Treuchtlingen: Eisige Kirche, winterharte Störche

23.1.2019, 06:05 Uhr
Treuchtlingen: Eisige Kirche, winterharte Störche

© Patrick Shaw

In den Nächten zum Montag und Dienstag zeigte das Thermometer der Messstation Weißenburg-Emetzheim um die minus neun Grad, selbst tagsüber blieb das Eis auf Pfützen und Autoscheiben gefroren. Bis Freitag soll das den Prognosen zufolge so weitergehen – die Temperatur steigt zwar auf minus drei bis minus fünf Grad, gefühlt bleibt es aber deutlich darunter.

Schon vergangene Woche haben deshalb die Gläubigen der katholischen Marienkirche die Flucht ergriffen. Im „Juradom“ wird es derzeit kaum wärmer als vier Grad, weshalb die Gemeinde alle Gottesdienste an den Werktagen (mittwochs und donnerstags) ins benachbarte Pfarrheim verlegt hat. „Wegen ihrer schieren Größe und der einfach verglasten Fenster ist die Kirche unheizbar“, erklärt Pfarrer Matthias Fischer die Maßnahme, die die Gemeinde im Winter immer wieder einmal ergreift. Nur sonntags müssen sich die Katholiken warm anziehen, denn dann ist das Pfarrheim belegt und der Gottesdienst findet im eisigen Gotteshaus statt.

Kräftig eingeschürt wird unterdessen im Biomasseheizwerk von Stadt und Forstbetriebsgemeinschaft in der Treuchtlinger Hahnenkammstraße. Noch braucht vor allem das benachbarte Gesundheitszentrum die Wärme – wenn im Stadtkrankenhaus und im Pflegeheim endgültig die Lichter ausgehen, bekommt jedoch auch das erst acht Jahre junge Heizwerk Probleme mit der Wirtschaftlichkeit

Auf Nachfragen, wie die Stadt darauf reagiere, verwies Bürgermeis­ter Werner Baum kürzlich auf Pläne, neben den bereits angeschlossenen Gebäuden von Grundschule, Kindergarten und Schwesternwohnheim sowie einigen privaten und kommunalen Wohnhäusern auch das Kulturzentrum Forsthaus und ein städtisches Mietshaus in der Oettinger Straße mit der Fernwärme zu versorgen. Zudem stehe die Stadt in Verhandlungen mit der Hochschule für angewandtes Management (HAM).

Anpassungsfähige Vögel

Weniger Probleme mit der Kälte haben dagegen die rund 300 Weißstörche, die aktuell im Freistaat überwintern – Tendenz steigend. Für sie besteht nach Auskunft des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) keine Gefahr. „Im Schnee stehende Störche irritieren immer wieder verdutzte Anwohner“, berichtet LBV-Expertin Oda Wieding. „Kälte und Schnee machen den Großvögeln aber kaum etwas aus, da sie die Wärme viel besser speichern können als zum Beispiel kleine Singvögel.“

Zudem seien Störche anders als kleine Vögel nicht auf tägliche Nahrung angewiesen – bis zu einer Woche können sie fasten. Verschlechtert sich das Wetter oder wird das Futter zu knapp, weicht „Adebar“ nach Süden in Richtung Bodensee oder Frankreich aus. „Winterflucht“ nennt sich das.

Ansonsten finden Weißstörche – die eigentlich klassische Zugvögel sind – in Bayern aber zunehmend den gesamten Winter über Nahrung. Auf dem Speiseplan stehen zum Beispiel Mäuse oder kleine Fische. Die lange Reise über die Türkei bis nach Ostafrika oder über Gibraltar nach Westafrika nehmen die eleganten Segler immer seltener in Kauf.

Ob und wie weit die Tiere wandern, zeigen die Daten einiger vom LBV mit Satellitensendern ausgestatteter Störche im Internet unter lbv.de/senderstoerche. Die im Landkreis Pfaffenhofen/Ilm geborenen Tiere „Frieda“ und „Bembo Sparky“, die sich auf ihrem Weg auch länger in Markt Berolzheim und Alesheim aufgehalten haben, befinden sich gerade beispielsweise in Spanien. Wer einen überwinternden Storch sieht, kann diesen auf derselben Seite dem LBV melden.

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