Wie geht es weiter mit Treuchtlingens Vereinen?

29.11.2017, 06:05 Uhr
Wie geht es weiter mit Treuchtlingens Vereinen?

© Viola Bernlocher

„Dass sich jemand 20 oder 30 Jahre lang in einem Verein engagiert, ist heute eher selten“, sagt Dorothee Bucka. Sie leitet die Freiwilligenagentur Altmühlfranken und vernetzt die verschiedenen Organisationen im Landkreis. Sie hob die seit gut 200 Jahren existierende Vereinslandschaft in Deutschland hervor, die das Land präge und oft als selbstverständlich hingenommen werde. Allerdings sei das Ehrenamt für viele Menschen ein belastetes Thema.

Ein Hauptproblem kann die fehlende Zeit sein. Viele junge Menschen aus dem Landkreis müssen pendeln und haben am Ende des Arbeitstages nur wenig Zeit. Außerdem würden Schüler auch immer mehr durch den Unterricht eingespannt. Dazu klagen fast die Hälfte aller Vereine im Land über Nachwuchssorgen, Überalterung und Überlastung. Buckas Vorschlag: das Engagement sollte zeitlich be­fristet oder projektbezogen sein. „Vereine können neue Mitstreiter gewinnen, die sich beispielsweise einmal im Jahr auf das Organisieren eines Festes konzentrieren.“ Auch könnten sich die Vereine je nach Anlass mit Schulklassen zusammentun und dann gemeinsam etwas auf die Beine stellen.

Ein anderer Grund, warum viele vor der Vereinsarbeit zurückschrecken, sei die ungleiche Verteilung der Aufgaben. „Oft liegt die Verantwortung auf einer Person – doch sie muss auf mehrere Schultern verteilt werden“, so Bucka. Denn das alte System könne auf Neulinge auch abschreckend wirken. Um jemandem die Arbeit im Verein zu erleichtern, könnte es eine Einstiegs- und Ausstiegsklausel geben, sagt Bucka: „Viele haben Angst, ihr Gesicht zu verlieren, wenn sie eine Tätigkeit aufhören. Das könnte der Grund sein, warum viele erst gar nicht anfangen.“

Bucka schlägt auch vor, sich mehr mit der privaten und beruflichen Situation der Mitglieder auseinanderzusetzen und auch die zu loben, die ihre Arbeit oft im Stillen und gewissenhaft erledigen. Ein Zeichen der Anerkennung ist beispielsweise die bayerische Ehrenamtskarte. Die kann jeder beantragen, der sich mindestens fünf Stunden pro Woche engagiert – und das zwei Jahre lang. Allein im Landkreis gibt es über 110 Akzeptanzpunkte wie Gaststätten oder Geschäfte, die einen kleinen Rabatt gewähren. Ein Zeichen der Wertschätzung sei es auch, die Mitglieder für die städtische Ehrung im Ehrenamt vorzuschlagen, die immer Anfang Dezember stattfindet.

Angst vor Haftung nehmen

Zudem sei die Angst vor Verantwortung und Haftung größer geworden. Dies habe zum Teil auch mit einer geänderten gesetzlichen Grundlage und mehr Auflagen zu tun. Um in diesem Fall Ängste auszuräumen, plant die Stadt für den nächsten Runden Tisch Ende November 2018 einen Vortrag zum Thema Vereinsrecht.

Der Runde Tisch geht auf eine Anregung im Rahmen des Stadtentwicklungsprojekts „Treuchtlingen 2030“ zurück und wurde im vergangenen Jahr vom Rathaus ins Leben gerufen. Ziel ist es, dass sich möglichst viele Vereine absprechen, etwa was die Planung von Festen betrifft. Die Kur- und Touristverwaltung führt eine Liste mit Veranstaltungen, in die sich jeder Verein eintragen kann, um Terminüberschneidungen zu vermeiden.

Bürgermeister Werner Baum bat die Organisationen, auch im August etwas anzubieten. „Nicht alle Treuchtlinger sind dann im Urlaub, und die Monate Juni und Juli würden dadurch entlastet.“ Das Stadtoberhaupt rief auch die Vereine dazu auf, sich an der Jubiläumsfeier zur 15-jährigen Städte­partnerschaft mit Ponsacco zu beteiligen. Bislang sei die Rückmeldung für eine Fahrt in die italienische Stadt vom 25. bis 27. Mai eher mäßig.

Für die Anmeldung von Veranstaltungen im öffentlichen Raum ist Anita Enser vom Ordnungsamt zuständig. Sie würde sich freuen, wenn die Vereine ihre Termine rechtzeitig anmelden: „Es ist nie zu früh dafür.“

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