Treuchtlinger Krankenhaus: Nicht alle haben eine Stelle

28.6.2018, 05:57 Uhr
Treuchtlinger Krankenhaus: Nicht alle haben eine Stelle

© Benjamin Huck

Nach einer Betriebsversammlung im November 2017 hatten die 110 Mitarbeiter die Möglichkeit, sich bei verschiedenen Einrichtungen zu bewerben: der Stadt Treuchtlingen als bisherigem Arbeitgeber, dem Klinikum Altmühlfranken, das in Gunzenhausen eine neue Station für Altersmedizin baut, den Rotkreuz-Kreisverband Südfranken, der gegenüber der Altmühltherme ein neues Pflegeheim errichtet, sowie den Bezirkskliniken Mittelfranken, die in einigen Jahren am jetzigen Standort des Stadtkrankenhauses eine psychosomatische Fachklinik eröffnen wollen.

Ein großer Teil der Belegschaft hat das Angebot wahrgenommen, sich bis Januar zu bewerben. Knapp drei Viertel konnten in ein neues Arbeitsverhältnis vermittelt werden. Das Klinikum Altmühlfranken wird 33 Mitarbeiter einstellen, bei zwei Personen fehlt noch die Zusage. Das Rote Kreuz hat 16 Angestellte übernommen – neun in der Hauswirtschaft, sechs in der Pflege und einen in der Verwaltung. Zudem wird die Stadt in der Altmühltherme und den Stadtwerken sechs Personen weiterbeschäftigten.

Nicht ins Profil gepasst

Doch nicht jeder hat bereits einen neuen Job gefunden. 25 Personen haben sich gar nicht an dem Bewerbungsverfahren beteiligt. 18 Mitarbeiter hatten sich zwar beworben, passten allerdings nicht zu den Anforderungen der neuen Arbeitgeber. Manche Betroffene hatten sich auch beim Bezirksklinikum in Ansbach vorgestellt, in der Hoffnung, eines Tages ins neue Haus nach Treuchtlingen zurückkehren zu können. Zu einem Arbeitsvertrag kam es allerdings nicht. „Manche Mitarbeiter haben sich gar nicht beteiligt, andere haben alles versucht, doch das Profil hat nicht gepasst“, fasst Bürgermeis­ter Baum die Situation zusammen. Zwölf Mitarbeiter verließen zudem das Stadtkrankenhaus aufgrund anderer Arbeitsplätze auf eigenen Wunsch.

Ganz übergangslos werden alle Mitarbeiter nicht auf ihre neuen Stellen wechseln können. Die innere Beleg­abteilung und die Akutgeriatrie werden zum 30. September geschlossen. Am 31. Dezember schließt das Treuchtlinger Krankenhaus dann komplett. Das Klinikum Altmühlfranken stellt seine gut 30 neuen Beschäftigten allerdings erst zum 1. Juni 2019 ein. Denn in Gunzenhausen wird die geriatrische Station komplett neu gebaut. Die Arbeiten sind in vollem Gange, werden aber wohl erst Ende 2019 angeschlossen sein, so Klinikchef Jürgen Winter.

Der Personalrat der Stadt Treuchtlingen hat deshalb einen Sozialplan ausgearbeitet. Die Mitarbeiter werden von der Stadt zum 31. Dezember gekündigt und erhalten eine Abfindung. Für fünf Monaten müssen sie dann Arbeitslosengeld I beantragen, ehe sie im Juni in Gunzenhausen ihre neue Stelle antreten. Eventuelle Härtefälle seien im Sozialplan berücksichtigt worden, sagt Personalratschef Walter Meyer.

