Wohin mit dem Treuchtlinger Klärschlamm?

7.11.2018, 06:07 Uhr
Wohin mit dem Treuchtlinger Klärschlamm?

© Rudi Beringer/Limes Luftbild

Selbst die beste Kläranlage kommt nicht ohne Rückstände aus. Nachdem das Abwasser aus den Haushalten die drei Klärstufen durchlaufen hat, wird das gereinigte Wasser wieder in die Umwelt geleitet. Zurück bleibt der Klärschlamm, und der hat es in sich – im wahrsten Sinne des Wortes.

Früher wurde die stinkende braune Masse noch als Dünger auf die Felder gekippt. Doch nachdem sich darin immer öfter Rückstände von Medikamenten finden, muss der Schlamm mittlerweile aufwendig entsorgt werden. In Treuchtlingen holt ihn ein spezialisiertes Unternehmen ab, trocknet ihn und fährt ihn in die Müllverbrennungsanlage. Pro Jahr kommen etwa 1250 Tonnen Material zusammen.

Das mag zwar die einfachste Entsorgungsmethode sein, allerdings gehen so auch wertvolle Stoffe wie Phosphor verloren, der als Dünger verwendet werden kann. Die Stadt ist daher auf der Suche nach einer Alternative zur Verbrennung – die nach Möglichkeit auch noch Kosten spart.

Verwaltungsmitarbeiter Charly Bösel stellte in der Ausschusssitzung das Verfahren der Firma Eko-Plant vor. Sie setzt den Klärschlamm in einen abgedichteten Trog, auf dem dann verschiedene Pflanzen wachsen, die die Nährstoffe aufnehmen. Nach zwölf Jahren Laufzeit holt die Firma die nicht natürlich verwertbaren Reste ab und verbrennt sie.

Insgesamt ist das wohl eine schonende Variante, aus Sicht der Stadtratsmitglieder aber nur auf den ers­ten Blick. So kritisierte FW-Sprecher Klaus Fackler den langen Zeitraum. Niemand könne garantieren, dass es die Firma nach zwölf Jahren überhaupt noch gibt. Charly Bösel verwies indes darauf, dass es das Unternehmen bereits seit 30 Jahren gebe und an die 90 weitere Kommunen dieses System nutzen würden.

Technologie mit Tücken

Die Laufzeit behagt auch SPD-Ratsmitglied Stefan Fischer nicht, wenn auch aus einem anderen Grund. Er wies auf die unsichere Rechtslage in der Zukunft hin. Er sei überzeugt davon, dass in den nächsten zehn Jahren die vierte Klärstufe zur Pflicht wird. Aktuell laufe in Weißenburg ein landesweites Pilotprojekt, bei dem die Klärrückstände mit UV-Licht und Ozongas behandelt werden, um noch mehr Schadstoffe aus den Resten heraus zu bekommen. Wie müssten dann diese Rückstände behandelt werden, und wäre das Eko-Plant-System dann noch geeignet, fragte Fischer.

Ein zusätzliches Problem dieser Lösung sind die Flächen, die dafür benötigt werden. Denn in Treuchtlingen ist freier Platz Mangelware. Dafür müss­ten dann wohl landwirtschaftliche Flächen herhalten, die nicht im Besitz der Stadt sind und dann mindestens zwölf Jahre für eine Nutzung verloren wären. Außerdem: „Im Umweltbereich gibt es immer mehr Auflagen. Wer sagt, ob wir in zwölf Jahren die Fläche einfach so räumen dürfen, wie es heute vorgesehen ist?“, so Fischer.

Ein weiterer Punkt stößt auch den anderen Ratsmitglieder auf. So verlangt der Anbieter des Eko-Plant-Sys­tems zunächst 15.000 Euro für eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung. Stefan Fischer vermutet, dass das Gutachten ohnehin positiv ausfallen wird, habe das Unternehmen doch ein Interesse daran, seine Anlage an möglichst viele Kunden zu verkaufen. Der Sozialdemokrat wünscht sich deshalb von der Verwaltung eine Gegenüberstellung der verschiedenen Verfahren durch ein unabhängiges Ingenieurbüro. Zudem sollten Vergleichsangebote bei Wettbewerbern von Eko-Plant eingeholt werden, um zu sehen, ob es günstigere Firmen gibt.

Des Weiteren schlägt Fischer vor, zunächst andere Kommunen nach ihren Erfahrungen und Vorgehensweisen zu fragen, etwa in den Nachbarlandkreisen Donau-Ries und Eichstätt. Klaus Fackler möchte vor einer Entscheidung eine Eko-Plant-Anlage besichtigen. Außerdem kam bei der Diskussion die Überlegung auf, sich mit anderen Gemeinden bei der Entsorgung zusammenzuschließen. Bauamtsmitarbeiter Charly Bösel wies allerdings darauf hin, dass es nicht sinnvoll sei, tonnenweise Klärschlamm „durch die Gegend zu fahren“. Er halte eine dezentrale Entsorgung für besser.

Bürgermeister Werner Baum verwies auf den Kreistag. Dort stand das Thema Klärschlamm bereits auf der Tagesordnung, jedoch ohne Ergebnis. Baum schlug vor, den Punkt zunächst zurückzustellen und sich beim Landkreis zu informieren. Außerdem solle ein Büro neutrale Angebote einholen.

Wohin mit dem Treuchtlinger Klärschlamm?

