrat Gerhard Wägemann – selbst Anfang der 1970er Jahre Schulkamerad des scheidenden Raiba-Chefs – und Dr. Markus Raab, Regionaldirektor der DZ-Bank Nürnberg.

„Warum bin ich so gern zur Arbeit gegangen?“, fragte sich Jürgen Gempel zum Abschluss selbst. Weil er stolz auf seine hervorragenden Mitarbeiter sei, wegen der Begeisterung der Kunden und weil seine Bank ganz vorne „in der ersten Liga“ mitspiele, so seine Antwort. Dass er nun „nach fast 50 Jahren Begeisterung in der Raiba am Donnerstagabend zum letzten Mal meinen geschäftlichen PC ausschalten werde“, könne er noch gar nicht glauben. „Es war mir eine Ehre, hier zu dienen seit der Lehre“, schloss Gempel.

Künftig agiert die Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen nur noch mit zwei Vorstandsmitgliedern – Wilfried Wiedemann und Gerhard Meyer – sowie drei Prokuristen: Wolfgang Löhner, Gerd Reißlein und Jochen Kolb. „Dies ist eine gravierende Veränderung in der Führung“, so Wiedemann. Er sehe die Genossenschaftsbank damit dennoch „gut und zukunftsträchtig aufgestellt“.

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