Treuchtlinger leben sicher

13.4.2017, 06:05 Uhr
Treuchtlinger leben sicher

© Pixabay

Das entspricht einem Rückgang um fast elf Prozent – trotz der Flüchtlingskrise, die die ebenfalls in die Statistik einfließenden ausländerrechtlichen Verstöße wie illegale Einreise oder Meldepflichtsverletzungen landesweit um denselben Anteil steigen ließ. Noch dazu klärten die Treuchtlinger Beamten mit 72,9 Prozent beinahe drei von vier Straftaten auf. Für Bayern und Mittelfranken lag die Quote nur bei knapp zwei Dritteln der Fälle.

Wie sicher die Bürger in einer Region leben, gibt am einfachsten die Kriminalitäts-Häufigkeitszahl (HZ) wieder. Für sie wird die Zahl der jährlichen Straftaten auf 100.000 Einwohner hochgerechnet. Im Bereich der Treuchtlinger Polizei, der den gesamten südlichen Landkreis umfasst, lag sie im Jahr 2016 bei 3512. Das sind zwölf Prozent weniger als die rechnerischen 3990 Fälle im Jahr zuvor.

Anders ausgedrückt: Im vergangenen Jahr hat durchschnittlich jeder Neunundzwanzigste Treuchtlinger, Pappenheimer oder Solnhofener eine Straftat begangen. Das entspricht dem Landkreis-Durchschnitt (HZ 3577) und liegt deutlich unter den Zahlen für Mittelfranken (5479), Bayern (6871) oder gar die Großstadt Nürnberg (9018). Hier ist allerdings zu beachten, dass vor allem in die gesamtbayerische Statistik ein hoher Anteil an ausländerrechtlichen Verstößen einfließt. Ohne sie läge auch die landesweite Häufigkeitszahl nur bei 4785.

Das Altersspektrum der Straftäter im Treuchtlinger Raum hat sich im vergangenen Jahr kaum verändert. Unter den 462 ermittelten Tatverdächtigen (Vorjahr: 501) waren 14 Kinder (plus 3), 35 Jugendliche und 44 Heranwachsende (jeweils minus 4).

Die Zahl der Delinquenten ohne deutsche Staatsbürgerschaft sank in der Region von 153 im Jahr 2015 auf 130. Das ist zwar ein Minus von 15 Prozent, dennoch sind damit 28 Prozent der mutmaßlichen Straftäter Ausländer (bundesweit 34,4 Prozent), während ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung nur bei rund elf Prozent liegt. Falsch ist allerdings das Vorurteil, die Ausländerkriminalität sei wegen der vielen Flüchtlinge so hoch. Zieht man die rein durch die Zuwanderung bedingten Verstöße ab, stellen vielmehr Rumänen und Türken mit Abstand die meisten nichtdeutschen Straftäter.

„Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung kann weiterhin als gut bezeichnet werden“, zieht für die Altmühlstadt Polizeichef Dieter Meyer Bilanz. Dies liege unter anderem an der niedrigen Zahl und der hohen Aufklärungsquote von sogenannten Rohheitsdelikten wie Körperverletzung, Raub, Nötigung, Bedrohung, Menschenraub und Zwangsheirat. Bei 189 Fällen im vergangenen Jahr (ebenso viele wie 2015) konnten die Treuchtlinger Ordnungshüter nur sechsmal keinen Täter ermitteln.

Viel sicherer als gefühlt

Diese guten Zahlen sollten jedoch „nicht darüber hinwegtäuschen, dass Opfer von Gewalttaten oft lang unter den Folgen leiden“, gibt Polizeichef Meyer zu bedenken. Insbesondere gefährliche Körperverletzungen würden häufig im öffentlichen Raum begangen und hätten großen Einfluss auf das Sicherheitsempfinden. Dabei ist ihre Zahl in der Region seit mehreren Jahren mit 22 konstant niedrig, und auch die übrige Straßenkriminalität hat um stattliche 39 Prozent auf nur noch 77 Fälle abgenommen.

Ein Grund für dieses positive Abschneiden ist laut Meyer, dass es 2016 am Treuchtlinger Bahnhof keine längeren Zwischenstopps von Fußball-Fanzügen mehr gab. In der Vergangenheit hatten Schlachtenbummler in der Stadt immer wieder randaliert, gepöbelt und geschlägert. Zudem konnte die Polizei ihre Aufklärungsquote in diesem Bereich von knapp 16 auf gut 27 Prozent nahezu verdoppeln.

