Treuchtlinger ist berühmten Komponisten auf der Spur

27.8.2014, 07:29 Uhr
Treuchtlinger ist berühmten Komponisten auf der Spur

© TK/Stanka

Fanny Hensel ist bei Laien eine eher unbekannte Komponistin, auch wenn sie als bedeutendste Vertreterin der Romantik gilt. Sie ist die ältere Schwes­ter von Felix Mendelssohn-Bartholdy, und sie war nicht weniger musikalisch begabt als ihr weltberühmter Bruder. Aber irgendwie schafften und schaffen es Komponistinnen nicht so leicht zum ganz großen Erfolg.


So war das auch bei Fanny Hensel. Sie wurde 1805 als Tochter des Bankiers Abraham Mendelssohn geboren. Als Jugendliche genoss sie im strengen Elternhaus eine vorzügliche Ausbildung und wurde gemeinsam mit ihrem Bruder von Carl Friedrich Zelter auch in der Kunst des Komponierens unterwiesen. Nach der Heirat mit dem Kunstmaler Wilhelm Hensel förderte auch dieser das musikalische Schaffen seiner Frau.


Die Komponistin war überaus fleißig. Etwa 250 Lieder und 200 Klavierstücke, Kammermusik, Chorlieder und geistliche Werke flossen aus ihrer Feder. Einiges davon ist verschollen. Ihr Werkverzeichnis enthält 466 Kompositionen. Dieses Verzeichnis wurde von Renate Hellwig-Unruh auch erst im Jahr 2000 erstellt.


Ein langes Leben war Fanny Hensel indes nicht vergönnt. Ebenso wie ihr berühmter Bruder verstarb sie jung, und zwar im Alter von 42 Jahren – nur wenige Monate vor ihrem vier Jahre jüngeren Bruder. Beide erlagen Schlaganfällen.


Raimund Schächer ist über das Verzeichnis von Hellwig-Unruh auf noch unveröffentlichte Werke der Komponistin gestoßen, die bislang einfach nicht beachtet worden waren. Die Original-Handschriften dazu liegen in der Staatsbibliothek in Berlin im Mendelssohn-Archiv. Sie stammen aus der mittleren und späten Schaffens­periode der Komponistin aus den Jahren 1833/34, 1841 sowie 1846. Im Anhang ist noch ein Frühwerk der damals erst 15-jährigen Fanny Hensel beigefügt. Schächer beschreibt die Klaviermusik als sehr romantisch. Zur Motivation gefragt, warum er sich die Mühe mache und in Kleinarbeit handschriftliche Noten aus Archiven der Allgemeinheit zugänglich macht, sagt Schächer, dass es einfach ein Steckenpferd von ihm sei.


Mit der Erstausgabe dieser Stücke sind nun wahrscheinlich die letzten bislang unveröffentlichten Stücke der Komponistin herausgegeben. Rund 140 Klavierwerke sind nun zugänglich.


Mit der Herausgabe der vier Bände ist die Bemühung Schächers um das Werk Hensels noch nicht abgeschlossen. Sein Fernziel ist es nun, dass die von ihm herausgegebenen Stücke auch von einem professionellen Klavierspieler eingespielt werden. Die von Schächer veröffentlichten Werke waren seit fast 200 Jahren nicht mehr zu hören...


Der Verlag „Furore“, der die Werke auflegte, ist übrigens ein Musikverlag, der sich als einziger weltweit ausschließlich der Veröffentlichung von Noten und Büchern von und über Komponistinnen beschäftigt und CDs mit Aufnahmen ihrer Werke vertreibt. Im nächsten Jahr feiert der Verlag sein 25-jähriges Jubiläum. Weitere Informationen und die Noten gibt es im Internet unter www.furore-verlag.de.

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