Parallel zu dem Bewerbungsverfahren hat Rathaus-Geschäftsleiter Chris­tian Kundinger auch mit potenziellen Arbeitgebern in der nähren Umgebung Kontakt aufgenommen und abgefragt, ob diese Arbeitsplatzangebote für noch nicht vermittelte Mitarbeiter unterbreiten können. Hierzu gehören etwa die Diakonie Neuendettelsau, das Klinikum Eichstätt, die Donau-Ries-Kliniken, Anregiomed in Ansbach, die Arbeiterwohlfahrt und die Rummelsberger. Mitarbeiter, für die es noch kein Angebot gab oder die sich überhaupt noch nicht beworben hatten, konnten sich dort vorstellen. „Bei der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt im Bereich Gesundheit gehe ich davon aus, dass auch diese Menschen bald einen Stelle finden“, meint Bürgermeis­ter Baum.

Am 1. Januar 2019 wird das Krankenhaus zunächst menschenleer sein. Das Inventar wie Betten, Stühle oder sonstige medizinische Möbel bleibt bis Mitte des Jahres im Haus, möglicherweise übernimmt das Klinikum Altmühlfranken Teile davon. Rathauschef Baum kann sich aber auch vorstellen, manche Dinge an Einrichtungen in ärmeren Ländern zu spenden.

Unterbrechungsfreie Versorgung

Bis zum Herbst 2019 muss die Stadt das leergeräumte Krankenhaus an die Bezirkskliniken übergeben. Diese sind gerade in der Planungsphase, ob sie das bestehende Gebäude in die neue psychosomatische Fachklinik integrieren oder es komplett abreißen. Auf jeden Fall abgerissen wird das bisherige Pflegeheim. Um diese Arbeiten muss sich die Stadt kümmern.

Wichtig ist allen Beteiligten zu betonen, dass die medizinische Versorgung nicht unterbrochen wird. Auch Rainer Braun, Geschäftsführer des Rotkreuz-Kreisverbands Südfranken, spricht von einer unterbrechungsfreien Fortsetzung der Geschäftsführung und Einrichtungsleitung des Senioren- und Pflegeheims aus Ressourcen des Roten Kreuzes bis zur Betriebsaufnahme des Seniorenzentrums an der Altmühl­therme. Die Versorgung der Heimbewohner bleibe trotz der Schließung des Gesundheitszentrums sichergestellt.

Braun setzt auf einen sanften Übergang für die Bewohner des Senioren- und Pflegeheims sowie die Gewährung bevorzugter Belegungsrechte. Er wisse aber auch, dass es für einige Mitarbeiter schwierig werden könnte. So müssen sich die Hauswirtschafterinnen vom Kochen in der Großküche aufs Kochen für die Familie umstellen. Denn jede der vier Gruppen im neuen Pflegeheim wird von einer eigenen Küche versorgt, die nur unwesentlich größer ist als die Küche eines Einfamilienhauses.

Insgesamt werden 98 Personen am Standort des Rotkreuz-Heims arbeiten, die meisten kommen aus der bisherigen Einrichtung. „Damit überschreitet der Kreisverband die Schwelle von 600 Mitarbeitern, das sind fast 20 Prozent Zuwachs“, so Braun.

Noch ungeklärt ist die Zukunft des Medizinischen Versorgungszentrums. Das soll auf jeden Fall in Treuchtlingen bleiben, allerdings laufen noch Gespräche über einen Standort, so Bürgermeister Baum. Eventuell könnte es in der neuen Fachklinik unterkommen. „Bislang gibt es noch kein Ausweichquartier, aber wir können uns eine Containerlösung vorstellen“, so Klinikchef Winter. Bis Mitte 2019 soll die Einrichtung in der Wettelsheimer Straße bleiben.

Das gilt auch für die internistische Gemeinschaftspraxis Dr. Seidel und Dr. Hauser, die wohl schon neue Räume gefunden hat. Dr. Bringfried Seidel, einer der Mitinhaber, bestätigt auf Nachfrage, dass die Praxis auch in Zukunft in der Treuchtlinger Stadtmitte bleibe. Der genaue Eröffnungstermin am neuen Standort hänge allerdings von der Umbaugenehmigung und der Verfügbarkeit der Handwerker ab. Doch er rechne damit, Mitte 2019 die neue Praxis eröffnen zu können.

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