Treuchtlinger Einzelhändler freuen sich auf Neustart

19.4.2018, 06:04 Uhr
Treuchtlinger Einzelhändler freuen sich auf Neustart

© Patrick Shaw

Das „Wallifest“ muss heuer zwar baustellenbedingt ausfallen, dafür sollen die ebenfalls vom Gewerbeverein organisierten „Herbstlichter“ am 21. September größer ausfallen als sonst. Nach Angaben der Vereinsvorsitzenden Christina Kühleis sorgen das Neuburger Traumtheater, die Latin-Jazz-Band „Café Late“ und der Treuchtlinger Musiker Holger „Holm“ Maurer für Stimmung bei der mittlerweile zehnten Einkaufsnacht.

Die aktuellen Baustellen verlangen den Anliegern der Bahnhofstraße zwar einiges ab – dem Geschäft scheint es aber nicht zu schaden. So hat Kühl­eis von drei Einzelhändlern gehört, dass sie ihren Umsatz während der Sperrungen sogar steigern konnten. Außerdem gab es ein Lob für die Bauarbeiter, die stets den Zugang zu allen Geschäften sichergestellt hätten, etwa durch Öffnungen in den Absperrungen.

Doch nicht nur optisch soll die Stadtmitte mit der Zeit gehen, das Gewerbe soll auch digitaler werden. Deshalb entsteht zusammen mit der Zukunftsinitiative Altmühlfranken eine Internetplattform, auf der sich die Treuchtlinger Einzelhändler präsentieren sollen. Dabei geht es nicht um einen Online-Shop, sondern um eine Art Branchenbuch mit Informationen zu Angebot und Öffnungszeiten.

„Die Besucher der Seite können nach einem Produkt oder einer Dienstleistung suchen und bekommen dann das passende Geschäft angezeigt“, beschreibt Tina Kühleis das Konzept. Die Plattform lebe allerdings von der Pflege durch die Einzelhändler. Um besser gefunden zu werden, sollen diese künftig auch stärker bei Facebook für sich werben.

Freies Internet für Kunden

Ein anderes Angebot für die Kunden stellte Wilma Vogel von der Stadtverwaltung vor – den Freifunk. Besucher der Treuchtlinger Stadtmitte können sich kostenlos bei diesem Wlan-Netzwerk anmelden und dann beim Arzt im Wartezimmer, im Café oder beim Friseur im Internet surfen.

Einzelhändler oder Privatleute, die selbst zum Ausbau des Freifunks beitragen möchten, benötigen einen Router, der mit dem bestehenden Telefon- und Internetanschluss verbunden wird und dann aufs Internet zugreift, ohne auf das private Netz des Anbieters zurückzugreifen. Wer selbst Freifunk anbieten möchte, muss einmalig 35 Euro für den Router bezahlen. Für das, was die Nutzer später im Internet tun, muss der Anbieter nicht haften.

Dazu passen die Pläne für die Weihnachtsaktion des Gewerbevereins, die heuer ebenfalls digitaler werden soll. Ein Bürger hat einen Selfie-Wettbewerb vorgeschlagen: Die Kunden sollen beim Einkaufen ein besonders lus­tiges Selbstporträt im Laden knipsen und es dann ins Internet stellen. Dort sucht eine Jury des Vereins die beste Aufnahme aus und vergibt einen Preis.

Was wäre schön, was realistisch?

Gedanken über die Zukunft des Einzelhandels macht sich auch einer der fünf „Thementische“ im Rahmen des Stadtentwicklungsprojekts „Treuchtlingen 2030“. Vier Mal im Jahr trifft sich das neunköpfige Gremium unter dem Vorsitz von Max Böhm, um sich neue Konzepte für die Innenstadtentwicklung zu überlegen.

