Treuchtlingen: Gedenken an die Opfer der Kriege

19.11.2018, 06:04 Uhr
Treuchtlingen: Gedenken an die Opfer der Kriege

© Benjamin Huck

Für die einen sei es ein Sonntag wie jeder andere. Doch eigentlich sollte der Volkstrauertag – der seit 1952 stets am vorletzten Sonntag vor dem 1. Advent begangen wird – ein Tag zum Nachdenken sein, sagte Treuchtlingens zweiter Bürgermeister Richard Zäh bei der zentralen Gedenkfeier am Nagelberg. Vor allem im Gedenkjahr 2018, in dem in den vergangenen Tagen an das Ende des Krieges erinnert wurde.

„Viele junge Menschen verloren in den Kriegen ihr Leben und deshalb sollten wir vor allem den jungen Mitbürgern in Erinnerung rufen, wie wertvoll der Frieden ist“, so Zäh. Doch die angesprochenen jungen Mitbürger waren beim Gedenken am Sonntagvormittag kaum vertreten. „Wir sollten dankbar sein, dass wir auf der Sonnenseite der Erde leben“, so Zäh, „in einem Europa, das friedlich und freundschaftlich geworden ist.“ Wer die Berichte der immer weniger werdenden Zeitzeugen hört, die Opfer von Flucht und Vertreibung wurden, erhält ein Bild davon, wie leidvoll das Leben im Krieg war.

Der Frieden müsse uns etwas Wert sein, aber er habe auch seinen Preis. „Wir sollten die Gehässigkeiten lassen und für mehr Mitmenschlichkeit im täglichen Leben eintreten“, sagte Zäh. Die Erinnerung sei ein Auftrag an alle Menschen, die Gegenwart und Zukunft zu gestalten.

Treuchtlingen: Gedenken an die Opfer der Kriege

© Benjamin Huck

Der evangelische Pfarrer Bastian Müller sprach in seiner Rede auch ein anderes Datum an, das sich heuer jährt: den Beginn des Dreißigjährigen Krieges im Mai 1618. Dieser nicht absehbare Schrecken habe Schätzungen zufolge 40 Prozent der damals 16 Millionen Einwohner Europas das Leben gekostet, in machen Landstrichen waren es sogar 70 Prozent. Wie in allen Konflikten seien nicht nur die Toten die Opfer gewesen, sondern auch die unzähligen Hinterbliebenen.

Gemeindereferentin Gisela Neumann, die den erkrankten katholischen Pfarrer Matthias Fischer vertrat, erinnerte an die Hoffnungen, die die Menschen hatten, als der „Große Krieg“ 1918 nach vier Jahren beendet wurde. „Für uns ist es kaum nachvollziehbar, wie ein paar Jahre später ein noch größerer Krieg hat ausbrechen können.“

Die Vertreter der Kirchen riefen dazu auf, die Opfer nicht zu vergessen, die zahlreichen Kinder, Frauen und Männer, die in den Kriegen gestorben sind und die auch heutzutage immer noch ihr Leben verlieren – sei es, weil sie einer Minderheit angehören, weil sie Opfer von Terrorismus werden, sie Widerstand gegen ungerechte Zustände leisten oder weil sie in Augen mancher Menschen fremd sind. Einig sei allen der Wunsch auf eine Versöhnung zwischen den Völkern.

Treuchtlingen: Gedenken an die Opfer der Kriege

© Benjamin Huck

An der vom Posaunenchor und Gesangverein musikalisch umrahmten Veranstaltung nahmen wieder Abordnungen der Soldatenkameradschaft, des Reservistenverbands, der Schützenvereine, des VdK sowie der Feuerwehren, von Rotem Kreuz, Technischem Hilfswerk und Polizei teil. Zudem waren der Trachtenverein, der Reitverein und der Verein Historischer Uniformen mit ihren Fahnen vor Ort.

Wie schon seit Jahrzehnten haben Schüler der Grundschule und der Senefelder-Schule die Gräber der unbekannten Toten geschmückt. Die Kriegsgräberstätte am Nagelberg, deren Einrichtung vor 60 Jahren begann, ist die flächenmäßig drittgrößte in Bayern. Über 2500 Menschen fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Auch in den Dörfern rund um Treuchtlingen trafen sich die Menschen, um das Andenken an die Opfer von Krieg und Gewalt zu wahren.

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