Treuchtlinger Polizei hat neuen zweiten Mann

27.2.2019, 06:04 Uhr
Treuchtlinger Polizei hat neuen zweiten Mann

© Micha Schneider

Dass Jürgen Brenner noch einmal bei der „Schutzpolizei“ landen würde, damit hat er selbst nicht gerechnet. Schließlich war der 55-Jährige die vergangenen 29 Jahre bei der Kriminalpolizei tätig. „Es war nach all den Jahren natürlich wieder etwas ganz anderes, die Uniform anzuziehen, aber es macht großen Spaß“, sagt Brenner und ergänzt: „Wenn man so lange bei der Kripo ist, denkt man gar nicht mehr so weit.“

Doch nun hat sich eine neue Möglichkeit für ihn ergeben: Brenner durchläuft in Treuchtlingen ein Personalentwicklungsprogramm. Im Anschluss will er sich auf ein Spitzenamt in einem der Präsidien Mittelfrankens bewerben.

Bis zum 1. Juni ist der „Neue“ im Rahmen des Programms zunächst in der Altmühlstadt aktiv, anschließend noch für drei Monate im Polizeipräsidium Mittelfranken. Auch wenn die Arbeit bei der Treuchtlinger Polizei eine gänzlich andere ist als bei der Kripo Ansbach, fiel ihm die Umgewöhnung trotzdem relativ leicht, auch wenn er grinsend anfügt: „Ein ganz großer Verkehrsrechtsexperte werde ich wohl nicht mehr.“

Die ganz harten Fälle betreut

Als stellvertretender Kommissariats- und Fachbereichsleiter für Tötungsdelikte hatte es Brenner in Ansbach zuletzt fast nur noch mit den ganz harten Fällen zu tun. Auch Kindesmisshandlung und Kinderpornographie fielen in seinen Verantwortungsbereich. Seine „größten Bro­cken“, wie er es formuliert, waren der Amoklauf am Ansbacher Carolinum vor zehn Jahren, der Sprengstoffanschlag, als ein 27-jähriger syrischer Asylbewerber vor einem Ansbacher Weinlokal eine Rucksackbombe zündete und 15 Menschen verletzte, sowie das Drama in Gunzenhausen im Juni 2018, als ein 31-Jähriger seine Frau und die gemeinsamen Kinder tötete.

2002 muss­te er zudem für einige Monate nach Tschechien. Der Bürgermeister der mittelfränkischen Gemeinde Röckingen wurde seinerzeit mit einem Draht erdrosselt, Brenner war im Ausland als Verbindungspolizist tätig. Jede Menge Erfahrung also, die der 55-Jährige seit Dezember in Treuchtlingen einbringt. „Wir profitieren davon sehr“, sagt Inspektionschef Dieter Meyer.

Eine Familie in Uniform

Seit seinem 16. Lebensjahr ist Brenner bei der Polizei. „Für mich war immer klar, entweder ich werde Astronaut oder Polizist. Ich habe mir nie einen Kopf über einen anderen Beruf gemacht.“ In Schwandorf begann er einst beim Bundesgrenzschutz, anschließend war er bei der bayerischen Landespolizei und drei Jahre lang als Schutzpolizist in Ansbach tätig.

Seit 29 Jahren ist Brenner nun bei der Kriminalpolizei. Nicht der einfachste Job, sicher. Doch irgendwie scheint er die Liebe zu seinem Beruf auszustrahlen. Brenner war zwar der erste Polizist in der Familie, nach ihm ging aber sein Bruder ebenfalls zu den Ordnungshütern. Seit einem Jahr ist auch Brenners Frau bei der Polizei, und seine jüngste Tochter will ebenfalls Polizistin werden. Sind auf Familienfeiern dann nichtpolizeiliche Gespräche wenigstens mit dem Anhang der Kinder möglich? „Meine eine Tochter hat einen Polizisten geheiratet“, schmunzelt Brenner. Auch das könnte also schwierig werden...

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