Treuchtlinger Parareiterin Elke Philipp will den Titel

1.6.2019, 16:18 Uhr
Treuchtlinger Parareiterin Elke Philipp will den Titel

© Stefan Lafrentz

Göteborg, Rio de Janeiro, Tryon und Doha: Elke Philipp hat schon viele Wettkämpfe rund um den Globus bestritten – Weltreiterspiele, Paralympics und andere große Turniere. Doch so nah an ihrer Heimat misst sich die Treuchtlingerin selten mit anderen Reitern: Am ersten Juni-Wochenende kämpft Philipp bei der „Pferd International“, den deutschen Meisterschaften im Parareiten, in der Münchener Olympia-Reithalle um Medaillen.

„Ich freue mich natürlich, dass ich mal vor heimischem Publikum starten kann“, sagt Philipp. Die 55-Jährige peilt in ihrer bayerischen Heimat einmal mehr den Titel an. Es wäre nicht ihr erster Triumph bei nationalen Meisterschaften. In Grad 1, der Klasse mit dem größten Handicap, würde sie den Titel dann sogar zum sechsten Mal in Folge verteidigen.

Gute Chancen auf die Titelverteidigung

„Ich bin zuversichtlich zu gewinnen, außer es ist irgendetwas mit dem Pferd“, sagt Elke Philipp. Natürlich könne immer etwas passieren, aber mit dem Trainingsstand und vor allem mit ihrem Nachwuchspferd Fürst Sinclair, auch Spider genannt, sei sie sehr zufrieden.

Locker lässt sie es trotzdem nicht angehen, auch wenn sie schon oft bewiesen hat, dass sie mit Druck umgehen kann. „Die Spannung vor einem Wettkampf ist etwas Schönes“, sagt Philipp. Man dürfe grundsätzlich nicht zu routiniert werden, sonst würden Fehler in der Vorbereitung passieren. „Bei jedem Ritt, den ich mache, wenn es um Medaillen und Titel geht, muss ich auf den Punkt da sein und es umsetzen.“

Elke Philipp reitet schon lange um Medaillen und Titel. Sie ist linksseitig spastisch gelähmt und tritt deshalb im Parareiten an. Den Oberkörper kann sie nicht drehen. Wenn sie zu weit nach vorne kommt, fällt sie vornüber. Ihre Pferde mussten also erst lernen, mit unkoordinierten, plötzlichen Bewegungen umzugehen – für schreckhafte Fluchttiere eine schwierige Aufgabe.

Schwierige Aufgabe fürs Pferd

Auch Fürst Sinclair musste erst lernen, mit Elke Philipp als Reiterin zu harmonieren. Er kam seinerzeit als unerfahrener Sechsjähriger zu ihr. Alle bisherigen Titel bei deutschen Meisterschaften errang sie noch mit ihrem zweiten Pferd Regaliz, das jedoch seit einiger Zeit wegen einer Verletzung geschont wird.

„Fürst Sinclair hat seine Feuerprobe in den USA bestanden“, sagt Phi-lipp. Bei den Weltreiterspielen in Tryon im August sicherte sie sich mit ihm in der Para-Dressur die Bronzemedaille. Auch mit der Mannschaft wurde sie Dritte.

Doch nicht nur in Tryon habe das junge Pferd einen bleibenden Eindruck hinterlassen, auch beim Training für die deutsche Meisterschaft. „Er hat toll mitgezogen“, lobt Philipp. Fürst Sinclair sei mittlerweile aus dem Schatten von Regaliz getreten, in ihm sehe sie auf Dauer sogar „mehr Potenzial, international ganz nach vorne zu kommen“.

Tina Turner gibt den Takt an

Auch deshalb startet Elke Philipp nun in München mit Fürst Sinclair. In der Olympia-Reithalle fand gestern die Dressur-Teamprüfung statt, heute geht es beim „Championat Individual“ um die Wertung für die Meisterschaft. Am Sonntag folgt dann die zweite Wertungsprüfung im „Free-style“ beziehungsweise in der Kür.

Elke Philipp hat dafür eine Kür mit neuer Musik einstudiert. Ihr Patensohn, der Weißenburger Musiker Stefan Rauch, hat sich an einem Tina-Turner-Song versucht und die Musik an die Schrittfolge angepasst. „Mal schauen, wie es ankommt“, meint Philipp. „Simply the best“ lautet jedenfalls der Titel zu ihrem Ritt. Und Elke Philipp muss lachen: „Das sagt ja eigentlich schon alles.“

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