Treuchtlingen will Corona-Modellstadt werden

31.3.2021, 19:59 Uhr
Im April vergangenen Jahres war der gesamte Treuchtlinger Wallmüllerplatz wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen für die Öffentlichkeit gesperrt, die Geschäfte in der Stadtmitte durften seither kaum einmal öffnen. Das Modellprojekt "Tübingen plus" soll nun durch vorsichtige Öffnungen Anreize für mehr (Schnell-)Tests setzen, deren Daten dann in eine differenziertere Lockdown-Strategie einfließen könnten.

© Patrick Shaw Im April vergangenen Jahres war der gesamte Treuchtlinger Wallmüllerplatz wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen für die Öffentlichkeit gesperrt, die Geschäfte in der Stadtmitte durften seither kaum einmal öffnen. Das Modellprojekt "Tübingen plus" soll nun durch vorsichtige Öffnungen Anreize für mehr (Schnell-)Tests setzen, deren Daten dann in eine differenziertere Lockdown-Strategie einfließen könnten.

Die Altmühlstadt bewirbt sich zusammen mit 45 weiteren Kommunen zwischen 11.000 und 100.000 Einwohnern sowie zusätzlich zum Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen um eines der voraussichtlich acht Mandate für das Vorhaben, "Tübingen plus". Für den Kreis hat Landrat Manuel Westphal dies schon vorige Woche beantragt und bei den Bürgermeistern um Unterstützung für das Konzept geworben, das "möglichst schnell wieder ein normales wirtschaftliches, gesellschaftliches und kulturelles Leben ermöglichen soll".


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Im Treuchtlinger Rathaus scheint die Nachricht von Gesundheitsminister Klaus Holetschek, dass sich die Stadt trotz ihrer geringen Größe auch eigenständig beteiligen kann, aber erst am Dienstag (30. März) angekommen zu sein. Bürgermeisterin Becker reagierte umgehend – ärgert sich aber über die in ihren Augen unglückliche Fristsetzung: "Deadline ist der 6. April, Stichtag für den Inzidenzwert der 7. April. Das ist direkt nach Ostern!", weist sie auf die über die Feiertage nicht besetzten Ämter hin.

Zudem stand die Rathauschefin noch am Mittwoch (31. März) vor dem Problem, dass das Landratsamt keine Inzidenzwerte der einzelnen Kommunen mehr veröffentlicht, weil dies in kleineren Gemeinden dazu führen könnte, dass einzelne Infizierte identifizierbar werden. "Wo sollen wir dann nach Ostern so schnell die Zahlen herbekommen?", fragt Becker.

Gute Chancen wegen Alleinstellungsmerkmalen

Um Modellstadt zu werden, muss der Inzidenzwert der Kommune stabil um die 100 liegen. Die Stadt muss über genug Testkapazitäten verfügen, es muss ein digitales Kontaktmanagement geben (zum Beispiel die "Luca-App"), und die Gemeinde sollte nicht an einen Corona-Hotspot angrenzen. Zudem will das Gesundheitsministerium Städte mit verschiedenen Schwerpunkten wählen.


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Letzteres könnte Treuchtlingen zugute kommen, hat die Altmühlstadt doch mit ihren Tourismus- und Gesundheitsangeboten sowie der Therme ein Alleinstellungsmerkmal. „Da sehe ich gute Chancen“, so Becker. Auch die zentrumsnahen großen Arbeitgeber wie Alfmeier, KraussMaffei und Altmühltaler könnten ein interessanter Aspekt sein.

Den Sinn einer solchen Öffnungsperspektive sieht die Rathauschefin nicht in einer Art "Wettrennen" um schnellere Lockerungen, sondern darin, dass sich "mehr Leute auf Corona testen lassen", wenn sie dadurch im Alltag wieder mehr Freiheiten erhalten. Das sei wichtig, um künftig differenziertere Schutzmaßnahmen zu etablieren. "Ein Test reicht da aber nicht, es kommt auf die Frequenz an", so Becker.

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