Schlachthof-Test und Hunde-Fest aus Wettelsheim

30.1.2019, 12:17 Uhr
Schlachthof-Test und Hunde-Fest aus Wettelsheim

© privat

Manche Menschen engagieren sich in Politik und Vereinen für gute Zwecke, andere nehmen das Heft selbst in die Hand, auch wenn es nur im kleinen Rahmen ist. Zu letzterer Sorte gehört die stadtbekannte Wettelsheimer Aktivistin Barbara Engelhardt. Im Namen des Tierschutzes reist sie immer wieder auf eigene Faust in fremde Länder, kümmert sich um Straßen- und Wildtiereentmüllt Strände, debattiert mit dem Papst oder mit buddhistischen Mönchen und schreckt vor theologischen Debatten mit iranischen Mullahs ebenso wenig zurück wie vor klaren Ansagen gegenüber nordkoreanischen Militärs.

Vor einigen Wochen war Engelhardt nun in Italien und Rumänien – einmal als selbsternannte Schlachthof-Inspektorin und einmal als Weihnachtsfrau für Straßenhunde. Ihre Idee: ausgesetzten Vierbeinern ein Festmahl zu bescheren. Dafür reiste sie mit 50 Dosen Hundefutter und Unmengen an Spaghetti im Gepäck mit dem Bus über Italien nach Rumänien, wo sie bei einer Familie unterkam, die sie noch aus ihrer Zeit als Mitarbeiterin am Europaparlament kennt.

Schlachthof-Test und Hunde-Fest aus Wettelsheim

© privat

Vor Ort erwartete sie jedoch eine „böse Überraschung“: Schon im Haus der Gastgeber traf sie auf eine Rottweiler-Hündin mit zwölf Jungen, die die Familie zum Weiterverkauf hielt – laut Engelhardt „genau der Grund dafür, dass so viele Tiere auf der Straße landen und am Ende getötet werden“. Würden möglichst viele Menschen Vierbeiner aus Tierheimen aufnehmen, statt für schnelles Geld Rassehunde zu kaufen, wäre dieses Problem ihrer Meinung nach viel geringer. Also kaufte Engelhardt vor Ort noch weiteres Futter, um neben den Straßenhunden, die ihr zufolge „zu Tausenden überall zu sehen waren“, auch dem kleinen Rudel ihrer Gastgeber das Weihnachtsfest zu versüßen – stilecht im Weihnachtsmann-Kostüm.

Abenteuerlicher ging es bereits auf der Anreise der Wettelsheimerin zu. In Italien gab sie sich als Vertreterin von Bolzenschussapparaten aus, um unbehelligt auf das Gelände eines Großschlachthofs zu gelangen. Vor vielen Jahren habe sie diesen noch als EU-Mitarbeiterin eigenmächtig im Namen eines Abgeordneten angeschrieben und die Verbesserung der miserablen Bedingungen insbesondere bei der Anlieferung von Schlachtpferden aus Osteuropa gefordert, erzählt Engelhardt – mit Erfolg, wie sie mit schlemischem Grinsen hinzufügt. Die Zustände hätten sich wesentlich verbessert, was sie bis heute gelegentlich „undercover“ kontrolliere.

Aus Rumänien brachte die umtriebige Aktivistin am Ende noch zwei Straßenhunde mit, die sie bereits auf dem Heimweg in Österreich an tierliebe Interessenten vermitteln konnte. „Vor allem für ältere Leute sind diese Hunde ideal, da sie unendlich dankbar sind“, erklärt Engelhardt zufrieden.

1 Kommentar