Sogar um mehr als die Hälfte gesunken ist die Zahl der Sachbeschädigungen an Fahrzeugen. Die Täter fanden die Ordnungshüter allerdings nur in vier von 23 Fällen (Vorjahr: drei von 48). Überhaupt keinen Ermittlungserfolg hatten die Beamten bei den 14 Fällen von Vandalismus im öffentlichen Raum (Vorjahr: einer von 22). In diesem Bereich ist die Treuchtlinger Polizei nach Worten ihres Inspektionsleiters „ganz besonders auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen und für jeden auch noch so unwichtig erscheinenden Hinweis dankbar“.

Nicht ganz so stark, aber ebenso rückläufig ist die Zahl der Diebstähle, von denen die Polizei vergangenes Jahr im südlichen Landkreis 114 registrierte (Vorjahr: 125). Sehr negativ auf das Sicherheitsgefühl wirkt sich indes das Plus an Wohnungseinbrüchen aus, deren Zahl mit acht im Jahr 2016 gegenüber fünf im Vorjahr aber immer noch relativ gering war. Wegen Ladendiebstahls gingen 28 Anzeigen ein (Vorjahr: 22). Drei Autos wechselten unfreiwillig den Besitzer.

Keine Chance für Drogendealer

Eine lupenreine Aufklärungsquote können die Treuchtlinger Beamten für 2016 bei den Rauschgiftdelikten vorweisen. Alle 43 Fälle (Vorjahr: 51) wurden geklärt. Allerdings schwanken die Zahlen hier von Jahr zu Jahr stark, da sie maßgeblich von Zufallstreffern bei Kontrollen sowie von Folgeanzeigen abhängen. Nichtsdestotrotz will die Polizei „Betäubungsmittelverstöße auch im ländlichen Bereich ständig intensiv beobachten und aufklären“ sowie „in jedem Stadium und jedem Einzelfall mit einer Null-Toleranz-Strategie entgegentreten“.

Einen Kriminalitäts-Schwerpunkt konnte die Polizei laut Meyer im vergangenen Jahr in Südmittelfranken nicht ausmachen. Sehr genau beobachte man aktuell die Tages- und Dämmerungseinbrüche. Ein weiterer Hauptaugenmerk liege auf Treuchtlingen als Bahnknoten, in dessen Umfeld jährlich rund 80 Einsätze auflaufen.

Mehr als erfüllt haben die hiesigen Beamten das 2011 gesetzte Ziel, bis 2016 die Aggressions- und Straßenkriminalität um 20 Prozent zu senken. In der Altmühlstadt sanken die entsprechenden Zahlen sogar um 32 beziehungsweise 54 Prozent.

Drei Einsätze des vergangenen Jahrs sind Polizeichef Meyer und seinem Team besonders in Erinnerung geblieben. Der wohl aufsehenerregendste war Anfang Juli die Reizgas-Attacke zum Auftakt des Treuchtlinger Volksfests. Ein 18-Jähriger hatte hinter dem Bierzelt „unglücklich mit Pfefferspray hantiert“. 48 Gäste erlitten Reizungen und mussten teils stationär behandelt werden. Eine Panik konnten die Einsatzkräfte jedoch verhindern. Das Strafverfahren gegen den leichtsinnigen Täter ist mittlerweile eingestellt, da der 18-Jährige nicht vorsätzlich gehandelt habe. Ihm drohen jedoch diverse Schadensersatzklagen.

Eine Vielzahl von Einbrüchen konnte die Treuchtlinger Polizei zudem im September aufklären. Seit Juni war ein Unbekannter in Solnhofen in acht Anwesen eingebrochen, darunter die Grundschule, der Hobbysteinbruch, ein Kiosk, eine Zahnarztpraxis, ein Getränkemarkt und eine Pizzeria. Zudem hatte er in Eßlingen ein Auto und ein Navigationsgerät gestohlen sowie weitere Einbrüche in Treuchtlingen und Weißenburg begangen. An den Tatorten gesicherte Fingerspuren und Videoaufnahmen führten die Beamten zu einem 20-Jährigen, der mittlerweile in Untersuchungshaft sitzt.

Eine dreiste Geschichte tischte den Ordnungshütern schließlich ein 27-jähriger Treuchtlinger auf. Sein neues Auto sei ihm gestohlen worden, behauptete er und löste damit eine Fahndung aus. Am Ende stellte sich jedoch heraus, dass der Mann mit seinem Wagen auf der Autobahn bei Würzburg liegengeblieben war und die Verkehrspolizei das herrenlose Fahrzeug abgeschleppt hatte. Einen vernünftigen Grund für seine „Räuberpistole“ konnte der Mann nicht angeben.

Keine Kommentare