Wegen Rohrbruchs: Muss die 120-jährige Linde weichen?

17.2.2021, 06:01 Uhr
Die große Linde in der Augsburger Straße hat ihren Ursprung um das Jahr 1900. Nun könnte ein Rohrbruch ihr Todesurteil sein.

© Patrick Shaw Die große Linde in der Augsburger Straße hat ihren Ursprung um das Jahr 1900. Nun könnte ein Rohrbruch ihr Todesurteil sein.

Seit gut 120 Jahren bewacht sie den südlichen Ortsrand von Treuchtlingen und teilt sich jedem Fußgänger und Autofahrer in der Augsburger Straße markant mit: die alte Linde unweit des Königreichsaals der Zeugen Jehovas. Nun könnte jedoch ein simpler Wasserrohrbruch ihr Ende sein. Darüber informierten Bürgermeisterin Kristina Becker und Stadtwerke-Mitarbeiter Mathias Ersfeld in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses – wobei die Rathauschefin eindringlich für eine andere Lösung als das Fällen des alten Baums plädierte.

Bei dem recht großen Wasserrohrbruch, der sich Anfang Februar in der Augsburger Straße nahe den Zeugen Jehovas ereignet hat, sind Ersfeld zufolge gut 1000 Kubikmeter Wasser ausgetreten. Dieses habe viel Erdreich ausgespült, der Asphalt des Gehwegs habe sich dadurch gehoben.

Rund 1,20 Meter dick

sie misst einen Umfang von stolzen 1,20 Metern. 

sie misst einen Umfang von stolzen 1,20 Metern.  © Foto: Patrick Shaw

Direkt angrenzend an den Rohrbruch steht zwischen dem Gehsteig und einer Gartenmauer die laut Stadtverwaltung etwa 120 Jahre alte und rund 1,20 Meter durchmessende Linde. Ihretwegen konnten die Stadtwerke schon bei der Erstreparatur des Schaden den Leitungsgraben nicht direkt angraben, weil ansonsten laut Ersfeld "die Standsicherheit des Baums gefährdet gewesen wäre". Stattdessen schoben die Techniker eine provisorische PVC-Leitung ein – benötigen nun aber möglichst bald eine langfristige Lösung.


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Da die Stadtwerke laut Ersfeld nicht einfach die gerade erst neu asphaltierte Staatsstraße aufgraben können, scheint die einzige dauerhafte Reparaturmöglichkeit, ohne die Linde zu fällen, eine sogenannte Spülbohrung zu sein. Das Problem: Eine solche Bohrung benötigt relativ große Gruben an Start- und Zielpunkt, die an der betreffenden Stelle teils auf dem Grund der Bahn liegen würden. Ganz generell ist an diesem Ort nur recht wenig Platz zwischen Bahntrasse und Bebauung.

Rettung könnte teuer werden

Bei einer Bohrung unter dem Gehsteig bestehe zudem die Gefahr, "wegen der Wurzeln des Baums nicht durchzukommen", so Ersfeld. Schon beim Einbau des jetzigen Provisoriums sei man noch in sieben Metern Entfernung auf die unterirdischen Ausläufer der alten Linde gestoßen. Überdies koste eine Spülbohrung dieser Größenordnung schätzungsweise zwischen 25 000 und 30 000 Euro – viel mehr als eine offene Bauweise.

Die Linde umzusetzen, sei indes ein Ding der Unmöglichkeit (und Unbezahlbarkeit), so der Tenor im Gremium. "Wir können den Baum aber auch nicht einfach umhauen", warnte Rathauschefin Becker. "Das ist ein straßenbildprägender Baum, und wir werden unser Möglichstes tun, ihn zu erhalten."

Da das aktuelle Provisorium zwar einen zu kleinen Querschnitt für die dauerhafte Wasserversorgung der angrenzenden Gebäude hat, für einige Wochen aber wohl seinen Dienst tut, einigten sich Ausschuss und Stadtwerke letztlich darauf, die Option einer Spülbohrung schräg am Bahngrund vorbei zu prüfen. Man werde mit dem alten Baum "möglichst sensibel umgehen", versprach Kristina Becker.

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