Wahl in Treuchtlingen: Werner Baum will's nochmal wissen

3.3.2020, 06:04 Uhr
Wahl in Treuchtlingen: Werner Baum will's nochmal wissen

© Benjamin Huck

Der Sozialdemokrat gibt sich ziemlich leutselig, so wie man es auf dem Land eher bei einem CSU-Politiker vermuten würde. Gesangsrunden mit dem Akkordeon, Gespräche im Bierzelt oder Seniorennachmittage gehören dazu. Als Chef der Verwaltung ist er viel auf Festen unterwegs, die er zusammen mit seinen Mitarbeitern ins Leben gerufen hat – etwa die Kulturschmankerl, das Fest der Kulturen oder die Treuchtlinger Schlossweihnacht. "Wir müssen auf Qualität setzen, nur so kommen auch die Besucher", meint Baum, der selbst seit 35 Jahren Vorsitzender des Burgvereins ist und dort das historische Burgfest auf die Beine gestellt hat. Sein Ziel: den Menschen etwas zu bieten und Treuchtlingen auch für Gäste bekannter zu machen.

Einige Bürger hingegen hadern mit den Entwicklungen in der Stadt. So gab es zwar mehrere Runde Tische zur Erneuerung der Innenstadt, die mit der Neugestaltung des Wallmüllerplatzes auch ihren Abschluss fand. Viele Treuchtlinger seien trotzdem unzufrieden und blickten nur auf das, was nicht gut läuft: "Ich hätte auch gern wieder ein Geschäft für Männerbekleidung, doch der familiengeführte Einzelhandel ändert sich eben", so Baum.

Ein weiteres Streitthema in den vergangenen sechs Jahren war die Schließung des Stadtkrankenhauses. Die Klinik sei bei vielen Treuchtlingern mit Emotionen verbunden gewesen, etwa als Ort, an dem vielen Bürger ihre ersten, aber auch ihre letzten Tage verbracht haben, räumt der Rathauschef ein. Doch ein Krankenhaus dieser Größe könne in Deutschland nicht mehr kommunal betrieben werden. Eine Folge des Gesundheitssystems, das die Einrichtungen erst stärker fördert, wenn eine gewisse Anzahl an Behandlungen erreicht wird – was in Treuchtlingen nicht mehr der Fall war. Umso zufriedener ist Baum, dass mit der Ansiedlung der psychosomatischen Fachklinik des Bezirks Mittelfranken unter seiner Regie eine Nachnutzung für die Fläche gefunden wurde.

Wasserthema unterschätzt

Die Nutzung einer anderen Fläche treibt den Bürgermeister hingegen weiter um: die der Firma Altmühltaler in der Treuchtlinger Stadtmitte. Nach dem im vergangenen Jahr aufgekochten Streit um die geplante zusätzliche Grundwasserentnahme des Unternehmens herrscht aktuell Stillstand. Baum gibt zu, dass er es unterschätzt habe, wie emotional sowie mit welcher Vehemenz und Härte über das Thema diskutiert wurde. Dadurch sei die Stadtentwicklung aktuell ausgebremst worden. Im Fall seiner Wiederwahl will er die Aussiedlung weiter angehen.

Doch es ist nicht der Bürgermeister allein, der über die Geschicke der Stadt entscheidet. Dahinter stehe der 24-köpfige Stadtrat, der viele Beschlüsse der vergangenen Jahre oft einstimmig mitgetragen habe, auch wenn der Bürgermeister danach meist in der "Schusslinie" stehe. Das sei etwa auch bei der Sanierung der Altmühltheme der Fall, so Baum. Gut elf Millionen Euro wird der Umbau die Stadt am Ende wohl kosten, dazu kommt ein jährlicher Betriebskostenzuschuss von derzeit noch mehr als zwei Millionen Euro – der in Zukunft dann deutlich darunter liegen soll.

Vieles einstimmig beschlossen

Auch diese Entscheidung, die den städtischen Haushalt über Jahre belastet, habe der Stadtrat mit großer Mehrheit getroffen. "Wir können aber nicht wegen einer Aufgabe alle anderen Aufgaben der kommunalen Daseinsvorsorge herunterfahren", meint Baum und spielt damit auf die von der CSU geäußerte Pläne an, beispielsweise die Stadtbibliothek zu schließen, wenn die Kommune den Gürtel enger schnallen muss.

Dabei verweisen Baum und die SPD in ihrem Wahlprogramm auch auf die rund 66 Millionen Euro an Investitionen (ohne Zuschüsse), die in seiner Amtszeit in der Gesamtgemeinde investiert wurden – nicht für Luxus, sondern um die Infrastruktur zu erhalten. Immerhin 21 Millionen Euro gingen davon in die Ortsteile, die also nicht zu kurz gekommen seien, wie es mitunter von anderen Parteien und Wählervereinigungen behauptet werde. "Wir sind die flächengrößte Gemeinde im Landkreis, da fallen viele Aufgaben an, die nicht einfach zu stemmen sind", so Baum. Er sei dankbar, dass die Bewohner und Vereine der Ortsteile mit ihren Festen und Kirchweihen für einen guten Zusammenhalt im Dorf sorgen, auch wenn es hin und wieder Kritik gebe, etwa bei den Bürgerversammlungen.

Ortssprecher in der Pflicht

Der Rathauschef nimmt dabei auch die Ortssprecher in die Pflicht, die immerhin in jeder Stadtratssitzung Rederecht haben, sich aber unterschiedlich stark einbringen. "Es ist auch eine gewisse Holschuld vorhanden", formuliert es Baum. Das Arbeitsaufkommen sei für ihn in den vergangenen Jahren stark gewachsen, er könne deshalb nicht über alles informiert sein.

Wie wird Werner Baum den Wahltag verbringen? Am 15. März will er zunächst klassisch im Wahllokal seine Stimme abgeben, den Tag verbringt er dann mit seiner Familie. Am Nachmittag geht’s zu Kaffee und Kuchen zu Bekannten – ein Ritual aus den vergangenen Wahljahren. Die ersten Ergebnisse möchte er im engsten Kreis abwarten, bevor es dann ins Rathaus geht.

Für ihn geht es um die letzte Amtszeit, bei einer Wiederwahl möchte Baum nach 2026 das Feld den jüngeren überlassen und auch nicht erneut für den Stadtrat kandidieren. Sein Vorgänger Wolfgang Herrmann (CSU) beispielsweise tritt seit seiner Abwahl 2008 bereits zum zweiten Mal wieder als Stadtratskandidat an – wenn auch auf dem letzten Listenplatz. Den Wahlsieg will die SPD-Fraktion am Sonntag im Café Lebenskunst feiern. Hat Baum bereits einen Plan B, falls es nicht klappt mit der Wiederwahl? "Darüber werde ich erst nachdenken, wenn es soweit ist."

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