98-Jähriger aus Landkreis Tirschenreuth übersteht Corona-Infektion

23.4.2020, 13:58 Uhr
98-Jähriger aus Landkreis Tirschenreuth übersteht Corona-Infektion

© Jean-Francois Badias, dpa

Zum Beispiel den 98-jährigen Alfred Kappauf aus dem Landkreis Tirschenreuth, dem Corona-Hotspot schlechthin in Deutschland. Nach zwei Wochen im Krankenhaus hat der lebenslustige Senior Covid-19 überstanden. Er ist einer von rund 700 Genesenen in dem oberpfälzer Landkreis, der inzwischen fast 100 offizielle Corona-Tote zu beklagen hat. Kappauf ist zwar noch schwach, hat aber mittlerweile wieder sein Zimmer im Senioren-Servicehaus in Fuchsmühl bezogen, das er sich mit seiner Ehefrau Monika teilt. Der 98-Jährige ist laut seiner Familie ein echtes Stehaufmännchen, das trotz einiger Schicksalsschläge nie seine Lebensfreude verloren hat.

"Mein Opa hat schon viel mitgemacht. Das zieht sich irgendwie durch sein ganzes Leben", erzählt Enkel David Kappauf. Unter anderem hat Alfred Kappauf während des Zweiten Weltkriegs eine ganze Reihe von schlimmen Situationen überstanden. So war er beim Afrika-Feldzug unter dem Befehl von Generalfeldmarschall Erwin Rommel dabei und war bei der berühmten Schlacht von El Alamein einer der wenigen Überlebenden seiner Einheit. Zuvor war das Schiff, das ihn ursprünglich nach Afrika bringen sollte, vor dem Hafen von Neapel beschossen worden und sank. Kappauf pumpte zusammen mit einigen Kameraden ein Schlauchboot auf und konnte sich als einer von wenigen der rund 500 Passagiere und Besatzungsmitglieder retten.

Später geriet der Oberpfälzer in Kriegsgefangenschaft und erkrankte an Malaria, doch das steckte er ebenso weg wie eine Krebserkrankung im hohen Alter. Bis zu seinem 95. Lebensjahr versorgten sich der rüstige Senior und seine Frau noch selber im eigenen Haus, zogen dann aber in ein Seniorenheim.

Coronavirus: Nur Sauerstoff bekommen

Anfang April stürzte Alfred Kappauf, weil er sich schwach fühlte, außerdem klagte er über Bauchschmerzen. Er kam ins Krankenhaus nach Marktredwitz, wo routinemäßig auch seine Lunge untersucht wurde. Dabei zeigten sich typische Corona-Merkmale. Sein Sohn Helmut arbeitet als Pfleger in der Marktredwitzer Klinik und veranlasste die Verlegung seines Vaters ins Krankenhaus nach Selb. Sein Sohn teilte ihm auch mit, dass sich der 98-Jährige mit dem Coronavirus infiziert hat. "Darauf hat mein Opa gefragt: ,Das war's jetzt, oder?‘", erzählt Enkel David Kappauf.

Die Infektion verlief jedoch überraschend harmlos. Nach der Verlegung nach Selb bekam Alfred Kappauf leichtes Fieber, auf die Intensivstation musste er jedoch nicht. "Er hat nur Sauerstoff bekommen", berichtet der Enkelsohn. Dr jüngst Corona-Test fiel negativ aus, vor einigen Tagen konnte Alfred Kappauf das Krankenhaus verlassen und hat offensichtlich auch seinen Humor nicht verloren: Den Brief von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum 100. Geburtstag wolle er auf jeden Fall noch bekommen, witzelt der 98-jährige gerne.

Auch die 92-jährige Helene Zürrlein aus Würzburg hat eine Corona-Erkrankung überlebt und hat damit erheblich mehr Glück als viele ihrer Mitbewohner im Würzburger Hans-Sponsel-Haus. Etwa 20 Todesfälle gab es bislang in dem Seniorenheim, das als eine der ersten Pflegeeinrichtungen in Bayern von der Corona-Pandemie erreicht worden war.

Corona-Infizierte hatte schon Darmkrebs und Schlaganfall

Helene Zürrlein wiederum scheint über den Berg zu sein, obwohl sie unter erheblichen Vorerkrankungen leidet. Vor 25 Jahren erkrankte die Seniorin an Darmkrebs, außerdem musste ihr damals eine Niere entfernt werden. Vor knapp zwei Monaten erlitt sie einen Schlaganfall und musste daraufhin ins Pflegeheim. "Man musste bei meiner Mutter davon ausgehen, dass so jemand das eigentlich nicht überleben kann", sagt ihre Tochter Waltraud Sauer, die als Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie arbeitet. Bei ihrer 92-jährigen Mutter blieb es jedoch bei einem milden Verlauf, ihre Körpertemperatur stieg nach der diagnostizierten Corona-Infektion nur langsam an, und nach eineinhalb Wochen ohne weitere Symptome schöpfte ihre Familie langsam Hoffnung.

Helene Zürrlein darf zwar bis auf Weiteres keinen Besuch empfangen, doch Pflegerinnen des Hans-Sponsel-Hauses haben sie kürzlich im Rollstuhl auf die Terrasse gebracht, damit ihre Töchter sie zumindest sehen können. Waltraud Sauer und ihre Schwester haben sie aus der Entfernung gegrüßt: "Sie hat gleich gelächelt und als erstes unsere Namen gesagt", erzählt Waltraud Sauer. Die Medizinerin ist sich nun sicher, dass ihre Mutter die Krankheit überstanden hat.


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