4000 Roller, zahlreiche Verstöße: E-Scooter-Wahn in München

15.7.2019, 06:00 Uhr
Einmal mit dem Fuß anschieben und den Rest macht dann der Elektromotor:  E-Scooter erobern derzeit die deutschen Innenstädte.

© Sven Hoppe, NN Einmal mit dem Fuß anschieben und den Rest macht dann der Elektromotor: E-Scooter erobern derzeit die deutschen Innenstädte.

Rund 4000 der Gefährte stehen schon in der Stadt; es könnten bis zum Herbst gut 10.000 werden. München im Tretroller-Wahn. Es gibt Ministerien, die für Dienstfahrten bereits welche angeschafft haben, etwa das Bauministerium, das seine Referate auf mehrere Gebäude verteilt hat. Wie begehrt sie sind, musste Minister Hans Reichhart dieser Tage erfahren. Als er einen Scooter nutzen wollte, war keiner da.

Die anderen finden einen freien Scooter auf der App ihres Anbieters – Clevere haben sich bei allen vieren angemeldet –, manchmal sogar in ihrer Nähe. Wobei der Spaß auch schnell an seine Grenzen stoßen kann, denn die Anbieter lassen nur in der Innenstadt und auf einigen ausgesuchten Strecken den Scootern freien Lauf. Wer diese Bereiche verlässt, kommt nur noch mit lahmen fünf Stundenkilometern voran. Der Scooter-Rausch hat freilich seien Folgen. Seit vor einem Monat der erste Anbieter seine Roller verteilt hat, steigt zwangsläufig auch die Zahl der Verletzten. Sechs Unfälle hat die Polizei mittlerweile aufgenommen. Doch die Zahl derjenigen, die es noch aus eigener Kraft in die nächste Klinik oder zum Hausarzt schaffen, dürfte bedeutend höher liegen.

Das verwundert wenig. Auf den Münchener Radwegen geht es schon ohne die Scooter eng genug zu. Und auf denen stehen obendrein bevorzugt Menschen, die das Gefährt noch nicht so richtig beherrschen.

In den nächsten Monaten dürfte es dafür auf den Straßen deutlich ruhiger zugehen. Denn im Moment kassiert die Münchener Polizei jede Nacht zwischen 20 und 30 Führerscheine ein. Was die meisten nicht wissen: Für die E-Scooter gilt die übliche 0,5-Promillegrenze. Den Vogel hat dabei zuletzt ein 18-Jähriger abgeschossen. Mit 1,7 Promille im Blut und zugedröhnt mit Drogen kurvte er auf dem E-Scooter durch die Stadt, bis er in einen Streifenwagen krachte.

Wann die E-Scooter nach Nürnberg kommen, ist noch offen. Sicher ist: Es wird passieren. Die Stadt ist nach Angaben von Baureferent Daniel Ulrich derzeit mit vier Anbietern im Gespräch. Sie wollen insgesamt bis zu 2000 Elektroroller in Nürnberg verleihen.

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