Treuchtlinger Umweltzentrum ringt um Geld und Grün

14.6.2018, 06:05 Uhr
Treuchtlinger Umweltzentrum ringt um Geld und Grün

© Patrick Shaw

Die barrierefreie Umgestaltung des Museums samt Einrichtung einer „Erfinderwerkstatt“ hatte der Stadtrat bereits im März 2017 beschlossen. Nach der Prüfung durch die Leader-Aktionsgruppe hat die Koordinierungsstelle in Nördlingen den Antrag nun bewilligt. Rund 175.000 Euro soll die Umstrukturierung kos­ten, wovon die Stadt etwa zehn Prozent trägt. 60 Prozent fließen aus dem Leader-Topf, knapp ein Drittel kommt von der Kulturstiftung der Sparkasse, der Hirschmann-Stiftung sowie dem Heimat- und Bäderverein.

Aber auch der Eintritt ins Museum wird nach dem Umbau wohl teurer. 2,50 Euro kostet er derzeit. Dafür bekommen die Besucher eine Unzahl an volkskundlichen Schätzen zu sehen, die Museumsgründer Josef Lidl in den 1970er Jahren zusammengetragen hat, darunter ein riesiger Fundus zur Textilverarbeitung, Musikautomaten aus dem 19. sowie Möbel aus dem 17. bis 20. Jahrhundert, aber auch Fundstücke von der Treuchtlinger Burg und eine urgeschichtliche Abteilung in Kooperation mit dem Germanischen Nationalmuseum. Viele dieser Themen soll die neue Erfinderwerkstatt erlebbar und anfassbar machen. Zwischen Café und Werkstatt sollen zudem neue Toiletten entstehen.

Die letzte Neukonzeption des Museums liegt zwar erst acht Jahre zurück, wurde aber nie komplett umgesetzt – wohl auch wegen der knappen Finanzen. Nur die Küche wurde realisiert. Nun aber steht dem Museumsteam viel Arbeit bevor. „Wir sind intensiv am Inventarisieren und Fotografieren“, erklärt Marlit Bauch. Aktuell stünden das Brandschutzkonzept und die Ausschreibung der Sanitäranlagen an.

Was die Zahlen angeht, liegt laut Bauch ein „recht vernünftiges Jahr“ hinter dem Museum – nicht zuletzt dank der Sonderausstellung zur Treuchtlinger Wirtshauskultur. Knapp 3800 Besucher zählte das Haus, ein Rekord im Fünf-Jahres-Vergleich. Da der Starttermin für den Umbau noch nicht steht, werde es heuer allerdings keine Sonderausstellung geben.

Ordnung muss sein

„Massive Widerstände“ schlagen indes dem Naturparkzentrum entgegen – ausgerechnet wegen ungemähter Wiesen. Diese „Blühflächen“ sind ein Modellprojekt des Naturparks zur Förderung der Artenvielfalt. Doch obwohl Deutschland laut der sogenannten Krefelder Studie binnen der vergangenen 30 Jahre fast 80 Prozent seiner Insekten-Biomasse verloren hat, gleichen viele Privatgärten nach wie vor eher Steinwüsten oder „grünem Beton“. „Das ist dramatisch“, so Bauch. Manche Gemeinden seien deshalb dazu übergegangen, ihre Grünflächen nur noch zwei bis drei Mal im Jahr zu mähen. In Treuchtlingen sorge aber schon der punktuelle Wildwuchs im Zuge des Projekts „Blühende Arche“ für Proteste der Bürger. „Damit sollte sich der Stadtrat beschäftigen“, meint Bauch. Eine intakte Natur sei schließlich auch ein Faktor für den Tourismus.

Unzufrieden ist die Leiterin des Infozentrums auch über die schwindende Unterstützung aus München. Die Förderung für Programmhefte und andere Medien schrumpfe Jahr für Jahr, sodass die aktuellen Broschüren „Natur und Geschichte erleben“ und „Freizeitprogramm für Kids“ statt vom Umweltministerium heuer von der Sparda-Bank finanziert werden mussten. Ein eigenes Marketing-Budget habe das Zentrum ohnehin nicht.

Das schlägt sich in einer Stagnation der Teilnehmerzahlen an den Führungen durch Stadt und Umland nieder. Rund 9100 waren es im Jahr 2017 bei insgesamt 288 Terminen. Fast schon zu viel Interesse gebe es lediglich an der Reihe „Versteckte Schönheiten im Naturpark Altmühltal“. Der Grund: „Sie spricht Abenteuerlust und Voyeu­rismus an“, so Bauch. Manche Geheimtipps wie etwa das Naturwaldreservat Goppelt vertrügen aber nicht mehr Besucher. Interesse wecken sollen hingegen die neuen Infopulte am Altmühltal-Panoramaweg zwischen Stadthalle und Burgstall, die der dortige Kindergarten gestaltet hat.

Ein touristisches Stiefkind ist schließlich noch immer die Karlsgraben-Ausstellung. Dort sank die Besucherzahl deutlich von 1250 im Jahr 2014 auf nur noch knapp 700 im vergangenen Jahr. Die hohe Vergleichszahl ist allerdings auch der damaligen Sonderausstellung „Großbaustelle 793“ geschuldet. Um den Zuspruch wieder zu steigern, möchte Marlit Bauch nach Abschluss der derzeitigen archäologischen Ausgraben „den gesamten Verlauf des Karlsgrabens mit einem Wander- und Radweg erlebbar machen“. Außerdem fehle es an Personalstunden für die Betreuung der Ausstellung.

Keine Kommentare