Wasserversorgung: Unter der Erde altern die Rohre

14.10.2019, 05:57 Uhr
Wasserversorgung: Unter der Erde altern die Rohre

© Micha Schneider

Der Zahn der Zeit nagt nicht nur an jedem Menschen. Auch unter der Erde, dort wo niemand etwas sieht, treten Alterserscheinungen auf – an Wasserrohren. "Das Problem ist, dass man es dort nicht sieht. Wenn die Straßen dann aufgerissen werden, regen sich die Leute auf", sagt Erwin Knoll, der Vorsitzende des Wasserzweckverbands links der Altmühl.

Doch dass die Alterserscheinungen der Rohre unter der Erde nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten, belegen alleine schon die Zahlen. Waren es in den vergangenen Jahren immer zwischen zehn und 14 Rohrbrüche im Versorgungsgebiet, ist die Zahl im letzten Jahr auf 28 gestiegen, berichtet Knoll. "Das waren so viele wie noch nie." Das Wassernetz und die Wassertürme in Bayern sind in die Jahre gekommen und brauchen immer mehr Pflege.

In den vergangenen 25 Jahren hat der Zweckverband links der Altmühl, der Ortsteile von Pappenheim, Treuchtlingen, Weißenburg, und Solnhofen mit Wasser versorgt, gut zwei Millionen Euro investiert. Davon in diesem Jahrzehnt 600 000 Euro und in den letzten vier Jahren allein 400 000 Euro. "Man sieht, der Investitionsbedarf wird immer größer", sagt Erwin Knoll und ergänzt: "Man merkt jetzt halt, dass alles sanierungsbedürftig wird."

Für den Verbraucher bedeutet das, dass das Wasser teurer wird. Im Januar erfolgte bereits eine Erhöhung des Wasserpreises von 1,30 Euro auf 1,56 Euro pro Kubikmeter. Und dass es weitere Erhöhungen geben wird, kann Knoll nicht ausschließen. "Es kann natürlich sein, dass es die gibt." Für den Neubau der rund 50 Kilometer langen Hauptwasserleitung außerorts und 33 Kilometer innerorts veranschlagt der Zweckverband über 20 Millionen Euro. Diese Summe könne der Verband mit seinen rund 1000 Abnehmern allerdings nur schwer selbst schultern. "Wir hoffen auf Zuschüsse vom Freistaat Bayern, wie es in den Sechzigerjahren der Fall gewesen sein soll", sagt Knoll.

Digitalisierung des Wassernetzes

Seinerzeit soll der Staat den Ausbau des Rohrnetzes mit bis zu 85 Prozent bezuschusst haben. In letzter Zeit waren jedenfalls schon verschiedene Investitionsmaßnahmen notwendig, laufen gerade, stehen kurz vor dem Abschluss oder sind in Planung und müssten mittel- und langfristig realisiert werden

Seit nunmehr knapp drei Jahren läuft beispielsweise die Digitalisierung des Wassernetzes. Ein Ingenieurbüro wurde beauftragt, das gesamte Leitungsnetz des Zweckverbands per GPS zu erfassen und in eine digitale Karte – dem sogenannten GIS – zu übertragen.

Das GIS ist das Geoinformationssystem, das auch bei den Gesellschaftern des Zweckverbandes – den Kommunen Pappenheim, Treuchtlingen, Weißenburg und Solnhofen – eingesetzt wird. Es ermöglicht das leichtere Auffinden der Wasserleitungen im Falle einer Leckage, also einem Loch oder einer undichten Stelle.

Die letzte Erneuerung der Hauptwasserleitungen liegt weit zurück. Das war in den 1960er Jahren. Und zur gleichen Zeit wurde auch der Wasserturm Bieswang errichtet. Zurzeit läuft dessen Sanierung: Alle Rohrleitungen wurden erneuert, der Innenputz in den Wasserkammern ebenso, auch die Elektrik und die Sensoren werden derzeit saniert. Die Maßnahmen dauern noch bis Ende 2019.

Wasserversorgung: Unter der Erde altern die Rohre

© Foto: Micha Schneider

Der Wasserturm in Osterdorf und der Turm in Rothenstein wurden sogar schon 1911 gebaut. In der letzten Verbandssitzung beschlossen die Verbandsräte, ein Ingenieurbüro damit zu beauftragen, einen Standort und ein geeignetes Bauwerk (Wasserturm oder Vorhaltebecken mit Pumpwerk) zu suchen, das geeignet ist, den bestehenden Wasserturm Osterdorf zu ersetzen.

Eine Begehung offenbarte dann gravierende bauliche Mängel, eine Sanierung komme daher wohl nicht mehr in Frage, so Knoll. Mittlerweile würden Studien vorliegen, "dass es ein neues Behältnis werden wird mit Pumpwerk", sagt Knoll. Wie genau das aussehen wird, steht aber noch nicht fest. Bereits vor einigen Jahren haben die Verbandsräte des Zweckverbands entschieden, dass bei eventuellen Kanalsanierungen auch die Hauptwasserleitungen erneuert werden.

Dies trifft nun in drei Fällen zu. Die Stadt Pappenheim baut eine Druckleitung zum Transport der Abwässer der Ortschaften Geislohe und Neudorf. Und auch die Dorferneuerung in Bieswang ist in vollem Gange. Hier werden die Kanäle und die Hauptwasserleitung ausgetauscht. Den Hauseigentümern bleibt es freigestellt, ihre Hausanschlüsse zu erneuern. Dasselbe gilt für die Dorferneuerung von Haardt.

Rund drei Millionen Euro habe der Zweckverband bereits in die oben genannten Maßnahmen investiert beziehungsweise werden diese demnächst in Angriff genommen, heißt es in einer Pressemitteilung. Sukzessive werde es aber notwendig, die Wasserleitungen insgesamt zu erneuern. Der Zahn der Zeit, er nagt eben auch an Geräten, die man unter der Erde gar nicht zu Gesicht bekommt.

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