Thomas Felder im Treuchtlinger Forsthaus

23.2.2015, 09:59 Uhr
Thomas Felder im Treuchtlinger Forsthaus

© Shaw

Mit jaulender Drehleier und Kopfstimme steigt der 61-Jährige in sein eigenwilliges, sowohl wörtlich als auch sinnbildlich „schräges“ Programm aus Musik, Poesie, Kabarett und Klangkunst ein. Sprache und Melodie verschmelzen zu einem schwäbisch-orientalischen Klang-Kuriosum. Doch Zeit, um sich einzuhören, lässt Felder seinem Publikum nicht. Nur Augenblicke später wechselt er ansatzlos von der Mundart seiner Heimat ins Englische, von der Weltmusik zum Ragtime.


Um einen Jungen ohne Beine geht es da, der auf den Armen geht und deshalb all die miesepetrigen Gesichter seiner Mitmenschen fröhlich verdreht sieht – einfacher, fast schon naiver Humor, der aber viel hintergründiges Gehalt hat. Sozialkritisch ist auch Felders Blues über das allgegenwärtige „Kriegen und Siegen“, bei dem der „schwäbische Eulenspiegel“ seine linksalternative politische Heimat nicht verleugnen kann. Und zielgenau trifft seine wonnevoll wortspielerisch erzählte Geschichte von der Kleinstadt „Mäuslingen“, die mit provinzieller Engstirnigkeit und Selbstüberschätzung die Kultur als Mittel der Selbstdarstellung verramscht.


Auf echte Knaller wartet man bei Thomas Felder indes vergebens. Der Vortrag ist die Pointe, mal albern, mal politisch, mal philosophisch, oft leise, manchmal aber auch unangenehm laut, mitten aus dem Leben gegriffen, persönlich und ungeniert. Felder unternimmt gar nicht erst den Versuch, perfekt zu reimen oder zu singen. Als ehemaliger Zeichenlehrer zeichnet er mit Worten und Tönen – expressionistische Liedermacherei wie ein abstraktes Bild.


Mit fortschreitendem Abend werden Felders Texte zunehmend dadaistisch-konfus, oft mehr am Wortklang als an der Bedeutung interessiert. Seinen Gedankensprüngen ist bisweilen selbst bei großer Aufmerksamkeit kaum zu folgen. Trotzdem wissen und spüren die Zuhörer, worum es im Kern geht.


Und so wird das anfangs eher unsichere Schmunzeln im knapp 50-köpfigen Publikum immer entspannter, der Applaus kräftiger. Schade nur, dass die ebenso beachtliche musikalische Virtuosität des skurrilen Tausendsassas am Flügel und einem halben Dutzend weiteren Instrumenten wegen seines dominierenden, verspielt-verpeilten Auftretens zu selten die Hauptrolle übernimmt.

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