Treuchtlinger Kantorei: 100. Geburtstag ohne Gäste

TREUCHTLINGEN - Mit einem Festgottesdienst, Ehrungen und zwei Konzerten mit dem Posaunenchor hätte die Treuchtlinger Kantorei am Sonntag, 10. Mai, ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert – wäre da nicht die Corona-Pandemie. "Seit Mitte März herrscht Stillstand in Sachen Chorarbeit", bedauert Kirchenmusikdirektor Raimund Schächer. "Die Enttäuschung über das nicht stattfindende Jubiläum ist bei mir natürlich groß".

Gegründet wurde die Kantorei am 18. März 1920 als "Evangelischer Kirchenchor Treuchtlingen" im Nebenzimmer des Hotels Adler. Erster Chorleiter war der Lehrer Munker. Seit 1950 leiten hauptamtliche Kantoren das Ensemble – als erstes Helmut Scheller von 1950 bis 1956. Er führte unter anderem im evangelischen Vereinshaus die Bach-Kantate "Erschallet ihr Lieder" auf. In der Amtszeit von Helmut Schott (1964 bis 1974) wurde der Chor in "Evangelische Kantorei Treuchtlingen" umbenannt.

Seit Oktober 1985, also seit fast 35 Jahren, leitet nun Raimund Schächer das Ensemble. 1997 erhielt es erneut einen neuen Namen, den es bis heute trägt: Treuchtlinger Kantorei. Die großen Aufführungen in Zusammenarbeit mit dem Volksbildungswerk am Dritten Advent in der Marienkirche gibt es seit 1992. Zu hören waren dort seither zum Beispiel das Weihnachtsoratorium und die "Johannes-Passion" von Johann Sebastian Bach, der "Messias" von Georg Friedrich Händel, die "Schöpfung" von Joseph Haydn, die "Krönungsmesse" von Wolfgang Amadeus Mozart oder die Symphonie "Lobgesang" von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Unter der Ägide von Raimund Schächer wuchs der Chor von 25 auf bis zu 45 Sängerinnen und Sänger an. Bei den großen Aufführungen kommen stets noch bis zu 15 Gastsänger hinzu. Derzeit besteht das Ensemble aus 35 Mitgliedern, davon mehr als die Hälfte aus den umliegenden Gemeinden der Dekanate Pappenheim und Heidenheim. Damit ist die Treuchtlinger Kantorei zugleich ein Dekanats-Kirchenchor – weshalb er auch zahlreiche A-Cappella-Konzerte in beiden Dekanaten gibt.

Langjährige Konzerttraditionen

Ein Höhepunkt für die Kantorei ist das seit 1985 jährlich im Sommer stattfindende Chorkonzert im Heidenheimer Münster, wohin es stets eine stattliche Besucherzahl zieht. Mehrere Chorreisen führten die Kantorei unter anderem 1991 nach Wisla in Südpolen, 1992 ins Mecklenburgische Levin und 2000 nach Kremsmünster in Österreich.

Für das ausfallende Jubiläum fasst Raimund Schächer nun als Ersatztermin den 11. Oktober ins Auge. Vorausgesetzt, die Corona-Krise ist bis dahin weitgehend überwunden, soll es einen Festgottesdienst in der Markgrafenkirche geben. Am 22. November folgt dann voraussichtlich das Jubiläumskonzert mit Mozarts "Krönungsmesse" und der Bach-Kantate "Erschallet ihr Lieder" in der Marienkirche. Außerdem soll dieses Jahr dem Kantor zufolge "wenigstens auf jeden Fall noch eine Festschrift erscheinen". Aus der Chronik des vor 100 Jahren gegründeten Chors gebe es noch so einiges Interessantes zu berichten.