25 Jahre nach dem Fund: Jetzt geht es um Ötzis "Leggings"

19.8.2016, 06:00 Uhr
Gletschermumie Ötzi wurde vor 25 Jahren gefunden - jetzt gibt es neue Erkenntnisse über seine Kleidung.

© Südtiroler Museum (dpa) Gletschermumie Ötzi wurde vor 25 Jahren gefunden - jetzt gibt es neue Erkenntnisse über seine Kleidung.

Für Albert Zink ist Ötzi eine Lebensaufgabe. Der 50-jährige Biologe aus München arbeitet seit Jahren im Institut Eurac an der Drusus-Allee im Süden von Bozen. Den Wissenschaftlern in Innsbruck, wo Ötzi zunächst untersucht wurde, und später dem Team um Zink verdankt die Menschheit genaue Kenntnisse über Ötzi:  Was die 5300 Jahre alte Mumie im Magen hatte, welche Zipperlein Ötzi plagten, welche Tattoos er trug und dass er Karies hatte. 

Aber der Mann aus dem Eis ist und bleibt ein unerschöpflicher Quell für die Forschung, denn jedes noch so kleine Detail gibt spannende Einblicke, wie das Leben damals gewesen sein mag. Kurz vor dem 25. Jubiläum seiner Entdeckung am 19. September 1991 durch das Nürnberger Ehepaar Erika und Helmut Simon am Hauslabjoch haben sich Wissenschaftler nun erneut mit Ötzis Kleidung beschäftigt.

So ist seine Mütze nach der neuen genetischen Untersuchung definitiv aus Braunbärenfell, schreiben die Wissenschaftler der  Eurac im Fachjournal Scientific Reports. Der Köcher, in dem Ötzi Pfeile transportierte, besteht aus Rehleder – und nicht aus Gämse, wie es einmal hieß. Die Forscher schließen aus der Verarbeitung von Wildtieren, dass Ötzi auch jagte und nicht nur mit der Viehhaltung beschäftigt war.

Zur Fundstelle aufsteigen

Die Forscher fanden nun zudem heraus, dass der Mantel aus einer Kombination aus Ziegen- und Schafhaut gefertigt wurde. Ötzis "Leggings" wiederum setzen sich aus Ziegenleder zusammen. Eine Probe vom Lendenschurz deutet entgegen der bisherigen Annahme auf Schaf- und nicht auf Ziegenleder hin. Und die Schnürriemen seiner Schuhe stammen vom Rind – und nicht vom Bären.

Zink ist als Mumienexperte inzwischen weltweit gefragt. Schon in seiner Diplomarbeit hatte er sich mit Knochenfunden aus der Inka-Zeit in Peru befasst. In Kastl im Landkreis Amberg-Sulzbach hatte er vor zwei Jahren geholfen, die Mumie des Kindes Anna zu erhalten. Es handelt sich um die Tochter von König Ludwig dem Bayern, die 1319 als Kleinkind gestorben war und einbalsamiert in einer Vitrine im Kastler Kloster liegt.

Die Ötziforschung wird zum Jahrestag am 19. September sowieso wieder weltweites Interesse auf sich ziehen. Zum Jubiläum wird in Südtirol der "Dritte Bozener Mumienkongress" ("Ötzi: 25 years of research") organisiert. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten findet am 17. und 18. September mit einem Musikfestival im Schnalstal statt, wo der "archeoparc" Einblicke in Ötzis Lebensumstände zeigt. Zudem können erfahrene Alpinisten mit einem Bergführer auf 3250 Höhe zur Fundstelle aufsteigen.

Im Ötztal in Nordtirol treffen sich derweil jene Personen, die damals am Ötzi-Fund beteiligt waren: Der Polizist und der Bestatter, die den Eismann bargen, der Gerichtsmediziner, dem schwante, es könne sich um eine Sensation handeln — und Erika Simon als Finderin.

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