3. November 1970: "Kontrolliert die Volksvertreter!"

3.11.2020, 07:18 Uhr
3. November 1970:

© Contino

Günter Grass gehört zu den Gründungsmitgliedern der sozialdemokratischen Bürgerinitiative in Berlin, die bald zahlreiche Nachahmungen fand. Der Schriftsteller befindet sich zur Zeit für acht Tage in Bayern, um auf insgesamt 34 Veranstaltungen aktiv in den Landtagswahlkampf einzugreifen.

Keine kleinen Gruppierungen

"Die einzige Hoffnung, die bayerischen Regierungsverhältnisse zu verändern, sind die Jungwähler", meinte Grass im Jugendzentrum. "Ich bin jedoch schwankend geworden, ob die Senkung des Wahlalters eine richtige Entscheidung war. Die Wahlbeteiligung der jungen Leute läßt jedenfalls überall zu wünschen übrig. Die Unruhe in der Jugend scheint sich noch nicht in den Parteien niedergeschlagen zu haben."

Es dürfe, so führte Grass weiter aus, keine Zersplitterung der linken Wählerstimmen geben. "Der politische Gegner profitiert von jeder kleinen Gruppierung, die ohne Aussicht auf Erfolge in den Wahlkampf eintritt."

Mit Lautsprecher zog Grass schließlich an die Lorenzkirche, um mit den Nürnbergern ins politische Gespräch zu treten. Viele allerdings gaben dem Schriftsteller in Günter Grass den Vorzug und ließen sich Bücher oder Zeitungen signieren. Am Abend sprach Grass in der Erlanger Uni.

Die Nürnberger Bürgerinitiative versteht sich selbst, nach Aussage ihres Organisators Peter Grabbe, als Schrittmacher für die SPD. Grabbe betonte jedoch, daß kein Angehöriger der Initiative der Partei angehöre.

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