3,3 Millionen Wiesn-Besucher: Sanitäter-Attacken trüben das Bild

29.9.2019, 16:18 Uhr
3,3 Millionen Wiesn-Besucher: Sanitäter-Attacken trüben das Bild

© Felix Hörhager/dpa

3,3 Millionen Menschen haben das Münchener Oktoberfest nach Angaben der Veranstalter bis zur Halbzeit besucht. Das sind etwa so viele wie 2018, teilte Wirtschaftsreferent und Festleiter Clemens Baumgärtner (CSU) am Sonntag in München mit. Zur "Qualitätswiesn" seien viel mehr Familien als bisher gekommen. Auch die Polizei sprach von einem bislang "ruhigen Verlauf".


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Für Spannung sorgte am Sonntag die Frage, ob der amerikanische Ex-Präsident Barack Obama, der sich zur Zeit in München aufhält, dem größten Volksfest der Welt die Ehre geben wird. Eine Reservierung in einem Festzelt hatte am Samstag für entsprechende Gerüchte gesorgt, die sich aber als gegenstandslos erwiesen. Ob der Ex-Präsident komme, wisse man auch nicht, behauptete Polizei-Sprecher Marcus da Gloria Martins.

Die Polizei zog eine positive Bilanz zur Halbzeit der "Wiesn". Bis Samstag Abend zählte die "Wiesn-Wache" 1.010 Einsätze und 465 Straftaten. Das könne sich sehen lassen, wenn man bedenke, dass sich die Bevölkerung von Würzburg und Koblenz gleichzeitig auf einer Fläche von 35 Fußballfeldern tummele und dem kräftigen Wiesn-Bier zusprächen, so da Gloria Martins.

Polizisten und Sanitäter verletzt

Im Vorjahr zeigte sich die Polizei besorgt wegen der Zunahme der Fälle des Widerstands gegen Polizeibeamte. Dieser Trend habe sich 2019 nicht fortgesetzt, hieß es. Die Zahl dieser Delikte ging auf bislang neun (Vorjahr 14) zurück. Dabei wurden drei Beamte (Vorjahr zehn) leicht verletzt. Die meisten der 25 registrierten Sexualstraftaten (Vorjahr: 21) seien unter der Rubrik "Grapschen" oder "Beleidigungen mit sexueller Grundlage" einzuordnen, nur in drei Fällen (Vorjahr: zwei) werde wegen versuchter Vergewaltigung ermittelt. Von diesen Einzelfällen abgesehen würdigte die Polizei das Verhalten der Festbesucher. Die Leute seien "zurückhaltender, fast schon ein bisschen kultivierter", meinte da Gloria Martins.

Drei Sanitäter der Aicher Ambulanz Union, die seit dem vergangenen Jahr mit dem Sanitätsdienst auf dem Oktoberfest beauftragt ist, mussten allerdings nach Übergriffen ihren Dienst einstellen. In einem Fall griffen alkoholisierte Schläger eine Tragenstaffel an, im anderen Fall trat ein Patient einer Sanitäterin den den Unterbrauch, berichtete Aicher-Sprecherin Ulrike Krivec. Insgesamt versorgte der Sanitätsdienst in den ersten acht Tagen des Festes 3577 erkrankte oder verletzte Wiesn-Besucher, deutlich mehr als 2018.

Einsatzstärkster Tag war - auch bei der Polizei - wiederum der mittlere Wiesn-Samstag mit 674 Patienten. Am häufigsten wurden Alkoholvergiftungen behandelt (361 Fälle), gefolgt von verschiedensten Verletzungen (292 Fälle). In 68 Fällen lag Lebensgefahr vor, meistens wegen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Ein junger Franzose, der alkoholisiert auf einem Münchener S-Bahnhof tödlich verunglückte, geht wegen des Oktoberfest-fernen Schauplatzes nicht in die Bilanz ein.

Die ebenfalls auf dem Oktoberfest stationierte Berufsfeuerwehr hatte nach Angaben eines Sprechers bislang kaum etwas zu tun. Allerdings habe man sich um ein Erdwespennetz nahe der "Bavaria" kümmern müssen. Die Wespen hätten sich aber mittlerweile nach einigen Absperrmaßnahmen mit den Besuchern "arrangiert".

Vergesslichkeit nimmt zu

Wieviel Maß Bier zur Halbzeit konsumiert wurde, konnten oder wollten die Festwirte nicht sagen und verwiesen auf die Schlussbilanz. Die Zahl der verspeisten Ochsen (72) und Kälber (25) lag in etwa auf Vorjahresniveau. Mittlerweile bieten immer mehr gastronomische Betriebe vegetarische und vegane Speisen an. Auch beim Essen sei immer mehr "Qualität statt Quantität" gefragt, hob Wiesn-Referent Baumgärtner hervor.

Die Vergesslichkeit der Besucher hat in diesem Jahr deutlich zugenommen. Auf dem "Wiesn-Fundbüro" wurden bis Sonntag 1.370 Fundachen (Vorjahr: 865) angeliefert, darunter 240 Ausweise, 210 Smartphones und Handys, 190 Bankkarten, 170 Geldbeutel, 100 Schlüssel, 65 Brillen und Raritäten wie ein original verpackter Duschschlauch, ein Handstaubsauger, ein Ehering und ein Becken (Musikinstrument) sowie zweimal um die 500 Euro in bar. Das im Wiesn-Fundbüro alljährlich erwartete traditionelle Gebiss fand sich noch nicht ein.

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