Wettelsheim: Familie Storch auf Schornstein Strauß

6.6.2019, 16:48 Uhr
Wettelsheim: Familie Storch auf Schornstein Strauß

© Patrick Shaw

Zusammengedrängt liegen die drei kleinen Störche im Nest auf der Schornsteinspitze der Brauerei Strauß in Wettelsheim. Vom anderen Ende des Daches beobachten die Eltern argwöhnisch, wie sich die Drehleiter der Treuchtlinger Feuerwehr nähert. Neben Kommandant Christoph Misoph steht Bernhard Langenegger vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) im Korb. Er wird die Jungvögel gleich beringen.

"Drei Küken sind durchschnittlich", sagt Langenegger, während er das erste, erstaunlich große Federbündel mit einem Stock zu sich heranzieht. Der Storchennachwuchs ist in Schockstarre. Das hilft dem Vogelschützer und bewahrt die Jungtiere davor, aus dem hoch über dem Dorf thronenden Nest zu fallen.

In manchen Storchennestern wie kürzlich in Nördlingen finde er bis zu sechs Junge, erzählt Langenegger. Das sei aber die Ausnahme, denn mit Nachwuchs, den sie nicht versorgen können, machen die Eltern kurzen Prozess. Das war heuer in Gundelsheim der Fall, wo die Altstörche eines ihrer drei Küken aus dem Nest warfen. Auch das ist Natur.

Mehr als 30 Jungstörche beringt

Zusammen mit den örtlichen Feuerwehren hat Bernhard Langenegger dieses Jahr neben den Wettelsheimer Tieren bereits drei Jungstörche in Markt Berolzheim, elf in Weißenburg, Alesheim, Trommetsheim und Fischerhaus sowie 16 in Gunzenhausen und Muhr am See beringt. Eine "Tour" steht noch aus.

Die Tiere meldet der LBV der Vogelwarte des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfzell am Bodensee. Aus späteren Sichtungen können die Forscher dann Rückschlüsse auf Zugrouten, Verhalten und Gefährdung ziehen.

So fanden die Wissenschaftler zum Beispiel heraus, warum die Weißstorch-Population in Europa in den 1980er Jahren so stark sank: Eine Dürre in Nordafrika hatte viele Vögel getötet. Aktuell sind die großen Müllkippen in Spanien ein Thema – allerdings weniger negativ, als man denken mag: Weil die Störche dort viele Mäuse und Ratten als Nahrung finden, überwintern sie inzwischen gern dort, statt weiter nach Afrika zu ziehen.

Hitze eher kein Problem

Auch die zunehmenden Hitzesommer sind für die Klappervögel eher kein Problem. "Dem Nachwuchs tut die Trockenheit gut", weiß Langenegger. Die Elterntiere spenden mit ihren Flügeln Schatten, und "Nahrung finden die Tiere genug, weil es in der Region viele Wiesen mit Heuschrecken, Maulwürfen und Mäusen gibt". Denn "Meister Adebar" frisst beileibe nicht nur Frösche, sondern "alles, was in seinen Schnabel passt".

Nicht selten tödlich sind für Störche allerdings Kunststoffbänder, die häufig in der Landwirtschaft verwendet werden. "Immer wieder finden wir die Schnüre in Nestern", erzählt Langenegger. "Die Jungen verheddern sich darin oder verschlucken sie und ersticken." Auch im Nest auf der Wettelsheimer Brauerei fanden sich bei der Beringung solche netzartigen, hellblauen Plastikfäden.

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