Unabhängigkeit der Grabener Kirche ist in Gefahr

26.3.2018, 06:04 Uhr
Unabhängigkeit der Grabener Kirche ist in Gefahr

© TK-Archiv/Patrick Shaw

Am 21. Oktober wählen die rund 1500 evangelischen Kirchengemeinden in Bayern ihre neuen Laiengremien. Finden sich für die dreiköpfige Leitung der Grabener Kirche, die seit knapp einem Jahr zum Gemeindeverbund Dettenheim/Dietfurt/Graben/Schambach gehört, nicht mindestens sechs Kandidaten, muss der jetzige Vorstand weitermachen und spätes­tens in einem Jahr eine Nachwahl ansetzen. Bringt auch das nichts, werde der Kirchenvorstand mit dem einer Nachbargemeinde zusammengelegt, warnte Ernst Auernhammer, seines Zeichens seit 24 Jahren Mitglied des Gremiums und Ortssprecher im benachbarten Grönhart. „Ihr verliert dann wahrscheinlich die Herrschaft über eure Grabener Kirche oder müsst sie sogar zusperren!“

Dies unterstrich auch Nicole Heinrichmeyer. Die Religionspädagogin hat nach sechs Jahren Vakanz seit Ende vergangenen Jahres die zweite Pfarrstelle in Dettenheim, Graben, Dietfurt und Schambach inne. „Ich habe mir schon gedacht, dass ich bei der Bürgerversammlung viele treffe, die man nie in der Kirche sieht“, scherzte sie. Als Kirchenvorstandsmitglied könne man aber in seiner Gemeinde „viel gestalten und bewegen“.

Dieser Appell richtete sich explizit auch an die Neubürger im „Mandlfeld“. Das Baugebiet am westlichen Ortsrand hat die ansonsten eher schwindende Einwohnerzahl des Dorfs im vergangenen Jahr um fünf auf 236 steigen lassen. 35 davon waren zur Versammlung ins Gasthaus „Zum Karlsgraben“ gekommen, wo Ortssprecher Walter Bosch Neubürger und Alteingesessene gleichermaßen begrüßte.

Baugebiet wächst

Bürgermeister Werner Baum berichtete, dass dieses Jahr weitere elf Bauplätze im Mandlfeld erschlossen werden. Die Arbeiten vergab der Treuchtlinger Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung. Von 13 angeschriebenen Unternehmen gaben allerdings nur zwei ein Angebot ab. Das günstigste kam mit rund 374.000 Euro von der Firma Thannhauser aus Fremdingen. Sie wird nun Straße, Wasserleitungen und Kanalisation bauen. Im Haushalt waren dafür 423.000 Euro veranschlagt. Einen Teil der Kosten übernehmen zudem die Stadtwerke, sodass bei der Kommune ein Anteil von knapp 332.000 Euro verbleibt.

Zudem soll noch heuer der langgewünschte Spielplatz zwischen den beiden Bauabschnitten entstehen. Dies war im Etat eigentlich erst für 2019 vorgesehen und sollte 40.000 Euro kosten, die nun bei der Erschließung eingespart werden. Der Stadtrat stimmte der Vergabe einstimmig zu. Laut Baum gibt es für die elf Bauplätze bereits 20 Bewerbungen, wobei darunter sicherlich auch Doppelbewerbungen parallel zu den Bauplätzen im Treuchtlinger „Winkel“ seien. Wer einen Platz bekommt, entscheide sich voraussichtlich im Sommer

Ortssprecher Bosch wünschte sich in diesem Zusammenhang, dass zwei bis drei der Grundstücke für die bauwilligen Grabener reserviert werden. Dem gegenüber zeigte sich das Stadtoberhaupt aufgeschlossen, betonte aber, dass die Kommune die Flächen nicht jahrelang zurückhalten könne. Mit einem Zeitfenster von zwei bis drei Jahren könne man den Ortsansässigen aber wohl entgegenkommen.

Beginnen soll die Neuerschließung laut Baum im Herbst, und zwar gemäß dem Bebauungsplan über den Tändle­weg, nicht über die Schotterpiste weiter westlich Richtung Bubenheim. Den Anwohnern gefällt das nicht sonderlich. Ebenso kritisierten sie die Verwahrlosung eines noch unbebauten Grundstücks im ersten Bauabschnitt. So lange dadurch keine öffentlichen Flächen beeinträchtigt werden, könne die Stadt aber „nichts machen“, so der Rathauschef. Ebenso wie in zahlreichen anderen Ortsteilen bat er die Dorfbewohner überdies um mehr „Innenentwicklung“, also die Bereitstellung unbebauter Flächen im Ortskern.

Unabhängigkeit der Grabener Kirche ist in Gefahr

© Wikipedia GFDL/Franzfoto

Wo ist die Pumpe geblieben?

Mit Blick auf Ausflügler und Touris­ten reklamierte Gastwirtin Schmidt, dass es an der Europäischen Wasserscheide, die am Nordende des Karlsgrabens verläuft, seit einiger Zeit keine Pumpe mehr gibt. Mit ihr konnten Besucher das Wasser wahlweise in eine Rinne Richtung Rhein und Nordsee oder Richtung Donau und Schwarzes Meer plätschern lassen. Zahlreiche Gäste seien eigens deshalb ins Dorf gekommen.

Bürgermeister Baum erklärte, dass es diesbezüglich „wohl Stress mit dem Nachbarn gab“. Passanten hätten die Schlegelpumpe im Sommer auch immer wieder penetrant betätigt, obwohl der Brunnen trocken lag, und damit störenden Lärm verursacht. Er wolle sich aber um eine Lösung bemühen.

Braucht die Jugend einen Raum?

Genervt sind die Grabener schließlich von den Verzögerungen bei der Einrichtung des geplanten Jugendraums im Dachgeschoss der Dorfscheune. „Ich bedauere das ebenfalls“, räumte Baum ein. Er habe den Bau stets unterstützt, die Dorfgemeinschaft habe sogar schon aus den Restbeständen der Altmühltherme die Einrichtung besorgt, und es sei ausgemachte Sache gewesen, dass für den Raum kein zweiter Fluchtweg nötig sei. Nun fordere das Landratsamt aber doch eine Außentreppe. Bauamtsleiter Jürgen Herbst werde sich dem Thema bei seinem Ortsteilbesuch annehmen.

Einige Grabener sahen die Sache ohnehin anders. Der Raum sei „überflüssig, da ihn die Jugend sowieso nicht nutzen wird“, meinten sie. „Die jungen Leute können ja nicht mal mehr miteinander reden, sondern nur noch am Handy chatten. Was sollen sie mit einem Raum?“, so der Tenor.

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