Demnächst möchte sich die Gruppe die Parkplatzsituation in der Stadtmitte näher anschauen und die „Wildparker“ zählen, die länger als die erlaubten zwei Stunden auf einem Platz stehen. Außerdem will der Thementisch eine Art Marktanalyse erstellen um zu erfahren, welche Geschäfte in Treuchtlingen noch fehlen und welche Ansiedlungen realistisch wären.

Bürgermeister Werner Baum bat die Einzelhändler in diesem Zusammenhang, nach außen für den Standort Treuchtlingen zu werben. Er appellierte an die Bürger, nicht bloß Leerstände zu zählen, sondern auch zu schauen, welche Geschäfte in letzter Zeit neu eröffnet haben. „In manchen Häusern wollen die Eigentümer ihre Läden einfach nicht mehr vermieten. Das können wir dann schlecht als Leerstand zählen“, so Baum.

Das Stadtoberhaupt geht fest davon aus, dass der Wallmüllerplatz zu Beginn des Volksfests am 6. Juli wieder offen und alle Bauarbeiten erledigt sein werden. Nur in einem kleinen Abschnitt der Ringstraße werde es noch Einschränkungen geben. Am Wochenende drauf soll in Anwesenheit von Delegationen der Partnerstädte auch der neue „Partnerschaftsplatz“ offiziell eingeweiht werden.

Mehr Mitglieder im Verein

Die Zahl der Mitglieder des Gewerbevereins wächst stetig. So gehören neue Cafés, ein neues Schuhgeschäft und bald auch ein neuer Optiker zum Verein, der nun 68 Mitglieder zählt. Gut 20 waren bei der Jahresversammlung anwesend und bestätigten bei den turnusgemäßen Wahlen den Vorstand einstimmig im Amt.

Vorsitzende ist weiterhin Christina Kühleis, ihre Stellvertreterin ist Jessica Henke. Schriftführer bleibt Heinz Bosch, Ralf Lenik ist weiterhin Kassier. Sabine Pietsch und Albrecht Feldhäuser prüfen die Kasse. Als Beisitzer bestätigt wurden Gabriele Dollinger, Gernot Schwarz und Gertrud Norys. Von Seiten der Stadt ist nun Wilma Vogel Beisitzerin, die den ehemaligen Chef der Kur- und Touristinformation, Christoph Schmitz, ablöst.

Der Kommentar:

Ausgerechnet Treuchtlingen?

„Sind Sie sicher, dass Sie nach Treuchtlingen wollen?“ Diese Frage erwartet man vielleicht am Bahnhofschalter in Berlin oder beim Taxi­fahrer in München, wenn man dort den Ortsnamen nennt. Doch diese Frage scheinen einige Zeitgenossen tatsächlich auch Einzelhändlern zu stellen, die sich in der Altmühlstadt niederlassen wollen.

So erging es jedenfalls einem Schmuckgeschäft in der Bahnhofstraße vor vier Jahren und nun auch einer Frau, die dort vor kurzem ein Café eröffnet hat. Es soll Bürger geben, die, sobald sie Pläne für ein neues Geschäft mitbekommen und den neuen Inhaber treffen, fragen, ob er oder sie sich denn wirklich sicher seien, ausgerechnet nach Treuchtlingen zu kommen.

Das wurmt Bürgermeister Werner Baum natürlich, der dieses Verhalten jüngst bei mehreren Bürgerversammlungen angesprochen hat. „Weil sich dann nämlich die potenziellen Einzelhändler bei mir melden und fragen, was denn mit Treuchtlingen nicht stimmt“, berichtete er aus mehrfacher Erfahrung.

Wer so pessimistisch durch die Stadt geht, sollte sich nicht wundern, wenn immer mehr Geschäfte schließen und manche Läden lange verwaist bleiben. Deshalb lautet unsere Empfehlung: Statt abzuschrecken, sollte jeder Bürger Treuchtlingens beim Einkauf in Weißenburg oder Gunzenhausen von den Vorzügen seiner Heimatstadt schwärmen und aktiv die Leerstände bewerben. Vielleicht ist dann in Zukunft mehr los...

Keine Kommentare