Treuchtlingen und die Welt 2018: Besser als gedacht?

8.1.2018, 06:08 Uhr
Treuchtlingen und die Welt 2018: Besser als gedacht?

© Patrick Shaw

Dabei ging der Rathauschef in seiner mittlerweile zehnten Neujahrsrede gewohnt hart mit den globalen Entwicklungen ins Gericht. Den „Verlust von Ethik und Moral, vor allem in einigen Spitzenetagen von Konzernen“, sowie Steuerbetrug und kriminelles Handeln, selbst in humanitären Bereichen wie der Medizin, könne man „ohne Übertreibung der neoliberalen Ideologie zuordnen“. Mehr Kontrolle und Strafen seien zwar ein erster Schritt, aber nicht genug, „so lange Gewinnmaximierung um jeden Preis unser wirtschaftliches Handeln bestimmt“. Ethik und Moral seien deshalb „in alle Bildungsbereiche [...] als Hauptfach zu integrieren“, sodass unethisches Verhalten nicht nur strafrechtliche, sondern auch gesellschaftliche Konsequenzen nach sich ziehe.

Vergleichsweise gering muten dagegen aus Sicht des Bürgermeisters die Probleme der EU an. Ja, die Politik habe die Bürger auf dem Weg in ein vereintes Europa zu wenig „mitgenommen“. Und ja, die zentralistische Bürokratie in Brüssel führe basisdemokratische und effiziente Bemühungen vor Ort bisweilen ad absurdum (Stichwort Subsidiarität). Aber dies seien meist vergleichsweise kleine Ärgernisse, und es werde zu wenig gesehen, „was alles in Brüssel klug und sinnvoll für alle Europäer gestaltet wurde“.

Neben gemeinsamen Regeln am wichtigs­ten ist dabei für Baum die friedensstiftende Idee hinter einem vereinten Eu­ro­­pa der einstigen Todfeinde. Doch gerade diese Vision bekomme „wegen kleinstaatlicher Egoismen, Aufsteigen nationalistischer Ideologien, Streit über die gemeinsame Lösung der Flüchtlingsfrage und ähnlicher Auseinandersetzungen plötzlich große Risse“. Dabei müsse doch jedem Europagegner klar sein, dass „wenn wir miterleben, wie derzeit die USA mit ihrem Präsidenten Donald Trump ihre Rolle als führende demokratische Nation der Welt nach und nach verlieren, [...] wir ein demokratisch getragenes, zuverlässiges und starkes Europa brauchen“. Ein Eu­ropa der Abschottung „versündigt sich an der Zukunft unserer Gesellschaft“, so der Rathauschef.

Am politischen Tun und Lassen in der eigenen Stadt fand Baum indes weniger auszusetzen. Lang ist die Liste der Erfolgsmeldungen – von der Umgestaltung der Stadtmitte, dem Neubau der Senefelder-Schule und der Modernisierung der Altmühltherme über den Bau des neuen Rotkreuz-Seniorenzentrums und die geplante Ansiedlung der psychosomatischen Bezirksklinik als Ersatz für das städtische Gesundheitszentrum bis hin zu den Investitionen bei Altmühltaler, Alfmeier, Regens Wagner, den Rummelsbergern, der Lebenshilfe und der Hochschule.

Angesichts der hohen Gewerbesteuereinnahmen und Einsparungen der vergangenen Jahre gehe es der Altmühlstadt auch finanziell „gar nicht so schlecht, wie es oft dargestellt wird“, so Baum. Dabei gelte es nicht zu vergessen, dass „die Ausgaben des einen immer auch die Einnahmen des anderen sind“ – die Investitionen der Stadt also „auch Arbeitsplätze in Treuchtlingen und der Region sichern“.

In ein Fettnäpfchen trat der Bürgermeister am Schluss dann aber doch. Wohlwollend lobte er neben dem bürgerlichen Engagement aller Treuchtlinger insbesondere das der Feuerwehren und kündigte dabei den Neubau des Gerätehauses in Gundelsheim ab Mitte dieses Jahres (wir berichteten) sowie des Stützpunktgebäudes in der Kernstadt „für 5,5 bis 6 Millionen Euro ab März 2020“ an. Nur hatte er letztgenannte Zahlen samt Zeitrahmen offenbar noch mit niemandem aus der Wehr besprochen, sodass deren Vertreter im Saal aus allen Wolken fielen. Hier gibt es zum Jahresbeginn wohl noch einiges an Klärungsbedarf...

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