© TK-Archiv/Benjamin Huck

Brücke ist „undicht“

Eine unabhängige Untersuchung gab es unlängst auch bei einem weiteren Projekt, bei dem wohl niemand die Zukunft vorhersagen kann. Die Altmühlbrücke in der Bürgermeister-Döbler-Allee ist marode, vor allem eine Dehnfuge auf Höhe der Therme bereitet Probleme. Statt der bei der letzten Sanierung im Jahr 2006 vorgesehenen Haltbarkeit von zehn Jahren war sie schon nach drei Jahren defekt und wartet seither auf den Austausch.

Bereits im Herbst 2017 hatte sich der Stadtrat dieses Themas angenommen, die Ratsmitglieder hatten sich jedoch genauere Informationen hinsichtlich Preis und Haltbarkeit der Sanierung gewünscht. In den Sommermonaten hat sich das Ingenieurbüro Wopperer nun einen Überblick verschafft. Die gute Nachricht: Die tragende Stahl­armierung ist noch nicht von Rost befallen, sodass der Stadt zumindest ein Komplettneubau der 1965 errichteten Brücke erspart bleibt.

Die schlechte Neuigkeit: Neben der defekten Dehnungsfuge funktioniert auch der Wasserablauf an einigen Stellen nicht mehr. Das Wasser steht deshalb unter der Fahrbahn, was vor allem im Winter zu zwei Problemen führt: Gelangt (Streu-)Salzwasser nach innen, greift es den Beton an; außerdem besteht die Gefahr, dass das Wasser gefriert und der Beton aufbricht. Ein Nebeneffekt der Probebohrungen des Ingenieurbüros ist allerdings, dass die Arbeiter so einen neuen Ablauf geschaffen haben, durch den das Wasser nun vorerst abfließt.

Bauingenieur Bernd Wopperer referierte im Ausschuss über die Vor- und Nachteile des in der Vergangenheit für den Brückenanschluss verwendeten „Thorma-Joints“ (günstiger) und der klassischen Dehnungsfuge (haltbarer). Marco Satzinger (CSU), der als Ingenieur ebenfalls mit dem Straßenbau vertraut ist, plädierte für die bewährte, leicht teurere Dehnungsfuge. Zudem kritisierte er Wopperers Präsentation in zwei Punkten. So gehe der von der Stadt beauftragte Ingenieur davon aus, dass die Brücke in 17 Jahren ohnehin ihre Lebensdauer überschritten hat. Sie wäre dann 70 Jahre alt. Diese Ansicht teilt Satzinger nicht, könnten solche Bauwerke bei ordentlicher Pflege auch über 100 Jahre halten.

Ein zweiter Kritikpunkt und letztlich auch eine Kostenfrage war die von Wopperer vorgeschlagene, komplette Entfernung einer Kammerwand. Satzinger hält das für unnötig, während Dieter Jänsch vom Bauamt argumentierte, dass so die Bauarbeiten besser ablaufen könnten. Der entscheidende Nachteil: Die Brücke wäre viel länger für den Verkehr gesperrt.

Der Bauausschuss beschloss am Ende einvernehmlich, eine klassische Dehnfuge bauen zu lassen. Ingenieurbüro und Verwaltung sollen nun eine detaillierte Kostenrechnung aufstellen, über die der Stadtrat dann erneut abstimmen soll. Wenn alles reibungslos verläuft, könnten die Bauarbeiten in den Sommerferien 2019 beginnen – ein Jahr später als anfangs geplant, wohl aber mit der besseren Lösung.

Neuer Kanal nötig

Ein drittes Vorhaben, das die Ratsmitglieder in der Sitzung beschäftigte und bei dem nun ein wichtiger Punkt anders als geplant verläuft, ist die Erschließung des neuen Baugebiets in der Schambacher Herrngasse. Für die vier Grundstücke südlich der Grundschule war bislang vorgesehen, das Regenwasser in eine Versickerungsmulde ablaufen zu lassen. Doch ein Guthaben hat nun ergeben, dass der Baugrund nicht für die Versickerung geeignet ist. Das Wasser könnte zu Schäden an den Gebäuden führen.

Der mit der Planung beauftragte Ingenieur Karl-Heinz Hasselmeier hat sich deshalb bereits nach Alternativen umgesehen und erläuterte, dass das Wasserwirtschaftsamt in diesem Fall sogar die Einleitung des Regenwassers in die Schambach erlaube. Allerdings müssten dafür Kanalleitungen gebaut werden, was die Sache teurer mache. Zunächst müssten auf zwei öffentlichen Flächen in der Nähe des Baugebiets kleine Durchlaufbe­cken entstehen, um bei Starkregen das überschüssige Wasser aufzusammeln. Geringe Niederschläge würden dann direkt in die Schambach abfließen.

Fast 70.000 Euro wird das laut Hasselmeier mehr kosten, was auf die Grundstückspreise umgelegt werden müsse. Deren künftige Eigentümer müssen ihre Dachrinnen dann aber auch an das neue System anschließen. Alle anderen Anlieger entlang der Strecke können das ebenfalls tun, dazu gezwungen werden sie nach Worten von Bauamtschef Jürgen Herbst aber nicht. Der Ausschuss stimmte diesem Vorgehen einstimmig zu. Durch die unerwarteten Änderungen kommt es nun auch hier zu einer Bauverzögerung von gut einem Jahr.

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