2000 Menschen trauern um Sercan

26.7.2008, 00:00 Uhr
2000 Menschen trauern um Sercan

© Sippel

Dagegen spricht, dass die meisten Menschen schwarz tragen. Und dass einige weinen. Sie weinen um Sercan S., der in Boxdorf während einer Polizeikontrolle von einem betrunkenen Autofahrer erfasst und getötet wurde (die NZ berichtete).

Mit 16 Jahren war er der älteste von drei Geschwistern. Der Vater ist alleinerziehend. Die Familie war beliebt: Der Jugendliche engagierte sich in einem Tanzprojekt des Stadttheaters und hatte viele Freunde, der Vater ist Elternbeiratsvorsitzender des städtischen Hortes «Pfisterkiste«.

Unter den Trauernden sind viele Jugendliche. Sie sind es auch, die die weißen T-Shirts in Empfang nehmen: darauf ein Bild von Sercan und der Schriftzug «Wir werden dich nie vergessen«. Viele ziehen das Shirt gleich an. Um 11 Uhr geht es los: Inzwischen etwa 2000 Menschen ziehen zur Moschee in der Steubenstraße. Die Polizei sperrt mehrere Straßen ab.

Aydin Kaval versucht, den Trauerzug zu koordinieren. Er ist Vorsitzender des Integrationsbeirates und hat mit dem starken Andrang gerechnet: «Die Familie ist sehr beliebt. Viele Vereine haben Geld gesammelt.« Bedi S. hatte Sorge gehabt, wie er die Beerdigung seines Sohnes zahlen sollte. Wenigstens diese Sorge ist nun unbegründet.

Der Sarg wird in den Hof der Moschee gestellt. Im Gotteshaus selbst wäre kein Platz für so viele Menschen. Die Trauernden stellen sich in Reihen auf: Die Männer vorn, die Frauen dahinter. Nach ein paar Worten des Dankes an die deutschen Trauernden läuft der Rest der Zeremonie auf Türkisch ab. Beim Totengebet stellt der Imam mehrere Fragen, die die Trauergemeinde im Chor beantwortet - unter anderem, wie sie den Toten in Erinnerung haben. «Gut«, schallt es zurück.

Viele Menschen weinen, aber bei einigen schwingt auch Wut und Enttäuschung mit. Nicht auf die Polizisten, «das war ein Unfall. Es war Schicksal«, meint Fatma Uckun. Nein, über Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung ärgern sich viele Türken: «Warum ist er nicht hier? Sercan war ein Kind der Stadt Fürth«, sagt Meral Deniz. Wenigstens Beileidsbekundungen wünsche man sich. Doch der OB habe keine Zeit gehabt.

Für den Weg zum Friedhof hat die VAG fünf Busse zur Verfügung gestellt. Die Menschen müssen sich um das Grab herumdrängen - trotzdem ist in der Parzelle nicht genügend Platz für alle. Viele bleiben außerhalb stehen. Der Imam spricht einige Worte, dann singen die Trauernden gemeinsam, während Angehörige das Grab zuschaufeln. «Das war’s«, sagt ein Mann mit Tränen in den Augen.

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